Der Angriff des Irans auf Israel war eine beispiellose Eskalation des langen Konflikts der beiden Länder. Noch ist unklar, wie Israel darauf reagieren wird – die Verbündeten hoffen auf Besonnenheit. Und nicht nur die. Vor allem die arabischen Staaten sind skeptisch. Sie wollen einen neuen Krieg verhindern und sich nicht in die Konfrontation zwischen Israel und dem Iran hineinziehen lassen. Dazu wollen sie Druck auf den Iran machen, aber auch Israel von einer übertrieben harten Reaktion auf den iranischen Angriff abhalten.
Viele arabische Staaten leiden wirtschaftlich seit Ausbruch des Gaza-Krieges im Oktober unter dem Konflikt in der Region: Die Touristen bleiben weg, was Staaten wie Jordanien und Ägypten hart trifft. Wichtige Handelsrouten durch das Rote Meer und den Persischen Golf sind unsicher geworden. Diese Probleme sind aber noch nichts gegen die Katastrophe, die ein Krieg zwischen dem Iran und Israel für alle Nahost-Länder bedeuten würde.
Israel hofft auf eine Allianz gegen den Iran
Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant versucht, die Stimmung für sich zu nutzen. Es gebe die Chance für eine „strategische Allianz gegen die iranische Bedrohung“. Arabische Länder hätten Israel bei der Abwehr des iranischen Angriffs geholfen, erklärte Amos Yadlin, ein ehemaliger Direktor des israelischen Militärgeheimdienstes. Die Araber wüssten, dass die Region gegen den Iran zusammenstehen müsse – „sonst sind sie als nächste an der Reihe“, schrieb Yadlin auf X.
Jordanien schickte Kampfflugzeuge, die zusammen mit Jets aus Israel, den USA, Frankreich und Großbritannien die iranischen Raketen und Drohnen auf ihrem Weg nach Israel abfingen. Das Königreich hat seit 1994 einen Friedensvertrag mit Israel, will seine Haltung dennoch nicht als Parteinahme für Israel verstanden wissen. Wenn israelische Drohnen über Jordanien auftauchen sollten, würden auch diese abgeschossen, erklärte Ministerpräsident Ayman Safadi.
Nur Jordanien macht seinen Einsatz für Israel öffentlich
Jordanien ist allerdings bisher der einzige arabische Staat, der seine Beteiligung offiziell bestätigt hat. Zwar soll es noch andere arabische Partner bei der Abwehr des iranischen Angriffs gegeben haben, wie israelische Regierungsvertreter erklärten. Um welche Staaten es sich gehandelt hat, teilten sie aber nicht mit. Auch die US-Regierung hielt sich mit Informationen zurück. Katar und Kuwait haben es den USA laut Medienberichten verboten, Stützpunkte in ihren Ländern für mögliche Gegenangriffe auf den Iran zu nutzen. Die arabische Führungsmacht Saudi-Arabien rief die Konfliktparteien zu „maximaler Zurückhaltung“ auf, „um der Region und ihren Völkern die Gefahr eines Krieges zu ersparen“. Andere Staaten äußerten sich ähnlich. Saudische und andere arabische Politiker telefonierten mit iranischen Regierungsvertretern.
Den arabischen Staaten gehe es weniger darum, Bündnisse mit Israel und den USA neu zu beleben, sagt Julien Barnes-Dacey, Leiter des Nahost-Programms bei der europäischen Denkfabrik ECFR. „Es geht eher darum, eine Eskalation in der ganzen Region mit vernichtenden Folgen für alle zu verhindern“, sagte Barnes-Dacey unserer Redaktion. Arabische Regierungen dürften nach der iranisch-israelischen Eskalation froh sein, dass sie ihre Beziehungen zum Iran in den vergangenen Jahren verbessert und sich nicht auf ein enges Bündnis mit Israel festgelegt haben, glaubt Paul Salem, Leiter des Nahost-Instituts MEI in Washington.
Israels Plan einer anti-iranischen Front hat deshalb wenig Chancen auf Erfolg. Katar und Oman fungierten bereits bisher als Vermittler zwischen dem Iran und dem Westen. Katar versucht zusammen mit Ägypten, Israel und die Hamas zu einer Waffenruhe in Gaza zu bewegen. Eine Waffenruhe in Gaza könne zur Deeskalation zwischen dem Iran und Israel beitragen.