Die Stimmung ist nicht elektrisch, trotzdem könnte einen zuweilen der Schlag treffen. Die Zulassungszahlen für E-Autos sind im Februar um 15,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat eingebrochen. Es ist der jüngste Beleg dafür, dass Deutschland die E-Wende gerade vermurkst. Es handelt sich, man kann es leider nicht anders sagen, um kollektives Unvermögen.
Da ist zunächst und vorneweg die Bundesregierung. Bis zum Jahr 2030 sollen nach deren Vorstellung 15 Millionen Stromer hierzulande unterwegs sein. Anfang des Jahres hat das Kraftfahrt-Bundesamt fast 49,1 Millionen Autos gezählt, rund 1,4 Millionen davon waren Fahrzeuge mit "rein batterieelektrischem Antrieb." Die Ampel, mal als Fortschrittskoalition gestartet, hat einen FDP-Verkehrsminister, der zwar das Verbrenner-Aus in der Europäischen Union für 2035 nicht amtlich infrage stellt, der zuletzt aber wissen ließ, ein "starres Festhalten" sei nicht "zielführend". Dazu wurde einmal mehr die "Technologieoffenheit", die so wichtig sei, als Begründung verschlissen. Dazu gibt es einen grünen Wirtschaftsminister, der zu Beginn des dritten Adventswochenendes mitteilen ließ, dass Anträge zur E-Auto-Förderung nur noch bis Ende des dritten Adventswochenendes angenommen würden. Eine quietschende Vollbremsung mit Folgen – siehe Zulassungszahlen.
Die Union stellt im Wahlkampf das Verbrenner-Aus infrage
Dann ist da die Möchtegern-Bundesregierung: Auch die Union, die so gerne wieder den Kanzler stellen würde, wirbt im Europawahlkampf dafür, das Zulassungsverbot für neue Benziner und Diesel ab 2035 zurückzunehmen. Begründung, na klar: Die Technologieoffenheit. Dabei ist die nur ein Synonym für Planungsunsicherheit. Dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, vormalige Protagonistin eines umweltfreundlicheren Europas, als EVP-Spitzenkandidatin nun betont, das Verbrennerverbot werde 2026 überprüft, macht die Gemengelage noch absurder.
Wer kann in einer solchen Lage den deutschen Herstellern, die bei der E-Wende wider besseren Wissens viel zu spät beschleunigt haben, noch verübeln, wenn sie sich ihn ihren öffentlichen Verlautbarungen flexibler positionieren. Die VW-Tochter Audi etwa, die am Dienstag ihre Jahreszahlen bekannt gibt, will zwar nach wie vor ab 2026 nur noch E-Modelle auf den Markt bringen. Zugleich aber ließ man mitteilen, dass für Industrie und Kunden eben "ein klares Bekenntnis der Politik zur E-Mobilität" entscheidend sei. Das ist so richtig, wie wahr ist, dass die hiesigen Autobauer den Chinesen und E-Auto-Pionier Tesla hinterherfahren. Sicher auch, weil kleine und preiswerte Stromer nach wie vor zu selten im Angebot sind. Zumal mitten in der Wirtschaftsflaute und zu einem Zeitpunkt, an dem die Inflation nicht gänzlich eingehegt ist.
Der Planet heizt sich immer weiter auf
Wer sich für den Kauf eines Autos (gebraucht oder neu) entscheidet, überlegt sich das in der Regel lange und gut. Dass die an ihren Gewohnheiten hängenden Verbraucher durchaus bereit sind, den Verbrenner für immer abzuschalten, hatte sich gezeigt, als es noch Förderprämien gab: Die Verkaufszahlen hatten stark angezogen. Das Beratungsunternehmen Gartner hat Anfang des Monats prognostiziert, dass E-Autos der nächsten Generation bis 2027 im Durchschnitt billiger produziert werden können als vergleichbare Diesel und Benziner. Das könnte doch ein starkes politisches und ökonomisches Argument sein, das Verbrennerverbot nicht wieder aufzuweichen.
Denn: Auf 2023, das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn, folgte der wärmste Januar – gefolgt vom wärmsten Februar.