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Krieg in der Ukraine
16.03.2022

Raketenalarm in der Ukraine: So fühlt sich ein Abend im Bunker an

Im Keller unter einem mehrstöckigen Wohnblock trifft sich Yuliia mit den Nachbarn.
Foto: Till Mayer

Wenn im ukrainischen Schytomyr die Sirenen heulen, flüchten Yuliia und ihr Hund in die Gänge unter ihrem Wohnblock. Unser Autor begleitete sie.

Yuliia kocht. Ein wenig Fleisch, Kartoffelstampf und Gemüse. Es duftet in der Küche. Ihr Mann stellt eingelegte Gurken auf den Tisch. Sogar ein kleines Gläschen Selbstgebrannten gibt es. Das ist gerade eine Seltenheit. In der Ukraine wird wegen des Kriegs kein Alkohol mehr verkauft. Tatsächlich, an diesem Abend kann das Paar ungestört essen. Das ist gerade nicht selbstverständlich in den vielen Wohnblocks der Stadt Schytomyr, etwa 120 Kilometer westlich von Kiew gelegen. Kaum eine Nacht vergeht ohne Alarm. In dieser wird es nicht anders sein.

Gerade haben die beiden den Tisch abgeräumt, schon heulen die Sirenen. „Keller?“, fragt die 48-jährige Yuliia. Ihr Mann Ilia nickt. Unten warten schon die Nachbarn. Nicht alle. Drei Großmütterchen haben den Weg in den spärlich beleuchteten Gang unter dem Block aus Sowjetzeiten gefunden. Die Wände bestehen aus rauen Ziegeln, der Boden ist festgetretene Erde. „Wo sind denn die ganzen anderen Nachbarn?“, fragt die alte Frau namens Mascha stirnrunzelnd. Dann klären die drei Damen ab, wer eigentlich noch im Haus wohnt. Einige, so stellt sich heraus, sind geflohen. „Die ganze Stadt geht doch schon fort“, sagt Großmutter Valentyna. Die dritte Frau hier unten trägt denselben Vornamen, deswegen sind sie im Bunker Valentyna 1 und Valentyna 2. Letztere nickt traurig: „Das ist alles so furchtbar.“

Die Hälfte der Bewohner ist schon geflüchtet

Um die 250.000 Einwohnerinnen und Einwohner hatte Schytomyr vor der russischen Invasion. Laut kommunaler Verwaltung hat fast die Hälfte von ihnen mittlerweile die Stadt verlassen. Die Leute sind wie Millionen andere Ukrainerinnen und Ukrainer aus ihrer Heimat geflohen – in andere Landesteile, nach Deutschland, nach Polen. Allein im Nachbarland der Ukraine haben sich seit Kriegsbeginn mehr als 1,9 Millionen Kriegsbetroffene in Sicherheit gebracht.

Die Zerstörung durch die russischen Bomben ist Yuliias Stadt anzusehen. Vom Lyzeum Nummer 25, einst eine stattliche Schule, steht noch die Hälfte. Die Seite links vom Eingang ist abgesackt. Das Dach weggesprengt. Über dem Erdgeschoss gibt es nur noch Trümmer. Wo Fensterrahmen vorhanden sind, ragen Glassplitter ins Nichts. Verloren schaukeln halb abgerissene Jalousien wie Fahnen im Wind. Im Hochhaus hinter der Schulruine hat die Druckwelle schwarze Fensterhöhlen hinterlassen.

Das zerstörte Lyzeum Nummer 25 in der Nähe des Luftschutzkellers.
Foto: Till Mayer

Yuliia kennt die Ruine des Lyzeums Nummer 25. Schließlich liegt es ganz in der Nähe ihrer Wohnung, ihres Bunkers. Als die Rakete das Gebäude traf, zitterten auch ihre Fenster im neunten Stock des Blocks. „Das war eine gewaltige Explosion“, sagt sie. Yuliia hat auch eine Warn-App auf dem Smartphone. Meistens vibriert das Telefon erst nach der Sirene. Dann entscheiden sie und ihr Mann, ob sie in den Keller gehen. Ob sie die Stühle aus der Küche nehmen und hinter der massiven Betonwand im Gang Platz nehmen. Oder ob sie ganz einfach versuchen weiterzuschlafen. Letzteres gelingt meist schwer.

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Je höher eine Wohnung im Block liegt, desto ungünstiger ist die Sicherheitslage bei einem möglichen Raketeneinschlag. Der neunte Stock ist bei Gott keine Glückszahl. Mit welcher zerstörerischen Kraft eine Rakete explodiert, das weiß das Ehepaar nicht nur vom Lyzeum Nummer 25. Bis zum vergangenen Montag kamen nach offiziellen Angaben in der Region Schytomyr schon 39 Menschen bei Raketenangriffen ums Leben, 340 wurden verwundet.

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Wenn der Raketenalarm sie in den Bunker unter der Erde zwingt, hat Yuliia auch Santa dabei. Die Hündin ist der heimliche Held im ganzen Keller. Weil sie so gut erzogen ist, hat Yuliia auch die eine oder andere Urkunde mit Santa bei Hunde-Wettbewerben gewonnen. Das sind Erinnerungen wie aus einem anderen Leben. Brav sitzt Santa auf der Pritsche mit einer leuchtend rosa Decke und blickt wachsam in die Runde. „Unsere kleine, tapfere Santa. Wenn sie nur wüsste, was gerade bei den Menschen passiert“, sagen die drei älteren Damen. Für den Hund gibt es ein ganzes Dutzend Koseworte.

Ihr Mann darf nicht aus der Ukraine ausreisen

Plötzlich ersterben ihre Gespräche. War da etwas? Ein Einschlag? Aber nein, Stille. Nichts. Mascha, Valentyna 1 und Valentyna 2 unterhalten sich weiter, es klingt wie ein ganz normales Pläuschchen. Es geht um Borschtsch, die legendäre osteuropäische Suppe mit Roter Bete und Weißkohl. Genauer: um den Unterschied zwischen einem traditionellen ukrainischen Borschtsch und der russischen Variante. Aber sie sprechen auch über Themen wie die neuesten Bewegungen an der Front. Yuliia hört ihnen mit müden Augen zu und versucht, den drei Seniorinnen ein Lächeln zu schenken. Doch der Krieg raubt der schlanken Frau mit den hellen blauen Augen viel Energie.

Oft denken auch Yuliia und ihr Mann daran zu fliehen. Doch der 48-Jährige darf als potenzieller Wehrpflichtiger nicht mehr aus der Ukraine ausreisen. Und wo eine Unterkunft finden? „Von Lwiw bis in die Karpaten gibt es praktisch keine freien Wohnungen mehr“, erklärt Yuliia.

Sie müssten so vieles zurücklassen. Ihre eigene Wohnung hier in Schytomyr, in deren Renovierung sie gerade erst ihre ganzen Ersparnisse gesteckt haben. Bad, Toilette und Küche sind neu, die Wände im leicht schimmernden Grauton tapeziert, der Laminat-Fußboden frisch verlegt. „Wir waren so stolz, als die Wohnung fertig war. Dann kam die Invasion. Und jetzt?“ Yuliia weiß nicht weiter.

Sandsäcke und Panzersperren gehören jetzt zum Stadtbild.
Foto: Till Mayer

Nach gut einer Stunde im düsteren Keller stehen die Großmütterchen und das Ehepaar auf. Santa freut sich schwanzwedelnd auf die frische Luft. Aus einem anderen Kellerteil kommen ein paar weitere Nachbarn um die Ecke. „Spokoynoy nochi“, „Gute Nacht“, sagt Valentina 1 auf Russisch vor dem Kellerausgang. Der Mond scheint hell auf den Innenhof. In den Hochhäusern rundherum brennt vereinzelt Licht. Dann ärgert sie sich über das, was sie eben gesagt hat. Sie schiebt das Wort „Nadobranich“ hinterher. „Gute Nacht“ auf Ukrainisch. „Russisch? Den Gefallen tun wir Putin nicht. Nadobranich“, erwidern die beiden anderen Rentnerinnen. Dann verschwinden die drei im Hauseingang.

Es wird noch zwei weitere Alarme in dieser Nacht geben. Mit der Morgendämmerung kommt der dritte. Danach aber taucht eine milde Wintersonne die grauen Wohnblöcke in ein goldenes Licht. Autos rollen gemächlich über den Asphalt. Alles wirkt friedlich, wären da nicht die Checkpoints aus weißen Sandsäcken und die Panzersperren aus schwarzen Stahlträgern an den Kreuzungen. Am Stadtrand, Richtung Westen, hat ein Raketeneinschlag drei kleinere Häuser zerstört. Die Druckwelle reichte aus, um die Wände einzureißen. Der Krater ist hinter den Ruinen zu finden. Der Angriff galt einer Militärakademie auf der gegenüberliegenden Seite, deren Dach schwer beschädigt wurde.

Die Raketen der Russen schlugen nahe eines Krankenhauses ein

Die 86-jährige Zinaida läuft mit ihrem Mann Mischa langsam und vorsichtigen Schrittes über das aufgewühlte Erdreich nahe den Ruinen. „Da hinten ist ein Krankenhaus. Stellen Sie sich vor, es hätte noch viel schlimmer kommen können“, sagt die alte Dame. „Schon einmal wurde diese Stadt bis auf die Grundmauern zerstört. Das war im Zweiten Weltkrieg. Mein Gott, ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas noch einmal erleben muss.“ Sie schüttelt den Kopf.

Hauptmann Valeriy befürchtet, dass es zur Schlacht um Schytomyr kommt.
Foto: Till Mayer

Gut einen Kilometer weiter endet die Stadt mit einem mächtigen Checkpoint. Hauptmann Valeriy versieht hier seinen Dienst. Er würde Zinaida vermutlich nicht widersprechen. „Wir werden hier in Schytomyr kämpfen müssen, da bin ich mir ganz sicher“, erklärt der 54-Jährige in seiner Kampfmontur. Er hatte schon 2014 für die Ukraine zur Kalaschnikow gegriffen. Russland hatte nach der Annexion der Schwarzmeerinsel Krim den Krieg in den Osten des Landes getragen. „Diesen Krieg habt ihr im Westen vergessen. Acht Jahre gab es Zeit, etwas zu tun. Hätte es damals umgehend ähnlich schwere Embargos wie heute gegeben, ich würde heute nicht an einem Checkpoint stehen.“ Seine Worte klingen bitter.

Alle Informationen zum Konflikt erfahren Sie jederzeit in unserem Live-Blog zum Krieg in der Ukraine.

Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast an. Die Augsburgerin Tanja Hoggan-Kloubert spricht über die Angst um ihre Eltern in der Ukraine – und die überwältigende Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung.

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