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Kommentar: Wir Männer müssen unsere Privilegien aufgeben

Kommentar

Wir Männer müssen unsere Privilegien aufgeben

Manuel Andre
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    Mit der sogenannten Kindergrundsicherung sollen staatliche Leistungen für Kinder gebündelt werden.
    Mit der sogenannten Kindergrundsicherung sollen staatliche Leistungen für Kinder gebündelt werden. Foto: Peter Kneffel, dpa (Symbolbild)

    Wie erklären Sie einem Kind, dass Papa besser verdient als Mama? Es gibt da ein Video-Interview des Funk-Formats Deutschland 3000. Darin befragt Moderatorin Eva Schulz Kinder in Zweiergruppen (jeweils ein Junge und ein Mädchen) nach der Gleichberechtigung von Mann und Frau. Am Ende des Gesprächs drückt sie dem Mädchen zwei Goldtaler in die Hand, dem Jungen vier. Das finden die Kinder natürlich ungerecht. Ist es auch, oder?

    Die Idee des Spiels ist einfach: Die Kinder sollen die Welt der Erwachsenen verstehen, das aber ist schwer. Wie soll man denn einem Kind erklären, dass Frauen noch immer deutlich weniger als Männer verdienen? In Bayern ist der sogenannte unbereinigte Gender Pay Gap, also die Lohnlücke zwischen Mann und Frau besonders hoch. Im Jahr 2022 lag er bundesweit bei 18 Prozent, in Bayern laut Landesamt für Statistik drei Prozentpunkte höher.

    Männer in Teilzeit sind die Ausnahme

    Als Grund für die großen Unterschiede nennt das Landesamt strukturelle Unterschiede zwischen Frauen und Männer. Das heißt: Frauen arbeiten öfter in schlechter bezahlten Branchen oder arbeiten wegen der Familie in Teilzeit. An diesem Problem können wir Männer etwas ändern. Im Jahr 2020 arbeiteten etwa zwei Drittel der erwerbstätigen Mütter in Teilzeit, und nur etwa sieben Prozent der Väter.

    Unbestritten: Es gibt Mütter, die gerne in Teilzeit gehen, um für ihre Kinder da zu sein. Doch wenn wir von Gleichberechtigung und moderner Männlichkeit sprechen, ist es nicht gerade fortschrittlich, wenn sich kaum ein Vater entscheidet, seine Erwerbsarbeitszeit für die Familie zu reduzieren. Dabei wollen das viele Männer sogar, nur tun sie es nicht. Profitieren davon könnten nicht nur Kinder und die Mütter, sondern auch die Gesellschaft. Jede Stunde weniger Erwerbsarbeitszeit des Mannes ist eine mögliche Stunde mehr für die Mutter. Ein ausgeglicheneres Modell von Familie und Arbeit macht auch sichtbar, dass Familie zeit- und kraftintensiv ist und es auf das Miteinander von Mutter und Vater ankommt. Weniger Erwerbsarbeit des Mannes führt so zu mehr Gleichberechtigung.

    Gender Pay Gap: Wir müssen über Geld sprechen

    Es liegt also auch in der Hand von uns Männern, sich dafür einzusetzen die Lohnlücke zu schließen. Das bedeutet, dass wir Privilegien aufgeben müssen, unseren Platz an der Sonne, den wir so als ganz selbstverständlich ansehen. Das birgt Frustrationspotenzial, wenn ich als Mann aufgrund einer Quote einen Job vielleicht mal nicht bekomme.

    Wir müssen laut werden, offen über Geld sprechen. Denn es kann nicht sein, dass bei identischen Qualifikationen im selben Beruf Frauen schlechter verdienen als Männer. Bereinigter Gender Pay Gap nennt sich die Lohnlücke, die in Bayern bei sieben Prozent liegt. Über die Mehrheit von Männern in Führungspositionen, die über die Lohnunterschiede von männlichen und weiblichen Mitarbeitenden wohl Bescheid wissen, ist da noch gar nicht gesprochen.

    Am Ende des Kinder-Interviews übrigens sagen alle Mädchen im Video, dass es ungerecht sei, dass sie nur halb so viele Goldtaler bekommen wie die Jungs. Die Jungs geben dann einen Taler ab. Ein Junge ist mürrisch, er zögert und schiebt dann seinen Taler weiter. Großzügig? Nein, einfach nur gerecht.

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