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Krieg in der Ukraine: Von Lawrow kommt keine Lösung für die Getreidekrise

Krieg in der Ukraine

Von Lawrow kommt keine Lösung für die Getreidekrise

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    Laut dem russischen Außenminister Sergej Lawrow seien ukrainische Seeminen für das Ausbleiben von Getreideexporten verantwortlich.
    Laut dem russischen Außenminister Sergej Lawrow seien ukrainische Seeminen für das Ausbleiben von Getreideexporten verantwortlich. Foto: Burhan Ozbilici, AP/dpa

    Die Propaganda-Gelegenheit ließ Russlands Außenminister Sergej Lawrow nicht ungenutzt. Der Politiker war am Mittwoch in die Türkei gereist, wo er über einen Getreidekorridor im Schwarzen Meer verhandelte. Die Vereinten Nationen wollen in Istanbul eine Einsatzzentrale einrichten, in der künftig die Verteilung von Getreide aus der Ukraine koordiniert werden soll. Rund 22 Millionen Tonnen Weizen hängen derzeit wegen der russischen Seeblockade in ukrainischen Silos fest.

    Doch Lawrow hat einen anderen Übeltäter ausgemacht: Tatsächlich seien ukrainische Seeminen für die Situation verantwortlich. Und überhaupt, das Ausbleiben ukrainischer Getreideexporte habe keine Auswirkungen auf mögliche Lebensmittelkrisen. "Von unserer Seite gab es nie irgendwelche Hindernisse, um dieses Problem – in Wirklichkeit ein Problemchen, es ist klein – zu lösen", schwadronierte der Politiker.

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    Dabei war die Ukraine mit einem Weltmarktanteil von knapp zehn Prozent bis zu Beginn der russischen Invasion einer der größten Getreideexporteure. Russland, der mit Abstand größte Hersteller, hat zudem seine Exportsteuer für Weizen deutlich erhöht und die Ausfuhr von Düngemittel beschränkt.

    Betroffen ist vor allem Afrika, das über 40 Prozent seines Weizens aus Russland und der Ukraine bezog. Nach Angaben der

    Afrikanische Länder sind von Getreideimporten abhängig

    Das ist kein Einzelfall. Der Krieg in der Ukraine hat die Fragilität der Nahrungsmittelversorgung in vielen Gegenden Afrikas offenbart, die ohnehin von Klimawandel und weiterhin rasantem Bevölkerungswachstum (2,5 Prozent jährlich) erschwert wird. Und er zeigt auch, dass Afrika seine Ziele für die Entwicklung der eigenen Landwirtschaft verfehlt hat.

    Der lange angestrebte Abbau der Abhängigkeit von Lebensmittelimporten ist nicht wie geplant gelungen. Denn im Jahr 2003 verpflichteten sich die Länder des Kontinents im Rahmen des Maputo-Abkommens, mindestens zehn Prozent der öffentlichen Ausgaben für die Entwicklung der Landwirtschaft auszugeben. Doch nicht einmal zehn Prozent der afrikanischen Länder kamen dieser Zusicherung nach, bei den meisten sind es weniger als fünf Prozent des Staatsbudgets.

    Generell treffen steigende Lebensmittelpreise die Menschen in Entwicklungsländern deutlich härter als in Industrienationen. In den meisten afrikanischen Regionen gaben die Menschen schon vor dem Ukraine-Krieg über die Hälfte ihres Einkommens für Nahrung aus, in Deutschland sind es zehn Prozent. Entsprechend überproportional sind die Folgen spürbar. Die US-amerikanische Denkfabrik „Centre for Global Development“ schätzt, dass die steigenden Lebensmittel- und Benzinpreise 40 Millionen zusätzliche Menschen in die extreme Armut fallen lassen werden, viele davon in Afrika. Das bedeutet, dass pro Person weniger als 1,90 Dollar am Tag zur Verfügung stehen.

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