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Krieg in der Ukraine: Putin feiert seinen 70. Geburtstag in Schande statt in Ruhm

Krieg in der Ukraine

Putin feiert seinen 70. Geburtstag in Schande statt in Ruhm

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    Wladimir Putin, Präsident von Russland, wird am Freitag 70 Jahre alt. Auf der politischen Bühne gibt er gerne den Pokerspieler, doch es gleiten ihm die Trümpfe aus der Hand.
    Wladimir Putin, Präsident von Russland, wird am Freitag 70 Jahre alt. Auf der politischen Bühne gibt er gerne den Pokerspieler, doch es gleiten ihm die Trümpfe aus der Hand. Foto: Mikhail Tereshchenko, Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

    "Ded" nennen sie ihn im Land, Opa. Das ist einmal verächtlich gemeint, einmal liebevoll. Die einen halten ihn für einen Irren, der sich in der Pandemie in einen Bunker flüchtete und in der Einsamkeit seinen Verschwörungstheorien, die sich auf Ideologien früherer, lange Zeit unbekannter russischer Religionsphilosophen gründen, einen immer größeren Raum ließ. Andere bewundern immer noch seinen Drang, es den Amerikanern – und überhaupt der ganzen Welt – zu zeigen. Egal, wie menschenverachtend und selbstzerstörerisch die Mittel sein mögen.

    Wladimir Putin feiert an diesem Freitag seinen 70. Geburtstag und sieht sich auf der Höhe seiner Macht – auch wenn die Realität eine andere ist. Seine Truppen in der Ukraine erleiden schwere Verluste, sie verlieren an Boden, hunderttausende Russen verlassen das Land. Der Präsident verliert sich in verworrenen Geschichtsausführungen, anstatt auf praktische Fragen eine Antwort zu suchen.

    Wladimir Putins Motto: "Die Schwachen schlägt man"

    Putin hatte es nie gelernt, zurückzuweichen. "Die Schwachen schlägt man", sagt er immer wieder. Und schlagen lassen will er sich bis heute nicht. Sich eine Niederlage einzugestehen, zu erkennen, dass er sich verrannt hat in diesen sinnlosen Krieg, seinen bizarren Traum von einem starken Imperium? Sich einzugestehen, dass er feststeckt, weder vor noch zurück kann? Dass er von dem Hass und der Niedertracht, die er gesät hat, durch nationalistische Kreise im eigenen Land immer weiter unter Druck gesetzt wird? Aus dem jugendlichen "Pazan", dem Burschen, der in Hinterhöfen Prügel einsteckte und selbst austeilte, ist längst der grobe "Muschik" geworden, ein chauvinistischer Macho, der weiterhin auf der eingeengten Einbahnstraße des Nicht-Nachgebens fährt. "Ich bin zu allem bereit" – lautet sein Signal.

    Er hat die Mobilisierung ausgerufen. "Teilweise", nennt er sie, und jeder in Russland begreift, dass es faktisch eine Generalmobilmachung ist. Er hat in aller Eile "Referenden" in besetzten Gebieten durchführen lassen und feiert sie als "freie Willensbekundung von Millionen von Menschen". Er droht mit dem Einsatz von Nuklearwaffen und unterstreicht seine Worte mit dem Satz: "Das ist kein Bluff." Er macht sein Land durch seinen Anschluss größer (wenn auch fiktiv), und doch schrumpft Russland in jeglicher Hinsicht. Politisch, wirtschaftlich, kulturell, gesellschaftlich. Verwerfungen überall.

    Der junge Putin suchte Sicherheit bei Kampfsport und dem KGB

    Der Kampf war seit seiner Geburt sein Element. Den malochenden Eltern war es nicht danach, sich sonderlich um den Sohn zu kümmern. Sie gingen früh in die Fabrik, kamen spät zurück. Putins Geschwister waren an Hunger gestorben. Der kleine Wowa blieb sich selbst überlassen – und musste sich in den Straßen von Leningrad, heute Sankt Petersburg, allein durchschlagen. Sicherheit suchte er beim Sambo, dieser Mischung aus Judo und Nahkampf aus der sowjetischen Armee. Sein damaliger Lehrer sah den Jungen bei der Polizei, Putin landete beim sowjetischen Geheimdienst KGB. Da gab es Strukturen, Klarheit, Sicherheit.

    Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, den er während seiner Zeit als KGB-Offizier in Dresden erlebt, waren all die klaren und sicheren Strukturen weg. Für Putin die "größte geopolitische Katastrophe des 21. Jahrhunderts". Er hat den Bruch – wie so viele andere in seinem Land – nie verarbeitet. Er verkennt bis heute, dass er ohne diesen wohl ein mittelmäßiger Funktionär geblieben wäre und keinen Aufstieg auf den höchsten Posten eines Landes geschafft hätte, dem er nun zu seiner "historischen Gerechtigkeit" zurück verhelfen will. Wie auch immer er diese "Gerechtigkeit" definiert.

    Vom Hoffnungsträger zum Schreckensherrscher

    Seine Politikerkarriere hatte er als Hoffnungsträger gestartet, in einer Zeit, in der Russland am Beginn des zweiten Tschetschenien-Krieges stand, der für Moskau später mit der Eroberung Grosnys endete. Putin gab sich als entschlossener Anti-Terror-Kämpfer, der die "Terroristen auf dem Klo kaltmachen" wollte. Diese Härte brachte ihm Respekt ein. Er ließ die Wirtschaft reformieren, diversifiziert hat er sie bis heute nicht. Oligarchen, die seinen Vorgänger Boris Jelzin am politischen Leben gehalten hatten, entmachtete er und machte den Weg frei für seine eigenen Oligarchen. Und er schloss mit der Gesellschaft einen Pakt, einen Deal zwischen Herrscher und Beherrschten: Ihr macht euer Ding im Privaten, ich mache mein Ding mit meinen Regierungsgeschäften. Dafür versprach er Stabilität. Mag diese auch auf Gewalt gebaut worden sein.

    Die Menschen unterschrieben stillschweigend diesen Vertrag. Politik, ach, "das ist nichts meins", wiederholten sie wie ein Mantra. Viele ließen sich bereitwillig auf die Rolle des sogenannten "Watnik" ein. So nennen diejenigen, die sich trotz aller Gefahren politisch doch engagieren, die anderen, die sich der Apathie hingeben und unhinterfragt die staatliche Propaganda nachplappern.

    Wladimir Wladimirowitsch Putin kommt am 7. Oktober 1952 als Sohn einer armen Arbeiterfamilie in Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, zur Welt.
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    Russlands Präsident Wladimir Putin hat mit dem Angriff auf die Ukraine die Sicherheitslage in Europa komplett verändert. Ein Überblick über wichtige Wegmarken seinem Leben.

    Wie in eine warme Steppjacke (daher "Watnik") hüllten sich die Hurra-Patrioten in die politische Passivität ein und nahmen selbst den Krieg in einem Land, das so eng mit ihrem eigenen verbunden ist, voller Gleichgültigkeit hin. Putins Mobilisierung hat viele dieser „Watniki“ nackt dastehen lassen, weil er den einst geschlossenen Pakt selbst zerrissen hat. Jetzt verzweifeln so einige von ihnen in kalten Sportsälen, in verschneiten Wäldern und an regennassen Bahnhöfen, ohne Armeeausrüstung und mit verrosteten Gewehren, und wissen nicht, wohin. Sie fühlen sich verlassen. Niemand scheint Verantwortung für sie zu tragen. Was passiert, wenn sie die Verantwortung für sich selbst übernehmen? Gegen wen richtet sich die Wut der Menschen, die mit den eigenen Augen sehen, wie inkompetent, verbrecherisch und ohne jegliche Motivation die eigene, als so groß und abschreckend besungene Armee wirklich ist?

    Russland ist unter Putin zum Ausgestoßenen geworden

    Das System Putin hat die russische Gesellschaft lange Jahre politisch demobilisiert. Nun hat ausgerechnet Putin selbst diese Gesellschaft aus ihrer Trägheit gerissen. In einem Land, das mit wirtschaftlichen Folgen der westlichen Sanktionen kämpft, das sich selbst isoliert und von anderen isoliert und teils belächelt wird. Einem Land, das zum „Isgoi“ geworden ist, dem Ausgestoßenen, und sich dennoch anschickt, sich im "Heiligen Krieg" um die Existenz Russlands zu sehen – weil, so sagt es der Kreml-Autokrat, der Westen sein Land zerstören wolle. Für die Zerstörung aber, die Spaltung der Gesellschaft, die Entfremdung und die immer größer werdende Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit hat der unnachgiebige "Opa" selbst gesorgt.

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