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Krieg in der Ukraine: Wenig Platz, kaum Licht: Wolodymyr Selenskyj zeigt seinen Unterschlupf

Krieg in der Ukraine

Wenig Platz, kaum Licht: Wolodymyr Selenskyj zeigt seinen Unterschlupf

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    Wolodymyr Selenskyj hat die Ukraine in den ersten Monaten des Kriegs nicht verlassen.
    Wolodymyr Selenskyj hat die Ukraine in den ersten Monaten des Kriegs nicht verlassen. Foto: dpa

    Die Garderobe von Wolodymyr Selenskyj wirkt nicht gerade präsidial. Die wenigen feinen Anzüge hängen, penibel in Plastiktüten verpackt, ganz links auf der Kleiderstange. Der Rest im Schrank ist olivgrün. Seit Russland sein Land überfallen hat, trägt der ukrainische Präsident hauptsächlich diese Farbe. Pullover, Shirts, Jacken – alles in olivgrün. Aus dem Politiker ist ein Kämpfer geworden, und das spiegelt sich auch in seiner Kleidung wider. Statt in noblen Residenzen hält er sich in einer kleinen improvisierten Wohnung auf, in die er nun erstmals ein Kamerateam mitnahm.

    Wolodymyr Selenskyj ergriff nicht die Flucht, wie mancher geraten hatte

    Ein recht düsterer Raum, dicke Vorhänge vor den Fenstern lassen kein Tageslicht ins Innere. Am 24. Februar 2022, als die ersten Raketen einschlugen, quartierte sich Selenskyj hier ein. Damals schien es nur eine Frage von Tagen, vielleicht Wochen zu sein, bis die Ukraine kapitulieren muss. Mancher hatte dem Präsidenten geraten, das Land zu verlassen, bevor es zu spät ist. Doch er blieb, zeigte sich immer wieder demonstrativ auf den Straßen der Hauptstadt Kiew, bevor er in seinen halbwegs sicheren Unterschlupf zurückkehrte.

    Im Inneren geht es eher spartanisch zu. Ein Bett mit geblümter Tagesdecke, gegenüber der Fernseher, ein Schreibtisch, die Garderobe, ein Waschbecken. Das ist es dann auch schon. "Hier lebe ich seit einem Jahr im Wesentlichen", erklärt Selenskyj einem Fernsehjournalisten beim kurzen Rundgang. Der innenpolitische Berater des Präsidenten veröffentlichte einen Ausschnitt des Videos auf Twitter. Man weiß um die Wirkung solcher Bilder. Die Botschaft ist klar: Während Wladimir Putin fernab der Front im Prunk des Kreml residiert, führt sein Gegner den Abwehrkampf aus einer kleinen provisorischen Bude in Kiew an, wo jederzeit Raketen einschlagen könnten.

    Selenskyj präsentiert Kamerateam seine Wohnung

    Am Ende der kurzen Sequenz greift der 45-Jährige doch noch zu einem der dunklen Anzüge im Schrank. "Frisch gereinigt?", will der Journalist wissen. Selenskyj muss lachen. "Vielleicht. Ehrlicherweise achte ich auf solche Sachen nicht", sagt er und fügt nach einer kurzen Pause hinzu: "Es ist nur so, dass ich momentan keine Anzüge trage." 

    Er holt ein Sakko aus der Plastiktüte, dass er zuletzt vor Kriegsausbruch getragen hatte. "Es ist ein Symbol dafür, dass der Krieg irgendwann vorbei sein wird und wir gewinnen werden", sagt er. "Das Jackett wartet also auf den Sieg?", fragt der Fernsehmann. "Ja", sagt Selenskyj. Und lächelt. 

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