30-jähriger Krieg: Als am 24. Oktober 1648 gegen 21 Uhr in Münster die Glocken läuteten, war er endlich da, der Frieden. 30 Jahre hatte der verheerende Krieg gedauert, in Münster und Osnabrück wurden die wohl berühmtesten Friedensverträge der Geschichte ausgehandelt. Fünf Jahre hatten sich die Verhandlungen hingezogen – es war das erste Mal, dass ein Krieg durch Gespräche beendet wurde und nicht durch Sieg und Niederlage. Als „Weltwunder“ wird der Westfälische Friede bisweilen bezeichnet. Dass sich die großen Mächte zu ihm bewegen ließen, hatte weniger mit Humanität zu tun, sondern mit der Hoffnung, dass ihnen der Frieden mehr bringen würde als der Krieg. Auf einmal waren pragmatische Schritte möglich. Der Westfälische Frieden hatte weitreichende Folgen für die Menschen und auch für die Entwicklung Deutschlands. Es wurde der völkerrechtliche Grundstein gelegt für gleichberechtigte und souveräne Staaten, unabhängig von ihrer Größe. Und auch die beiden Konfessionen katholisch und evangelisch wurden gleichgestellt. Damit endete das Zeitalter der Religionskriege. Gut 150 Jahre hielt die Friedensordnung, ehe Napoleon sie mit seinen Feldzügen brach. Auch der Krieg selbst gilt als einer der folgenreichsten. Historiker schätzen, dass die Bevölkerung im damaligen Reich von 18 auf 11 Millionen Menschen schrumpfte. Zu den Gefallenen kamen die Toten durch Hungersnöte und Seuchen. Millionen waren auf der Flucht. Im Kriegsjahr 1634 suchten allein in der damals 15.000-Einwohner-Stadt Ulm 8.000 Flüchtlinge Unterschlupf.
Das Ende des Ersten Weltkriegs bereitete den Beginn des Zweiten Weltkriegs
Erster Weltkrieg: Jahrelang rangen die Kriegsparteien um einen Weg in Richtung Frieden. Schon im Jahr 1917 gab es Vorschläge, im Januar 1918 legte US-Präsident Woodrow Wilson einen „14-Punkte-Plan“ vor. Dennoch oder vielleicht sogar gerade deshalb kam es in der Folge zu schweren Gefechten. Jeder versuchte noch einmal, das Schicksal zu seinen Gunsten zu lenken. Das hatte auch psychologische Gründe: Seit dem Jahr 1914 waren so viele Soldaten gestorben, dass eigentlich nur ein Sieg den hohen Blutzoll rechtfertigen konnte. Das Sterben wollte kein Ende nehmen: Allein in der Schlacht von Amiens im August 1918 fielen 45.000 Soldaten. Für Deutschland wurde die Lage immer kritischer.
Erst im November 1918 wurde ein Waffenstillstand geschlossen. Das Deutsche Reich, dem die Schuld am Krieg angelastet wurde, verlor 14 Prozent seines Staatsgebietes. Der Erste Weltkrieg ist ein anschauliches Beispiel dafür, dass ein offizieller Friedensschluss auf dem Papier längst nicht immer verhindern kann, dass der Krieg in den Köpfen fortgesetzt – und irgendwann auch wieder auf dem Schlachtfeld ausgetragen wird. Ein stabiler Frieden hätte mit einem Gefühl der Gerechtigkeit, mit gesellschaftlicher Stabilität einhergehen müssen. Die 1918 erstmals ausgerufene demokratische Republik hatte von Anfang an mit Gegenwind zu kämpfen. So wurde mit dem Ende des Ersten Weltkriegs der Weg bereitet für den Beginn des Zweiten Weltkriegs.
Zweiter Weltkrieg: Der letzte Schuss des Zweiten Weltkriegs auf europäischem Boden fiel am 9. Mai 1945 in Prag. Einen Tag vorher hatte das Deutsche Reich kapituliert. In den Monaten zuvor hatte Adolf Hitler noch einmal alle Kräfte mobilisiert: Alte, Kinder, Gebrechliche mussten an die Front. Jeden Tag starben im Schnitt 15.000 deutsche Soldaten. Hitler sprach noch im Januar 1945 von einem „Schicksalskampf“. Dabei hatten die Alliierten längst die Oberhand gewonnen. Hitler entzog sich schließlich durch Selbstmord, nach mehr als fünf Jahren Krieg schwiegen die Waffen. Seine Generäle unterzeichneten die bedingungslose Kapitulation. Abgezeichnet hatte sich die deutsche Niederlage bereits im Jahr 1943, damals war die Offensive im Osten gescheitert. Eine wichtige Weiche für einen echten Frieden wurde durch die Aufarbeitung der Naziverbrechen nach 1945 gestellt. Deutschland nahm die Täterrolle zumindest im Laufe der Jahre klar an. Und noch mehr: Aus dem Tag der Kapitulation wurde nach und nach der Tag der Befreiung. Deutschland entwickelte sich zu einer Friedensgesellschaft, die mit dem Militärischen haderte. Das hing auch damit zusammen, dass mit dem Frieden der Wohlstand wuchs. Zumindest in Westdeutschland. Die Feinde von einst unterstützten die Wiedergeburt eines neuen Deutschlands – nicht nur wirtschaftlich, sie wurden auch zu Schutzmächten.
Nord- und Südkorea: Bis heute zählt die kriegerische Rhetorik des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un gegenüber dem Nachbarn Südkorea zum politischen Standardrepertoire. Der Krieg der asiatischen Staaten zog sich von 1950 bis 1953. Hinter den beiden Teilen Koreas standen zwei Großmächte: auf der einen Seite die USA, auf der anderen Seite die Sowjetunion. Sie waren es schließlich auch, die einen Waffenstillstand vorantrieben. Doch die Sorge vor einem erneuten Aufflammen der Kämpfe schwelt bis heute. Aus gutem Grund: Das Waffenstillstandsabkommen zwischen Nord- und Südkorea ist seit Juli 1953 über 100.000-mal gebrochen worden. Einen echten Friedensvertrag gibt es bis heute nicht, völkerrechtlich befinden sich die beiden Staaten im Krieg. Auf beiden Seiten des 38. Breitengrads, der Korea in zwei Staaten teilt, stehen sich mehr als eine Million Soldaten gegenüber. In Südkorea haben die USA zudem derzeit 28.500 Soldaten stationiert. Auf der anderen Seite der Grenze stärkt China die Rolle des Machthabers. Nordkorea wiederum unterstützt den russischen Präsidenten Wladimir Putin bei dessen Krieg in der Ukraine mit Waffen. Der fragile „Frieden“ verschlingt gewaltige Summen an Geld.
Die USA marschierte nach den Anschlägen des 11. September in Afghanistan ein
Afghanistan: Es war so etwas wie eine Blitzoffensive, die diesem 20 Jahre währenden Krieg in Afghanistan am 15. August 2021 ein Ende gesetzt hat. Die Taliban bejubelten ihren Sieg. Ein Kampf David gegen Goliath endete. Die USA waren nach den Anschlägen des 11. September 2001 in das Land am Hindukusch einmarschiert, als sich die Regierung in Kabul geweigert hatte, Al-Kaida-Chef Osama bin Laden auszuliefern. Mithilfe internationaler Verbündeter versuchte Washington, Afghanistan unter Kontrolle zu bekommen. Vergeblich. Die hochgerüsteten internationalen Armeen – und vor allem die westlichen Regierungen – waren erschöpft, als die Taliban schließlich die Hauptstadt Kabul einnehmen konnten. Längst hatte sich der Einsatz zu einem quälenden Endlosprojekt ohne Aussicht auf Besserung entwickelt. Sein Ausgang ist so etwas wie ein Klassiker: Kriege enden oftmals spätestens dann, wenn eine Partei keine Aussicht mehr auf Erfolg hat und der Einsatz größer ist als der Nutzen. Der Abzug der westlichen Streitkräfte erfolgte bedingungslos. Ein echter Frieden, wie er ihnen vorschwebte, war den USA in Afghanistan nie gelungen. Dazu hätte in diesem multiethnischen Land gehört, Konflikte und Interessen zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen auszuloten. Die Regierung in Kabul galt als in höchstem Maße korrupt. Die Taliban steuerten das Land seit der Machtübernahme 2021 zwar in eine ernste wirtschaftliche Krise, doch zumindest die Sicherheitslage hat sich verbessert. Insgesamt starben in den Kriegsjahren 2001 bis 2021 rund 250.000 Menschen, Millionen Menschen flüchteten. Zudem wurden 3600 ausländische Soldaten getötet – darunter 59 Soldaten der Bundeswehr.
Kosovo: Angesichts der vielen Krisen in der Welt geht eine, die direkt vor der deutschen Haustür schwelt, beinahe unter: Die Beziehungen zwischen dem Kosovo und Serbien sind angespannt, immer wieder versuchen Zündler, den Konflikt mit Provokationen anzuheizen. Dabei sollte auf dem Balkan längst Frieden herrschen. Die EU und die USA haben viel diplomatisches Geschick in die Region investiert. Zum Krieg gekommen war es im Kosovo Ende der 90er-Jahre. Vorausgegangen war der Zerfall Jugoslawiens, das Kosovo gehörte zu Serbien, kämpfte aber für seine Unabhängigkeit, gesellschaftliche Konflikte brodelten längst nicht mehr nur unter der Oberfläche. Es kam zum bewaffneten Aufstand der Kosovo-Albaner. Die Nato flog 1999 Luftangriffe gegen Serbien, um Kriegsverbrechen serbischer Sicherheitskräfte gegen albanische Zivilisten zu stoppen. Der Krieg endete mit dem Rückzug Serbiens. Die KFOR („Kosovo Force“) wurde 1999 von den Vereinten Nationen damit beauftragt, für die Sicherheit im Kosovo zu sorgen und hat noch immer mehrere Tausend Soldaten dort stationiert. Das Kosovo ist zwar seit 2008 unabhängig, doch Serbien erkennt dies bis heute nicht an und beharrt auf der Rückgabe seiner ehemaligen Provinz.
Irak: Sein Bild ging um die Welt: Saddam Hussein, der diktatorisch herrschende Präsident des Irak, kauerte in einem Erdloch. Auf einem Bauernhof hatte er sich vor den US-Truppen versteckt. Hussein stand damals auf Platz eins der „most wanted“-Liste der USA, jener Aufstellung er meistgesuchten Personen. Gerade einmal ein paar Wochen dauerte der Irakkrieg nach offizieller Lesart: vom 20. März 2003 bis 1. Mai 2003. Dann verkündete das Weiße Haus den Sieg. Doch über Jahre hinaus kam es zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen, immer wieder wurden Anschläge verübt, verschiedene irakische Gruppierungen kämpften um die Macht und gegen die westliche Besatzung. Die USA hatten die Lage in vielen Punkten falsch eingeschätzt. Bis heute ist die Region ein Pulverfass. Der Militäreinsatz änderte das Kräftegleichgewicht aber nicht nur im Irak, sondern in der gesamten Region. Nutznießer war das schiitische Nachbarland Iran, das mithilfe von Milizen großen Einfluss im Irak gewann. Der IS nutzte das Machtvakuum, um Kämpfer zu rekrutieren und Europa mit Terroranschlägen zu traktieren. Heute versucht Washington unter großen Risiken, Gruppen wie die Hisbollah oder die Huthi in Schach zu halten, hat bis jetzt Truppen im Irak stationiert. Auch Deutschland bekommt die Folgen zu spüren: Irakische Flüchtlinge sind die viertgrößte Gruppe unter den Asylbewerbern.