Schon länger gibt es Konflikte zwischen Israel und den Hamas und verbündeten Gruppen im Gazastreifen. Doch nun verschlimmert sich die Situation. Das israelische Sicherheitskabinett hat in Israel den Kriegszustand ausgerufen. "Der Krieg, der Israel durch eine mörderische Terrorattacke aus dem Gazastreifen aufgezwungen wurde, hat am 7. Oktober 2023 um 06.00 Uhr begonnen", teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Sonntag mit.
Wie entstand der Konflikt zwischen Israel und Hamas?
Der israelisch-palästinensische Konflikt bestimmt seit langer Zeit die politische Lage im Nahen Osten. 1947 teilten die Vereinten Nationen im UN-Teilungsplan Palästina in einen Staat für Juden und einen für Araber auf. Während die meisten Juden den Plan befürworteten, sprach sich der Großteil der Araber dagegen aus. Seitdem Israel im Jahr 1948 gegründet wurde, haben bereits sechs Kriege die Region erschüttert – der Unabhängigkeitskrieg 1948-49, die Suezkrise 1956, der Sechstagekrieg 1967, der Jom-Kippur-Krieg 1973 sowie die Libanon-Kriege 1982 und 2006.
Schon einen Tag, nachdem der erste Ministerpräsident Israels, David Ben-Gurion, die Unabhängigkeit ausrief, erklärten die arabischen Nachbarn Ägypten, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien den Krieg. Sie wollten dessen Existenzrecht nicht anerkennen. Israel gelang es, sein Territorium zu vergrößern und den Westteil Jerusalems zu erobern. Etwa 700.000 Palästinenser flohen. 1967 eroberte Israel im Sechstagekrieg den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, das Westjordanland, Ostjerusalem und die Golanhöhen. Diese Gebiete beanspruchen die Palästinenser aber für einen unabhängigen Staat Palästina für sich.
1987 begann der erste Palästinenseraufstand ("Intifada"). Kurze Zeit später gründete sich die Hamas. Als 2006 in den palästinensischen Gebieten zuletzt gewählt wurde, gewann die Hamas gegen die Fatah-Bewegung des Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas. Der Westen erkannte das Ergebnis allerdings nicht an. Daraufhin entbrannte ein kurzer militärischer Konflikt mit Fatah-Kämpfern. In einem blutigen Machtkampf unter Palästinensern vertrieb die islamistische Hamas die Fatah von Mahmud Abbas aus dem Gazastreifen. Anschließend verhängte Israel eine Blockade über das dicht besiedelte Küstengebiet, was zu Armut und Unterversorgung in dem Gebiet führte.
In drei Konflikten zwischen der Jahreswende 2008/2009 und August 2014 bekriegen sich das israelische Militär und die Hamas im Gazastreifen. Kurz vor dem Krieg 2014 scheitert der bisher letzte Versuch Israels und der Palästinenserführung von Abbas, am Verhandlungstisch einen Frieden zu vereinbaren. Der Gazastreifen war verwüstet. Laut dem UN-Büro für humanitäre Angelegen wurden fast 55.000 Häuser bei israelischen Angriffen getroffen und mindestens 17.200 davon ganz oder teilweise zerstört. Auf palästinensischer Seite gab es 2251 Tote, die meisten von ihnen Zivilisten. Auf israelischer Seite starben 74 Menschen, fast alle Soldaten.
Seit wann besteht der Nahostkonflikt?
Der Nahostkonflikt zwischen Israel und den arabischen Staaten besteht aber schon weitaus länger. Mehr als 1000 Jahre vor unserer Zeitrechnung siedelten Juden in dem umkämpften Gebiet. Die jüdische Religion entwickelte sich. Im Jahr 70 zerstörten die Römer den Tempel und die Juden wurden in viele Teile der Welt zerstreut.
Seit dem 16. Jahrhunderte gab es immer wieder Gruppen von jüdischen Einwanderern, die sich in Palästina, wie es damals hieß, niederließen. Ende des 19. Jahrhunderts wünschten sich einige Juden, in dem Gebiet einen eigenen Staat zu errichten. Doch inzwischen lebten dort viele Muslime, aber auch Christen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen wegen verstärkter Ausgrenzung in anderen Ländern vermehrt jüdische Einwanderer in die Region. Die Spannung zwischen der jüdischen und der arabischen Bevölkerung verstärkte sich.
Nach dem Ersten Weltkrieg erhielt Großbritannien den Auftrag, Palästina zu verwalten. Es genehmigte eine begrenzte Einwanderung. Wegen Vertreibungen in den 1930er Jahren und insbesondere wegen des Holocaust versuchten viele Juden nach Palästina zu fliehen.
Was ist das Ziel der Hamas?
Hamas ist die Abkürzung der arabischen Bezeichnung für "Islamische Widerstandsbewegung". Das Wort selbst bedeutet "Eifer" oder "Kampfgeist". Ihre ideologischen Wurzeln liegen wie beim islamischen Dschihad in der Muslimbruderschaft. Die Hamas sah sich als Gegenpol zur palästinensischen Befreiungsorganisation PLO. Ihr Ziel ist die Zerstörung Israels und die Errichtung eines islamischen Staates Palästina. Anfangs war die Hamas nicht militärisch aktiv. Stattdessen galt sie als Wohltätigkeitsorganisation, die Schulen und andere soziale Einrichtungen finanzierte. Dadurch gewann sie den Zuspruch der verarmten Bevölkerung des Gazastreifens.
Wo liegen die palästinensischen Gebiete?
Als palästinensische Gebiete wird das Westjordanland, der Gazastreifen und der arabisch geprägte, 1967 von Israel eroberten und später annektierten Ostteil Jerusalem bezeichnet. Die Palästinenser fordern diese Gebiete für einen künftigen unabhängigen Staat.
Das historische Palästina, ein Gebiet zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer, gehörte bis 1918 vier Jahrhunderte lang zum Osmanischen Reich. Danach übernahm Großbritannien als Mandatsmacht die Kontrolle. 1947 wurde das Gebiet in einen jüdischen und einen arabischen Staat aufgeteilt. Im Rahmen der nach 1993 unterzeichneten Friedensverträge zwischen Israel und der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO erzielten die Palästinenser eine Teilautonomie im Gazastreifen und Westjordanland. Für die Palästinenser war zentrales Ziel stets ein eigener Staat. Eine angestrebte Ausweitung der Palästinensischen Autonomiegebiete blieb jedoch aus, die Friedensverhandlungen scheiterten 2014 endgültig.