Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Krieg gegen die Ukraine: Russland und Ukraine werfen sich gegenseitig Beschuss von Atomkraftwerk vor

Krieg gegen die Ukraine

Russland und Ukraine werfen sich gegenseitig Beschuss von Atomkraftwerk vor

    • |
    Die internationale Gemeinschaft (im Bild IAEO-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi) zeigt sich seit Tagen besorgt um die Lage im Kernkraftwerk Saporischschja in der Ukraine. Der Beschuss verstärkt die Ängste.
    Die internationale Gemeinschaft (im Bild IAEO-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi) zeigt sich seit Tagen besorgt um die Lage im Kernkraftwerk Saporischschja in der Ukraine. Der Beschuss verstärkt die Ängste. Foto: Lisa Leutner, AP/dpa (Archivbild)

    Moskau und Kiew haben sich gegenseitig den Beschuss des von Russland besetzten ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja vorgeworfen. Die ukrainische Armee habe in der Nacht zum Sonntag eine Rakete auf das AKW-Gelände abgefeuert, meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf die Besatzungsverwaltung der Stadt Enerhodar, in der das Kraftwerk liegt. Die ukrainische Atombehörde Enerhoatom hingegen beschuldigte die Russen, das unter ihrer Kontrolle stehende Gelände selbst beschossen zu haben.

    In Teilen der Stadt Enerhodar, in der das Kraftwerk liege, seien Strom- und Wasserversorgung ausgefallen, teilte das russische Verteidigungsministerium am Abend mit. Zudem habe ein Block des Akw teilweise abgeschaltet werden müssen. Ein Brand auf dem Werksgelände habe gelöscht werden können. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. Von ukrainischer Seite hieß es hingegen, die Russen hätten das Gelände selbst beschossen.

    Angriff auf Atomkraftwerk: Kiew warnt vor möglichen Folgen

    Infolge der russischen Angriffe sei ein Lager für abgebrannten Kernbrennstoff getroffen, Sensoren zur Strahlenmessung sowie eine Hochspannungsleitung zum benachbarten Wärmekraftwerk beschädigt worden, teilte der ukrainische staatliche Atomkonzern Enerhoatom mit. Der Konzern berichtete zudem, kurz vor der Explosion hätten sich Hunderte Mitglieder der russischen Besatzung in Bunkern versteckt. Das ukrainische Außenministerium appellierte an die internationale Gemeinschaft, sich dafür einzusetzen, dass die Russen den Ukrainern die Kontrolle über das Akw zurückzugeben. Sollte ein Reaktor im Betrieb getroffen werden, seien die möglichen Folgen "gleichbedeutend mit dem Einsatz einer Atombombe", warnte die Behörde in Kiew.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj teilte mit, er habe bereits EU-Ratspräsident Charles Michel über den jüngsten Angriff informiert - und neue Sanktionen gegen Russland gefordert. "Russlands nuklearer Terror erfordert eine stärkere Reaktion der internationalen Gemeinschaft: Sanktionen gegen die russische Nuklearindustrie und Kernbrennstoffe", schrieb Selenskyj auf Twitter.

    Britischer Geheimdienst: Russlands Aktionen gefährden die Sicherheit des Akws

    Auch der britische Geheimdienst kam kürzlich zu der Einschätzung, dass Aktionen der russischen Streitkräfte mit hoher Wahrscheinlichkeit die Sicherheit des Akw Saporischschja gefährden.

    Erst vor wenigen Tagen hatte sich die Internationale Atomenergiebehörde IAEA besorgt gezeigt angesichts der Lage um das Kraftwerk, das mit sechs Blöcken und einer Leistung von 6000 Megawatt das größte Atomkraftwerk Europas ist. Der Angriff unterstreiche "die sehr reale Gefahr einer nuklearen Katastrophe, die die öffentliche Gesundheit und die Umwelt in der Ukraine und darüber hinaus bedrohen könnte", sagte IAEA-Chef Rafael Grossi am Samstag. Eine Inspektion zur Prüfung der technischen Sicherheit sei dringend erforderlich, betonte er. Aber es sei momentan sehr schwierig für die IAEA, überhaupt ins Kriegsgebiet nach Saporischschja zu kommen. (dpa)

    Alle Nachrichten zum Verlauf des Krieges können Sie stets in unserem Liveticker nachlesen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden