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Krieg im Nahen Osten: Feuerpause und Geisel-Deal im Nahen Osten: Freilassung verzögert

Krieg im Nahen Osten

Feuerpause und Geisel-Deal im Nahen Osten: Freilassung verzögert

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    Palästinensische Gebiete, Gaza: Krankenwagen stehen in der Nähe eines Panzers der israelischen Streitkräfte im Gazastreifen.
    Palästinensische Gebiete, Gaza: Krankenwagen stehen in der Nähe eines Panzers der israelischen Streitkräfte im Gazastreifen. Foto: Victor R. Caivano, dpa

    Sieben Wochen nach Ausbruch der Kämpfe im Nahen Osten zeichnet sich zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer für die Menschen in Israel und im Gazastreifen ab: Der Krieg zwischen der israelischen Armee und der Hamas wird durch eine Feuerpause unterbrochen. Mindestens vier Tage soll sie andauern. Zivilisten auf beiden Seiten profitieren davon: Hilfsorganisationen konnten ihre Lieferungen in den Gazastreifen ausweiten. Zudem wurden am Freitagnachmittag mehrere Geiseln, die sich in der Gewalt der Terrororganisation befanden, freigelassen. Nach Angaben israelischer Fernsehsender wurden 13 israelische Geiseln an das Internationale Rote Kreuz übergeben. Darüber hinaus wurden kurz zuvor zwölf Personen thailändischer Herkunft freigelassen. Sie wurden am Grenzübergang Rafah in Richtung Ägypten entlassen und werden nun in verschiedenen Kliniken untergebracht. Allerdings handelt es sich bei den Thailändern nicht um die eigentlich im Deal zwischen Israel und der Hamas aufgelisteten Menschen.

    Trotz der Einhaltung der Feuerpause im Gaza-Krieg ist die erwartete Freilassung weiterer Geiseln aus der Gewalt der islamistischen Hamas ins Stocken geraten. In letzter Minute stoppte die Terrororganisation am Samstag die unmittelbar bevorstehende Übergabe einer zweiten Gruppe Geiseln an Israel. Als Grund nannte die Palästinenserorganisation, dass Israel aus ihrer Sicht gegen einen Teil des Geisel-Deals verstoßen habe. Sie warf Israel vor, Hilfslieferungen nicht wie vereinbart auch in den nördlichen Teil des Gazastreifen ermöglicht zu haben.

    Ob dies tatsächlich Teil des von Katar vermittelten Abkommens zwischen den beiden Konfliktparteien war, blieb zunächst unklar. In Israel war zunächst immer die Rede davon, Transporte mit Hilfsgütern wie Nahrung und Treibstoff in den Süden zu ermöglichen, wo sich Zehntausende Palästinenser vor den Kämpfen im Norden hingeflüchtet haben. Auch gab der militärische Arm der Hamas an, Israel halte sich außerdem bei der Freilassung von Häftlingen nicht "an die vereinbarten Standards".

    Dabei zahlt Israel einen hohen Preis für den Deal: Die Regierung von Benjamin Netanjahu hatte sich verpflichtet, für jede freigelassene Geisel drei palästinensische Häftlinge auf freien Fuß zu setzen. Insgesamt sieht die zwischen den Konfliktparteien getroffene Vereinbarung so einen Austausch von bis zu 100 Geiseln aus Israel gegen bis zu 300 palästinensische Häftlinge vor. Am Samstag sollen 13 weitere Geiseln freigelassen werden, darunter acht Kinder.

    Unter den am Freitag im Gazastreifen freigelassenen Geiseln sind indes auch vier Deutsche. Das bestätigte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Freitagabend. "Ich bin unendlich erleichtert, dass soeben 24 Geiseln aus Gaza freigekommen sind, darunter vier Deutsche, dass ein Vater nach 49 Tagen der Hölle, des unglaublichen Bangens, endlich seine zwei kleinen Töchter, seine Ehefrau wieder sicher in die Arme schließen kann", sagte sie am Rande des Grünen-Parteitags in Karlsruhe.

    Der Vater äußerte sich glücklich über die Rückkehr seiner Frau und ihrer gemeinsamen zwei kleinen Töchter. Er werde aber nicht feiern, ehe nicht alle Entführten zurückkehrten, sagte der Angehörige in einer Videobotschaft auf Hebräisch im sozialen Netzwerk Facebook am späten Freitagabend. "Ich bin glücklich, dass ich meine Familie zurückbekommen habe." Er wolle ihnen helfen, sich von dem schrecklichen Trauma, das sie erlitten hätten, zu erholen. "Es liegen noch schwierige Tage vor mir."

    Israel hat schlechte Erfahrungen gemacht mit Geisel-Deals

    Innenpolitisch ist der Geisel-Deal in Israel nicht unumstritten. Familien von Opfern versuchten, die Freilassung der palästinensischen Gefangenen vor dem Obersten Gericht zu kippen, jedoch ohne Erfolg. Wie hoch der Preis sein kann, zeigte sich am 7. Oktober, dem Tag des Massakers. Jihia al-Sinwar gilt als einer der Initiatoren des Attentats der Hamas. Al-Sinwar kam 2011 im Tausch gegen einen gekidnappten israelischen Soldaten frei. Bei den jetzt freigelassenen Palästinensern handelte es sich um 24 Frauen und 15 Minderjährige.

    Auch die Feuerpause ist ein Sicherheitsrisiko, das Israel eingeht. "Sie wird es der Hamas ermöglichen, sich neu zu gruppieren und Befehlsketten, die unterbrochen waren, neu aufzubauen", sagt Peter Lintl, Nahost-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik. "Aber auch in Israel wird es die Hoffnung derjenigen Familien wecken, deren Angehörige nicht Teil dieses Geisel-Deals sind." Der Druck auf die israelische Regierung, noch mehr Geiseln zu befreien, werde also eher noch zunehmen. "Und militärisch scheint das nicht möglich", sagt Lintl. Israel muss also auf weitere Verhandlungen setzen.

    Israel will Militäroperation fortsetzen

    Militärisch wird die Lage nicht einfacher. Die Armee hat inzwischen den Norden des Gazastreifens in ihrer Hand, im Süden der Region halten sich Hunderttausende Binnenflüchtlinge auf. "Israel steckt in einem Dilemma", sagt Lintl. "Auf der einen Seite steht die Frage, wie viele zivile Opfer vor allem die USA als Partner noch akzeptieren. Auf der anderen Seite steht die Frage, wie man die Hamas-Herrschaft anders zerschlagen will außer auf militärischem Wege." Sollte die Kampfkraft der Hamas nicht zerstört werden, habe sie den Krieg auf lange Sicht gewonnen. "Dieser Krieg wird weitergeführt werden", befürchtet Lintl.

    Das macht auch die Armee deutlich. Israel halte an seinem Ziel fest, die Hamas auszuschalten. "Der Krieg ist noch nicht vorbei", schrieb ein Sprecher auf Twitter. Für mindestens zwei weitere Monate sollen die Kämpf im Gazastreifen fortgesetzt werden. Während der Feuerpause werde sich das Militär auf die Planung der nächsten Kampfphasen konzentrieren. Trotzdem machten sich schon am Freitag hunderte palästinensische Binnenflüchtlinge auf den Weg zurück in ihre Wohnorte. (mit dpa)

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