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Krieg im Sudan: Evakuierungen von Deutschen haben begonnen

Sudan

Deutsche aus dem Sudan evakuiert – erste Maschine in Deutschland gelandet

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    Rauch hängt über Khartum. Die Kämpfe in der Hauptstadt zwischen der sudanesischen Armee und den Rapid Support Forces wurden wieder aufgenommen.
    Rauch hängt über Khartum. Die Kämpfe in der Hauptstadt zwischen der sudanesischen Armee und den Rapid Support Forces wurden wieder aufgenommen. Foto: Marwan Ali/AP

    Angesichts der schweren Kämpfe im Sudan hat die deutsche Bundeswehr am Sonntag einen Einsatz für die Evakuierung deutscher Staatsbürger begonnen. Für die Rettungsmission flog die Luftwaffe nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur mit Militärtransportern in das von Kämpfen erschütterte Land. Nach dem Beginn des Rettungseinsatzes startete am Sonntagabend der erste Militärtransporter der Luftwaffe, wie der Deutschen Presse-Agentur in Berlin mitgeteilt wurde. Am Montagmorgen teilte ein Sprecher der Bundeswehr mit, dass inzwischen bereits eine dritte deutsche Militärmaschine mit Evakuierten aus dem Sudan in Jordanien gelandet ist. Am Montagmorgen ist zudem die erste Maschine in Deutschland gelandet. An Bord waren 101 Deutsche, ihre Familien und Angehörige weiterer Partnerstaaten, teilte das Auswärtige Amt auf Twitter mit. Weitere Evakuierungsflüge seien geplant. Insgesamt hat die Bundeswehr bislang 311 Menschen aus dem Sudan ausgeflogen.

    "Unser Ziel ist, in dieser gefährlichen Lage in Sudan so viele Staatsangehörige wie möglich aus Khartum auszufliegen", schrieb das Verteidigungsministerium auf Twitter. Im Rahmen der Möglichkeiten sollen auch EU-Bürger und weitere Staatsangehörige mitgenommen werden. Dazu richtet die Bundeswehr in Abstimmung mit dem sudanesischen Militär auf einem Landeplatz bei Khartum einen Operationspunkt ein. An dem Einsatz sind Fallschirmjäger der Luftlandesbrigade 1 beteiligt und auch das Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr.

    Generalmajor Dirk Faust führt Rettungseinsatz im Sudan

    Für die Vorbereitungen waren seit Tagen A400M-Militärtransporter zwischen dem Fliegerhorst Wunstorf (Niedersachsen) und dem von der Bundeswehr genutzt Militärflughafen Al-Asrak in Jordanien unterwegs. Über diesen erfolgt auch der Rückweg. Der Rettungseinsatz wird vom Befehlshaber der Division Schnelle Kräfte (DSK), Generalmajor Dirk Faust, geführt. Ihm sind auch sonst die Soldaten unterstellt, die die Bundeswehr für die Nationale Krisenvorsorge bereithält - also genau für Situationen wie nun im Sudan.

    Die Botschaft in Khartum und das Auswärtige Amt gab den Deutschen im Sudan Handlungshinweise in einem sogenannten Landsleutebrief, der der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Hingewiesen wurde auf Gefahren bei der Anfahrt zum Sammelpunkt, die eigenständig erfolgen müsse. "Die Lage ist weiterhin sehr volatil, Kampfhandlungen halten trotz angekündigter Waffenruhe an vielen Orten an. Wägen Sie daher immer das Risiko einer Bewegung von Ihrem aktuellen Standort sorgfältig ab und wählen Sie ggf. Ausweichrouten oder einen alternativen Konvoi", wurde in dem Schreiben erklärt. "Sie werden ggf. nicht alle Gegenstände mit an Bord des Evakuierungsflugzeuges mitnehmen können, die Sie bei sich haben. Haustiere können nicht befördert werden." Details zum Sammelpunkt sollten nicht öffentlich werden.

    Die USA und Frankreich hat ihre Diplomaten aus dem Land abgezogen, und auch die Niederlande holen Staatsangehörige aus dem nordostafrikanischen Land. Seit Tagen hatte sich das US-Militär mit anderen westlichen Staaten auf die Evakuierung eigener Staatsbürger vorbereitet.

    USA schließt Botschaft im Sudan

    Die USA haben ihre Botschaft in der Hauptstadt Khartum auf unbestimmte Zeit geschlossen. Alle US-Diplomaten und ihre Angehörigen seien erfolgreich in Sicherheit gebracht worden, teilten das Weiße Haus und das US-Außenministerium in der Nacht zum Sonntag mit. Die Zahl der geretteten Menschen liege bei unter 100, darunter seien auch ein paar Kollegen anderer Missionen. Die vorübergehende Schließung einer Botschaft im Ausland sei immer eine schwierige Entscheidung, aber die Sicherheit des Personals habe oberste Priorität, teilte US-Außenminister Antony Blinken mit.

    Die USA wollen die im Land verbliebenen US-Bürger weiter unterstützen und sich auch mit den Verbündeten und Partnern abstimmen, um die Sicherheit ihrer Mitarbeiter zu gewährleisten. Zudem wollten sich die USA weiterhin für die Beendigung der Kämpfe im Sudan und für den Übergang zu einer zivilen Regierung einsetzen.

    Der britische Premierminister Rishi Sunak teilte am Sonntag mit, britische Streitkräfte hätten eine komplexe und schnelle Evakuierung von britischen Diplomaten und deren Familien abgeschlossen.

    Frankreich und Niederlande holen Staatsangehörige aus Sudan

    Auch Frankreich holt sein Botschaftspersonal aus dem Sudan. Es werde eine "Operation zur schnellen Evakuierung" des diplomatischen Personals und der französischen Staatsangehörigen durchgeführt, teilte das Verteidigungsministerium am Sonntag in Paris mit. Auch europäische Diplomaten würden aufgenommen, hieß es.

    "Es läuft eine Operation verschiedener Länder, um ihre Bürger aus dem Sudan zu evakuieren", teilte auch der niederländische Außenminister Wopke Hoekstra am Sonntag mit. "Auch die Niederlande beteiligen sich hieran mit einem Team des Außen- sowie des Verteidigungsministeriums in Jordanien. Sie werden ihr äußerstes Bestes geben, um die Niederländer so schnell und sicher wie möglich abzuholen." Die Regierung habe großes Mitgefühl mit den Niederländern im Sudan und setze ihre Bemühungen fort, die Menschen zu evakuieren, wo und wann dies möglich sei.

    Griechenland versetzt Sondereinheiten seines Militärs und Flugzeuge für einen Evakuierungseinsatz im Sudan nach Ägypten. Das teilte der griechische Außenminister Nikos Dendias am Sonntag im Staatsfernsehen mit. Ägypten habe der Aktion zugestimmt. Dieser Einsatz solle mit anderen Ländern und internationalen Organisationen genau abgestimmt werden, hieß es weiter. Es befinden sich etwa 1590 Menschen mit griechischer Staatsangehörigkeit im Sudan, die das Land verlassen wollen. Wann die Evakuierungsaktion starten soll, war am Sonntag unbekannt. Die Sondereinheiten aus Griechenland sollen von einem Stützpunkt im Süden Ägyptens aus operieren, berichteten griechische Medien.

    Kämpfe im Sudan vor etwa einer Woche ausgebrochen

    Im Sudan waren vor etwa einer Woche Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen. Beide hatten das Land mit rund 46 Millionen Einwohner seit einem gemeinsamen Militärcoup im Jahr 2021 geführt. De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, kämpft mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Eigentlich hätte Daglos Gruppe der Armee unterstellt und die Macht im Land wieder an eine zivile Regierung übertragen werden sollen.

    Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) sind in vergangenen Tagen bereits bis zu 20.000 Sudanesen in den benachbarten Tschad geflohen. Tausende weitere Menschen seien innerhalb des Landes aus stark umkämpften Gebieten vertrieben worden.

    Sudan: Evakuierung von Deutschen musste einmal schon abgebrochen werden

    In den vergangenen Tagen stand der Flughafen Khartum im Zentrum der Kampfhandlungen. Immer wieder bemühten sich ausländische Diplomaten um eine stabile Feuerpause für die Evakuierung. Ein erster Versuch am Mittwoch, Deutsche mit Maschinen der Luftwaffe außer Landes zu bringen, musste abgebrochen werden, weil die Sicherheitslage in der umkämpften Hauptstadt als zu gefährlich für einen solchen Einsatz eingeschätzt wurde. Die Bundeswehr traf vor Tagen schon Vorbereitungen für einen neuen Anlauf zur Evakuierung deutscher Staatsbürger und weiterer zu schützender Personen. In Berlin tagt täglich ein Krisenstab. (mit dpa)

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