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Kommentar: Was jetzt passieren muss, um die Klimakrise abzuschwächen

Kommentar

Was jetzt passieren muss, um die Klimakrise abzuschwächen

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    Der Weltklimarat drängt zur Eile beim Klimaschutz. Zu lange haben Regierungen die Krise ausgesessen.
    Der Weltklimarat drängt zur Eile beim Klimaschutz. Zu lange haben Regierungen die Krise ausgesessen. Foto: Thomas Koy, kna (Archivbild)

    Haben die Grünen denn nun wirklich etwas erreicht oder wurden die Klimaziele dieser Regierung endgültig aufgeweicht? Dass sich die Partei des Klimaschutzes in der Ampel-Koalition zuletzt nur schwer gegen SPD und FDP behaupten konnte, ist für viele Aktivistinnen und Aktivisten ein Schlag ins Gesicht. Sie verweisen auf den jüngsten Bericht des Weltklimarats, der zeigte: Es geschieht zu wenig und vor allem zu langsam. Zu lange haben wir den Klimawandel ausgesessen.

    Es ist ein alarmierender Bericht, der aber wenig überraschend kommt. Der Weltklimarat warnt, dass die Weltbevölkerung das 1,5 Grad Ziel nicht einhalten kann, wenn nicht drastische Einschnitte vorgenommen und die Treibhausgasemissionen bis 2030 halbiert werden. Denn die Auswirkungen der Klimakrise schreiten schneller und stärker voran als bisher angenommen. Trotzdem weicht die Ampel die Klimaziele auf und streicht die Sektorziele der Ministerien. Die Grünen wurden von den Koalitionspartnern ausgebremst.

    Klimaschutz darf kein Thema für eine einzelne Partei sein

    Die Partei versucht, fossile Energien einzugrenzen - und stößt auf harten Widerstand. Nicht nur innerhalb der Bundesregierung, sondern auch bei Bürgerinnen und Bürgern. Bereits im Vorlauf sanken die Umfrageergebnisse der Grünen, denn den einen sind sie zu drastisch, den anderen zu lax. Verständlich, wenn der energieeffiziente Umbau des Eigenheims einfach zu teuer ist und man nicht weiß, woher das Geld kommen soll. Gleichzeitig geschieht politisch zu wenig.

    Natürlich spielt auch der eigene Konsum eine Rolle. Wie Daten des World Inequality Reports zeigen, waren 2019 in Deutschland das reichste ein Prozent der Menschen für 105 Tonnen CO₂ pro Jahr verantwortlich. 35 Mal so viel, wie die ärmsten zehn Prozent. Dabei werden Letztere den Folgen des Klimawandels wohl am stärksten ausgesetzt sein und können gleichzeitig weniger dagegen tun. "Klimaschutz ja, aber nur so, dass ich mich nicht einschränken muss" - das zieht nicht mehr.

    Für einen schnellen Wandel braucht es Veränderungen in allen Bereichen

    Aber was bedeutet Wohlstand im Angesicht der Klimakatastrophe? Und wie wichtig ist er, wenn im Sommer abwechselnd Felder vor Trockenheit brennen und Hochwasser ganze Orte mitreißen? Welche Auswirkungen solche Extremwetter haben, konnten wir selbst in den vergangenen Sommern erleben. Die Klimakrise bringt langfristig viel größere Einschränkungen mit sich, wenn wir jetzt nicht konsequent handeln. Je weiter wir Klimaschutzmaßnahmen rauszögern, desto gefährlicher und teurer wird die Krise.

    Um das Ruder jetzt noch rumzureißen, braucht es Veränderung in jedem Bereich. Erste einfache Schritte könnten das Tempolimit sein oder das Abschaffen des Dienstwagenprivilegs. Langfristig keine Kurzstreckenflüge mehr und der Ausbau des bezahlbaren öffentlichen Nahverkehrs im ländlichen Raum statt neue Autobahnen. Banken müssen in erneuerbare Energien investieren, statt weiter großzügig fossile Brennstoffe zu finanzieren. Und es braucht staatliche Unterstützung für Bürgerinnen und Bürger beim energieeffizienten Aus- und Umbau ihrer Häuser und Wohnungen. 

    Ein weiter so darf es nicht geben, denn dafür fehlt uns die Zeit. Um die Krise zu bewältigen, müssen wir alle Kompromisse eingehen und uns früher oder später einschränken. Aber Klimaschutz ist eben nicht bequem und vor allem kein Thema für die aktivistische Nische - er betrifft uns alle.

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