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Krieg in der Ukraine: Rote Linie bei Chemie- und Atomwaffen? Die Nato steckt im Dilemma

Krieg in der Ukraine

Rote Linie bei Chemie- und Atomwaffen? Die Nato steckt im Dilemma

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    Generalsekretär Stoltenberg: Krise darf nicht eskalieren.
    Generalsekretär Stoltenberg: Krise darf nicht eskalieren. Foto: Johanna Geron, dpa

    Es ist diese eine Frage, die seit drei Wochen die Nato-Partner begleitet: Würde die Allianz in der Ukraine eingreifen – und wann? Es ist jedoch genau diese eine, insbesondere von der ukrainischen Presse stets gestellte Frage bei Treffen der Verbündeten, die seit drei Wochen immer wieder dieselbe Reaktion in abgewandelten Worten auslöst: „Die Nato hat die große Verantwortung, sicherzustellen, dass diese Krise nicht über die

    Tatsächlich ging es bei der Zusammenkunft der Nato-Verteidigungsminister in Brüssel in erster Linie um die Konsequenzen, die der Angriffskrieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin d für das Bündnis hat, sowie die mittel- und langfristige Planungen für eine Neuaufstellung. Die Sicherheitslage habe sich „dramatisch verändert“, sagte SPD-Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht.

    Feuerwehrleute löschen ein Wohnhaus in Kiew, das von der russischen Armee beschossen wurde.
    Feuerwehrleute löschen ein Wohnhaus in Kiew, das von der russischen Armee beschossen wurde. Foto: Felipe Dana, dpa

    Die Ostflanke soll gestärkt werden

    Im Fokus der Beratungen standen die Verstärkung der Ostflanke und die Frage, wie der Ukraine geholfen und eine russische Aggression abgewehrt werden kann, ohne dass alle 30 Verbündeten in einen Krieg gegen Russland hineingezogen werden. Man will aufrüsten, statt sich einzumischen. Nächste Woche werden die Staats- und Regierungschefs der Nato zu einem Sondergipfel in Brüssel zusammenkommen.

    Bislang hat die Nato lediglich in den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie in Polen dauerhaft multinationale Verbände stationiert. Und auch wenn zuletzt die Truppen um tausende Soldaten aufgestockt wurden und sich mehrere hunderttausend Nato-Soldaten in erhöhter Alarmbereitschaft befinden, ist noch unklar, wie die Präsenz langfristig aussehen soll. Denn eigentlich haben die Alliierten in der Nato-Russland-Grundakte zugesagt, im östlichen Bündnisgebiet keine „substanziellen Kampftruppen“ dauerhaft zu stationieren. Die Sorge vor einer möglichen Eskalation vonseiten Moskaus ist groß. Auch wenn es laut Lambrecht bisher „keine Anhaltspunkte“ für einen russischen Angriff auf Nato-Territorium gebe, „so können wir das nicht gänzlich ausschließen, und wir müssen vorbereitet sein“.

    Waffenlieferungen ja, Flugverbotszone nein

    Was die Notlage in der Ukraine anbelangt, bleibt die Nato bei ihrem Kurs trotz der fast flehenden Bitten aus Kiew: Waffenlieferungen ja, Ausbildung von ukrainischen Streitkräften ja, aber eine Einmischung mit Nato-Truppen oder das Einrichten einer Flugverbotszone über der Ukraine schließen die Verbündeten aus. Denn: Im Notfall müssten Nato-Kampfflugzeuge die russischen Streitkräfte abschießen, wenn diese den Luftraum verletzen.

    Wie würde aber die Allianz reagieren, wenn Putin chemische Waffen in der Ukraine einsetzt? Stoltenberg äußerte sich dazu nicht, Lambrecht gab sich nebulös: „Das ist kein Krieg, an dem die Nato beteiligt ist“, so die Deutsche. „Wir müssen verhindern, dass es einen Flächenbrand gibt.“ Anders die Amtskollegen aus Estland und Luxemburg, die eine klare Antwort der Nato für den Fall eines russischen Angriffs mit Atom- oder Chemiewaffen forderten. Putin müsse die „rote Linie“ aufgezeigt bekommen, verlangte Luxemburgs Verteidigungsminister François Bausch.

    Schon vor Beginn des Treffens sorgte der Vorstoß aus Polen für eine Nato-„Friedensmission“ in der Ukraine für Gesprächsstoff. Die Verbündeten zeigten sich skeptisch gegenüber der Idee, die Nato-Mission solle von Streitkräften geschützt humanitäre Hilfe leisten. Eine solche Aktion gilt den meisten zum jetzigen Zeitpunkt als nicht umsetzbar.

    Alle Informationen zum Konflikt erfahren Sie jederzeit in unserem Live-Blog zum Krieg in der Ukraine.

    Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast an. Die Augsburgerin Tanja Hoggan-Kloubert spricht über die Angst um ihre Eltern in der Ukraine – und die überwältigende Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung.

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