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Krieg in der Ukraine: Was hat es mit dem weißen "Z" auf sich?

Krieg in der Ukraine

Was hat es mit dem weißen "Z" auf sich?

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    Ein großes "Z" ist an einer Hausfassade an einer Straße in Moskau angebracht. Der Buchstabe "Z" wurde zum Symbol des russischen Militärs im Ukraine-Krieg.
    Ein großes "Z" ist an einer Hausfassade an einer Straße in Moskau angebracht. Der Buchstabe "Z" wurde zum Symbol des russischen Militärs im Ukraine-Krieg. Foto: AP/dpa

    Im Hintergrund des Bildes ist ein Soldat zu sehen, der in Camouflage-Montur auf dem Boden kniet und wachsam sein Gewehr in den Händen hält. Im Vordergrund erstreckt sich der weiße Buchstabe "Z" mir rotem, zackigen Rand über das ganze Bild. Darunter steht: "Za Pobedu" – übersetzt: "Für den Sieg". So sehen Propaganda-Kacheln auf der Instagram-Seite des russischen Verteidigungsministeriums aus. Seit Anfang März hat sich das Z-Symbol zum Sinnbild der russischen Propaganda-Kampagne entwickelt, das auch immer häufiger in Deutschland auftaucht. Im Kreis Hildesheim haben Unbekannte das "Z"-Symbol auf die Autos von ukrainischen Flüchtlingen geschmiert. In Würzburg wurden fünf "Z" an eine Kirche gesprüht.

    Inzwischen drohen mehrere Bundesländer strafrechtliche Konsequenzen an. Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sieht in der Verwendung eines weißen Z's die "Befürwortung des Angriffskrieges". Da der völkerrechtswidrig ist, könnte die Verwendung des Z-Symbols entsprechend geahndet werden. NRW-Flüchtlingsminister Joachim Stamp (FDP) fordert auf Twitter: "Das "Z" als Symbol des Putinschen Faschismus sollte deutschlandweit verboten werden." Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) sagt: "Wir akzeptieren nicht, wenn völkerrechtswidrige Verbrechen gebilligt werden."

    Weißes Z vermehrt auf pro-russischen Social-Media Kanälen

    Susanne Schattenberg leitet die Forschungsstelle Osteuropa der Universität Bremen. Sie hält das Z, welches meist als weißes Symbol auf dunklerem Grund zu sehen ist, für ungewöhnlich: "Es ist schon schräg, dass hier ein weißes Symbol verwendet wird. Das ist eigentlich die Farbe der Proteste nach dem Wahlbetrug in Moskau 2011. Sie steht für ein demokratisches Russland." Die eigentlich typischen Farben der russischen Staatspropaganda seien Schwarz und Gelb. Sie erinnern an den Georgs-Orden, der für die Tapferkeit und den Sieg der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg steht, erläutert die Professorin.

    Nachdem das weiße Z vermutlich zuerst zur Markierung russischer Panzer verwendet wurde, taucht das Symbol vermehrt auf pro-russischen Social-Media Kanälen, auf russischen Autos, Plakatwänden und sogar T-Shirts auf. Dabei findet der lateinische Buchstabe im russischen kyrillischen Alphabet gar keine Verwendung.

    Das russische Verteidigungsministerium bietet auf Instagram zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten an. Meist wird der Laut "za" verwendet – der "für" bedeutet. Also: "Für den Sieg", "Für Putin", "Für die Wahrheit" oder – besonders perfide – "Für den Frieden". Das Design der Instagram-Kacheln, die das Symbol wohl erklären sollen, erinnert an Plakate für Aktion-Filme.

    "Beim Z werden auch jugendkulturelle Elemente aufgegriffen"

    "Grundsätzlich gehört Propaganda zu Kriegen oder Konflikten zwischen Interessensgruppen dazu", erklärt Lena Frischlich, Leiterin einer Forschungsgruppe der Universität Münster. "Unter Propaganda verstehen wir strategische Versuche, Gefühle, Gedanken und Verhalten von Menschen zu steuern." Wichtig sei der ideologische Aspekt – Propaganda habe meist den Anspruch, die einzige Wahrheit zu vermitteln.

    Die eigentliche Botschaft habe sich laut Frischlich nicht verändert: "Es heißt immer: Wir sind die Guten und es gibt einen bösen Feind, gegen den wir uns wehren müssen." Mit dem Wandel der Medien habe sich jedoch die mediale Öffentlichkeit verändert, Inhalte könnten nicht mehr nur durch staatliche Stellen gesteuert werden. Heute könne jeder Bilder im Internet hochladen und Informationen verbreiten. Außerdem gewännen in unserer visuellen Welt Bilder und Videos an Bedeutung. Die Forscherin erklärt: "Beim "Z" werden auch jugendkulturelle Elemente aufgegriffen. Außerdem kann so ein einfaches Symbol helfen, Identität zu stiften und ein Gruppengefühl entstehen zu lassen."

    Schwer einzuschätzen, wie erfolgreich die Z-Kampagne ist

    "Unter Putin ist der Kreml als Propaganda-Genie bekannt", meint Susanne Schattenberg. "Die Russinnen und Russen merken aber, dass ihr Alltag sich verändert. Viele fragen sich, wohin denn die Männer verschwunden sind." Zweifel kämen auf. "Der Kreml hat es sehr nötig, jeden Zweifel mit Gegenpropaganda zu zerstören", sagt die Direktorin der Forschungsstelle Osteuropa. Es sei schwer einzuschätzen, wie erfolgreich die "Z"-Kampagne tatsächlich sei. Bei Menschen in Russland, die Putin ohnehin unterstützen, könne ein solches Symbol der Identifizierung aber durchaus das Gemeinschaftsgefühl stärken.

    Auch die Ukraine nutze die Mittel der Kommunikation – mache das aber erfolgreicher, sagt Propaganda-Expertin Frischlich. "Es geht in Kriegen letztendlich darum, die Weltöffentlichkeit auf seine Seite zu bringen und die Moral der Bevölkerung hoch zu halten." Ihrer Ansicht nach habe die Ukraine die Nase vorne und die Weltöffentlichkeit hinter sich.

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