Franz Müntefering, der große Sozialdemokrat, hat in politischen Auseinandersetzungen stets für einen Kurs von Maß und Mitte geworben. Claus Weselsky, der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, praktiziert das genaue Gegenteil. Der Tarifkampf, den er führt, hat jedes Maß und jede Mitte verloren.
Natürlich muss ein Streik den Arbeitgeber auch schmerzen - sonst macht er keinen Sinn. Die Schmerzen allerdings, die Weselskys Lokführer der Deutschen Bahn und damit auch Hunderttausenden von Bahnfahrern zumuten, grenzen schon an tarifpolitische Folter. Bei den Gehältern ist die Bahn der Gewerkschaft bereits weit entgegen gekommen - und, dass sich mitten in einer Konjunkturkrise mit einem sich zuspitzenden
eine weitere Reduzierung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich eigentlich von selbst verbietet, sollte auch einem Gewerkschaftsfunktionär einleuchten. Und sei er noch so stur.Den Preis dafür zahlen Millionen von Bahnkunden
In anderen Branchen hätten Arbeitgeber und Arbeitnehmer längst am Verhandlungstisch eine Lösung gefunden. Weselsky aber betreibt Tarifpolitik mit der Brechstange nach dem Motto: Koste es, was es wolle. Den Preis dafür zahlen Millionen von Bahnkunden, die in diesem Jahr keine elf Prozent mehr Gehalt und keine 2850 Euro Inflationsprämie bekommen, wie die Bahn es den Lokführern angeboten hat. Gewerkschaftsführer, die über ihren eigenen Vorgarten hinausschauen, würden da einschlagen. Weselsky aber ist schwerer zu bremsen als jeder ICE.