Gerhard Schröder hat sich erneut zur Vermittlung im Ukraine-Krieg bereiterklärt. "Ich habe immer deutsche Interessen vertreten. Ich tue, was ich kann. Wenigstens eine Seite vertraut mir", sagte der frühere SPD-Chef und heutige Lobbyist für russische Energie-Unternehmen der New York Times. Man müsse nun so schnell wie möglich zu einer Friedenslösung kommen. "Ich denke, dieser Krieg war ein Fehler, und das habe ich auch immer gesagt."
Schröder war im März nach Moskau gereist, um mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu sprechen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) war über die Reise nach eigenen Angaben nicht informiert. Zu den Details des Gesprächs mit Putin äußerte sich der 78-Jährige Schröder in dem Interview nicht und verriet nur so viel: "Was ich Ihnen sagen kann ist, dass Putin daran interessiert ist, den Krieg zu beenden. Aber das ist nicht so leicht. Da gibt es ein paar Punkte, die geklärt werden müssen."
Erstes Interview von Gerhard Schröder seit Beginn des Krieges
Die New York Times sprach nach eigenen Angaben zwei Mal mit dem früheren Bundeskanzler in seiner Heimatstadt Hannover. Es ist das erste Mal seit Beginn des Ukraine-Kriegs, dass der seit vielen Jahren mit Putin befreundete Altkanzler sich in einem Interview äußert.
![Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD, r) im Jahr 2005 mit Russlands Präsident Wladimir Putin. Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD, r) im Jahr 2005 mit Russlands Präsident Wladimir Putin.](https://images.mgpd.de/img/101112474/crop/c1_1-w100/29300348/2055706881/schroeder-und-putin.jpg)
Schröder hat Putin dem Bericht zufolge im Kreml getroffen und mit ihm - wie wenige Wochen zuvor Scholz und der französische Präsident Emmanuel Macron - an einem inzwischen berühmt gewordenen sechs Meter langen Tisch gesessen. Außerdem habe er in Moskau mit Putins Berater Wladimir Medinski und dem Oligarchen Roman Abramowitsch gesprochen.
Initiative zu Schröders Moskau-Reise soll von ukrainischer Seite ausgegangen sein
Die Initiative für die Moskau-Reise ging Schröders Angaben zufolge von ukrainischer Seite aus, den Kontakt habe das Schweizer Medienunternehmen Ringier hergestellt. Der ukrainische Parlamentarier Rustem Umerow habe ihn vor der Reise nach Moskau bei einem Treffen in Istanbul über die ukrainischen Positionen informiert. Nach dem Gespräch mit Putin habe es ein weiteres Treffen mit Umerow in der türkischen Metropole gegeben. Danach sei der Kontakt abgebrochen. Er sei aber bereit, mit beiden Seiten wieder zu sprechen, sagte Schröder der New York Times.
Einen Rücktritt von seinen Posten für russische Energiekonzerne kann sich Schröder nur für einen Fall vorstellen: Wenn der russische Präsident Wladimir Putin Deutschland und der Europäischen Union das Gas abdreht. Der New York Times sagte er, dass er zwar nicht mit einem solchen Szenario rechne: "Das wird nicht passieren." Sollte es aber doch dazu kommen, "dann würde ich zurücktreten", fügte er hinzu, ohne explizit zu sagen, von welchen Posten.
Schröder wirbt dafür, Beziehungen zu Russland aufrechtzuerhalten
Schröder ist Aufsichtsratschef beim staatlichen russischen Energieriesen Rosneft und war zuletzt auch für die Pipeline-Gesellschaften Nord Stream und
Auch der russische Energieriese Gazprom hat Schröder Anfang Februar - kurz vor dem russischen Angriff auf die Ukraine - für einen Aufsichtsratsposten nominiert. Die Hauptversammlung ist für den 30. Juni geplant. Schröder ließ laut New York Times in dem Interview offen, ob er die Nominierung annehmen wird.
Außerdem warb Schröder dafür, die Beziehungen zu Russland trotz des Angriffskriegs gegen die Ukraine aufrechtzuerhalten. "Sie können ein Land wie (dpa)