Der zweite Anlauf ist ein Erfolg. Die Kamikaze-Drohne steht noch kurz in der Luft, bevor sie in den Bunkereingang einer russischen Stellung fliegt. Die Explosion ist nicht zu sehen, stattdessen herrscht Rauschen auf dem Bildschirm.
Am Bunkereingang einer ukrainischen Stellung haben die Drohnen-Piloten ein Tablet als Monitor aufgestellt, auf dem in Grauton die Luftaufnahmen der Drohnen zu sehen sind. Es sind traurige Bilder. Endlose Felder, die von hunderten Einschlägen berichten, deren Trichter sich wie Pockennarben über das Gelände ziehen. Dann eine Bauernkate, die nur noch eine Ruine ist. Eine Explosion hat das Dach weggesprengt und die Mauern kollabieren lassen.
Das Tablet der Drohnen-Soldaten steht gleich neben den ins Erdreich gehauenen Stufen, die hinunter in den Waldboden führen. Der Bildschirm zeigt, was der Drohnen-Pilot mit seiner Virtual-Reality-Brille sieht. „Treffer“, ruft der 23-jährige Soldat, mit Kampfnamen Rakhmon, und nimmt die VR-Brille ab. Sergej blickt zufrieden. Auf sein Smartphone hat ihm die Aufklärung Aufnahmen geschickt, auf denen die russischen Stellungen mit Farbe eingezeichnet sind. Als Co-Pilot hilft er Rakhmon, das Ziel zu finden.
Die ukrainische Kamikaze-Drohne sprengt einen russischen Erdbunker
Vitali steht fünf Meter entfernt und nickt den beiden zu. Vom Gesicht sind nur die Augen zu sehen. Der 38-Jährige hat seine Sturmmaske über Wangen und Kinn gezogen. Es ist kalt, Schneeflocken wirbeln durch die Luft. Wie ein Ritter wirkt der Soldat mit Helm, Schutzweste und der schweren Gefechtsjacke.
Vitali steuert mit seinem Joystick eine wuchtige Drohne zum nahen Landeplatz: ein Stück Wiese zwischen einem Waldstück und brachliegenden Feldern. Die Stellung liegt wenige Kilometer vom schwer umkämpften und völlig zerstörten Tschassiw Jar entfernt. Die große Drohne geht in die Luft, um die Leitsignale des Drohnenpiloten an die kleinen und wendigen Kamikaze-Drohnen zu verstärken, die mit hellem Surren in Richtung Feind fliegen. Eine davon hat gerade in knapp zwei Kilometern Entfernung den russischen Erdbunker gesprengt.
Das Trio hält sich möglichst kurz außerhalb des Bunkers auf. Sie können selbst Ziel werden. In der Luft schwingt fast permanent der Klang des Kriegs. Dumpfe, grollende Einschläge gibt es zu hören – einige von ihnen nicht weit entfernt. Oft genug haben die drei Soldaten das Beben der Erde gespürt. Das Krachen der Schüsse der eigenen Artillerie gehört. Alltag an der Front.
Für die drei Soldaten geht es die Stufen hinab in den Bunker. Knapp zweieinhalb auf drei Meter dürfte er messen. Zwei Hochbetten, aus groben Brettern zusammengezimmert, lehnen an den Wänden. Sie sind von Planen mit aufgedrucktem Camouflagemuster bedeckt, schwere Baumstämme sichern die Decke ab. Zwischen den Betten steht ein Tisch. Sergej zurrt die Granate einer Panzerfaust mit Kabelbindern auf eine der Drohnen, schließt sie an den Zünder an. Bald werden sie den nächsten Angriff starten.
Trumps Wahlsieg ist das dominierende Thema bei den ukrainischen Soldaten
Seine Kameraden lesen die Nachrichten auf den Displays ihrer Smartphones. Trumps Sieg bei den US-Präsidentschaftswahlen ist das dominierende Thema. Für die meisten Menschen in der Ukraine ist das eine niederschmetternde Nachricht. Trump, der klargemacht hat, dass er die Unterstützung der Ukraine herunterfahren wird. Der den Nutzen der Nato für sein eigenes Land anzweifelt. Sie sogar als obsolet bezeichnet hat. Der wohl Druck machen wird, dass der Krieg „eingefroren“ wird. Doch das „Einfrieren“ des Kriegs hat schon ab 2014 nicht funktioniert, als Russland das Töten in den Donbas trug. Das bewies die umfassende Invasion ab dem 24. Februar 2022 mehr als deutlich.
Für die Mehrheit der Menschen in der Ukraine und die Kommentatoren der lokalen Medien ist klar: Putin würde einen Waffenstillstand nutzen, um die russische Rüstung weiter hochzufahren. Der große Krieg würde dann erst kommen. Mit einem erneuten Angriff auf die Ukraine, dann womöglich auf die baltischen Staaten und Polen. Putin hat bereits fundamentale Verträge gebrochen. 1994 war die Ukraine nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die drittgrößte Nuklearmacht der Welt. Im Rahmen des Budapester Memorandums übergab die Ukraine ihr Arsenal an Atomwaffen an Russland, das zusammen mit den USA und Großbritannien im Gegenzug weitreichende Sicherheitsgarantien gab. 2014 marschierten russische Truppen in die Ukraine ein, auf die Krim und in den Donbas.
Ohne das Starlink-System von Elon Musk wären die Verteidiger der Ukraine verloren
Das Trio im Bunker hält sich mit politischen Aussagen zur US-Wahl zurück. Aber wie schnell ihre eigene Einsatzfähigkeit beendet sein könnte, das dürfte ihnen bewusst sein. Die ukrainische Armee ist auf die Satellitenunterstützung des Systems Starlink angewiesen. Auf Gedeih und Verderb ist dabei nicht übertrieben. Und Starlink gehört Elon Musk. Der reichste Mann der Welt hat Trump massiv im Wahlkampf unterstützt. Auf seinem Mikroblogging-Dienst X hat Musk die Unwahrheiten des Kremls mit eigenen Posts wiederholt und verbreitet. Während der ukrainischen Offensive im Oblast Charkiw klagten 2022 ukrainische Drohnenpiloten an der Front über die plötzliche Begrenzung des Datenflusses von Starlink. Klar ist, in Elon Musk hat die Ukraine keinen Freund gefunden. Beenden oder begrenzen die USA unter Trump die Unterstützung der Ukraine, würde damit die Nutzung von Starlink ersatzlos ausfallen. Es wäre eine Katastrophe für die Verteidiger.
Im Bunker des Trios beispielsweise läuft das Internet schnell und zuverlässig über Starlink. Die Drohnen selbst werden über Radiowellen gesteuert, aber Starlink ist unerläßlich für die Kommunikation zum Beispiel zwischen Feuerleitstelle, kämpfenden Einheiten und Drohnenpiloten: Neben Kamikaze-Drohnen spielen Aufklärungsdrohnen als Augen der Artillerie eine entscheidende Rolle. Ihre Daten laufen über Starlink. Ohne sie könnte sich die ukrainische Front nicht lange halten.
Der Einsatz von Drohnen ist kriegsentscheidend geworden. Über den Köpfen der Soldaten an der Front ist ein grausamer Wettlauf entstanden. Drohnen mit Nachtsichtkameras, künstlicher Intelligenz – der fliegende Tod wird immer ausgereifter. Derweil läuft am Boden der Wettlauf mit Radiowellen, um die Drohnen abzufangen. Wer in der Entwicklung am schnellsten vorankommt, hat auf dem Schlachtfeld die entscheidenden Karten in der Hand. Mittlerweile hat die Ukraine Drohnen entwickelt, die Hunderte von Kilometern im russischen Hinterland Ziele erreichen können. Sogar bis nach Moskau fliegen die ukrainischen Drohnen mittlerweile.
In der Nacht zum Sonntag fliegen Dutzende ukrainische Drohnen Richtung Moskau
Erst in der Nacht zum Sonntag meldete die russische Flugabwehr mehrere Dutzend Drohnenangriffe auf Moskauer Stadtbezirke. Auf den Hauptstadtflughäfen wurde der Luftverkehr eingestellt. Umgekehrt erleben die Menschen in ukrainischen Städten fast jede Nacht Angriffe von Shahed-Drohnen der russischen Armee. In der Nacht zum Sonntag sollen es nach ukrainischen Angaben 145 Attacken gewesen sein – so viele wie nie zuvor in einer Nacht. Wie immer behaupten beide Seiten, dass ein Großteil der Drohnen abgefangen worden seien. Unabhängg zu überprüfen sind diese Angaben nicht.
„Politik ist meist eine dreckige Sache“, sagt Vitali leise. Mehr will er zu Trumps Wahlsieg nicht sagen. Statt der Sturmmaske sieht man jetzt ein freundliches Gesicht. Der 38-Jährige erzählt, wie er elf Jahre lang in Tschechien hart auf dem Bau gearbeitet hat, um seiner Familie, seiner Frau und seinem Sohn in Transkarpatien ein gutes Leben zu sichern. Vitali wollte eine eigene kleine Spedition gründen. Auf seinem Smartphone zeigt er Angebote von gebrauchten Trucks. In der Enge des Bunkers berichtet er von der Weite des Unterwegs-Seins. Von einem grenzenlosen Truckerleben, von seiner Freiheit. „Mein Vater war schon Lkw-Fahrer. Ich hatte auf einen Laster gespart. Es kam zu keinem Kauf. Die Invasion der Russen begann“, berichtet Vitali. Er meldete sich freiwillig zur Armee.
„Ein Leben ohne Freiheit, was ist das wert?“, fragt Soldat Vitali
„Ein Leben ohne Freiheit, was ist das wert? Darum kämpfe ich“, sagt der Soldat. Dann zieht er wieder seine Sturmhaube über, den Helm auf. Sergej bringt die Kamikaze-Drohne an die Oberfläche, Vitali startet die Unterstützungsdrohne. Rakhmon steuert die Kamikaze-Drohne, die pfeilschnell in den grauen Himmel verschwindet. Drei weitere Drohnen werden die Soldaten später im Laufe des Tages starten. Sie haben an diesem Tag keinen Treffer mehr. Russische Störsender sind erfolgreich. Auf dem Monitor verschwinden in Zielnähe die Bilder des Flugs in grauen Flächen und Bildrauschen.
„Der Krieg lehrt Geduld. Und wir hatten einen Treffer“, sagt Vitali. Im Schutz der Dunkelheit werden die Soldaten abgeholt. Ein Geländewagen brettert mit großer Geschwindigkeit heran. Es muss schnell gehen. Drei Kämpfer der nächsten Schicht springen aus dem Auto und marschieren mit schnellen Schritten in den Bunker. Sergej, Rakhmon und Vitali klettern in das Fahrzeug. Das braust über schlammige Fahrrillen durch die Dunkelheit. In drei Tagen wird das Trio wieder zurückkehren. „Wir können alles schaffen, wenn wir alle ohne Streit zusammenhalten. Als Ukrainer und als Europäer“, sagt der 38-Jährige zum Abschied.
>>Putin hat bereits fundamentale Verträge gebrochen. 1994 war die Ukraine nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die drittgrößte Nuklearmacht der Welt. Im Rahmen des Budapester Memorandums übergab die Ukraine ihr Arsenal an Atomwaffen an Russland, das zusammen mit den USA und Großbritannien im Gegenzug weitreichende Sicherheitsgarantien gab. 2014 marschierten russische Truppen in die Ukraine ein, auf die Krim und in den Donbas. << Wer dies weiß, und wie die Parteiführerinnen Wagenknecht und Weidel meint, man solle keine Waffen mehr an die Ukraine liefern, sondern verhandeln, täuscht uns und will die Menschen in der Ukraine ihrem Schicksal überlassen.
Tja, Herr Kamm, jetzt ist das eingetreten, was ich immer befürchtet habe. Manchmal ist es besser den Spatz zu nehmen, als auf die Taube auf dem Dach zu hoffen. Trump wird nun vermutlich die Ukraine an Putin ausliefern und Putin wird all seine Ziele erreichen. Wir haben Glück, dass Scholz immer vorsichtig war und sich nun wenigstens unsere gefährlichsten Waffen wie z. B. der Taurus nicht gegen uns selbst richten können.
Am Besten holen wir alle restlichen Ukrainer nach Deutschland, dann sind sie alle sicher. Es ist unwahrscheinlich was im Fall der Ukraine alles falsch gemacht wurde und welche Geschichten erzählt werden. Schlimm war nur, dass so viele unschuldigen Menschen dafür sterben mussten. Deshalb ruhen jetzt zurecht alle Hoffnungen auf Donald Trump.
Ich käme nie auf die Idee wie Sie und würde meine Nachbarn im Stich lassen. Die vielen unschuldigen Menschen, die durch den russischen Überfall auf die Ukraine gestorben sind haben Putin nichts getan.
Man mag Trump mögen oder nicht und zum UA Krieg stehen wie man will. Aber Trump ist derzeit der einzige Lichtblick mit Moskau zumindest einen Waffenstillstand im Ukrainekrieg aushandeln zu können, in dem beide Konfliktparteien von ihren Maximalforderungen Abstand nehmen müssen. Der Kiewer "Siegesplan" war dabei von vornherein chancenlos, da er eine erhebliche Kriegseskalation zur Folge hätte. Und das Kiewer Verbot überhaupt mit Putin zu verhandeln ein absolutes No-Go. Bidens Versuch ( Restlaufzeit max 2 Monate) weitere Hilfen für die Ukraine zu generieren können nur noch wenig bewirken und allenfalls den Staus Quo zementieren- ein letztes Aufbäumen eines "alten" Mannes. Trotz der Drohnenerfolge der UA, die Probleme ungewisse Hilfeleistungen des Westens und Personalnachwuchsmangel lassen sich nicht einfach wegdiskutieren.
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