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Kommentar: Warum Karl Lauterbach dieses Mal falsch liegt

Kommentar

Warum Karl Lauterbach dieses Mal falsch liegt

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    Karl Lauterbach, Bundesminister für Gesundheit.
    Karl Lauterbach, Bundesminister für Gesundheit. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Der neue Gesundheitsminister Karl Lauterbach will vor das Virus kommen. Denn seit zwei Jahren regieren die Mächtigen in Deutschland dem Erreger hinterher. Das Spiel ist immer das gleiche. Bundesregierung und Ministerpräsidenten schauen lange zu, bis sich die Infektionswelle aufgetürmt hat. Erst dann trauen sie sich, den Erreger mit harten Gegenmaßnahmen unter Kontrolle zu bringen.

    Zwischen den Wellenbergen wird zu wenig getan, um der nächsten Welle die Wucht zu nehmen. Zwei schlagende Beispiele dafür sind die verspätet gestartete Booster-Kampagne und die in viel zu kleiner Zahl angeschafften Luftfilter für die Klassenzimmer der Schulen. Der Preis dafür ist hoch: Es sind Tausende Tote, eine Gesellschaft unter Daueranspannung (es ist unmöglich, nicht über Corona zu reden) und enorme wirtschaftliche Schäden. Deshalb hat Lauterbach viele gute Gründe, mit der bisherigen reaktiven Politik zu brechen.

    Eine Idee, die Lauterbachs Ziel widerspricht

    Im völligen Gegensatz dazu steht nun aber sein Eintreten dafür, dass Dreifachgeimpfte keinen Schnelltest mehr vorzeigen müssen, wenn sie zum Beispiel ein Restaurant besuchen wollen und dort die 2G-Plus-Regel gilt. Die Idee dahinter ist simpel: Wenn es für Geboosterte leichter ist, am sozialen Leben teilzuhaben, dann ist der Anreiz größer, sich die dritte Spritze gegen Corona geben zu lassen. Doch das Risiko ist angesichts der neuen Omikron-Variante hoch, dass der Versuch nach hinten los geht. Auch Geimpfte können sich infizieren und das Virus weiterverbreiten.

    Wenn selbst der britische Premierminister Boris Johnson, der sich in der Pandemiebekämpfung nicht als Advokat der Vorsicht hervorgetan hat, vor einer neuen Monster-Welle wegen der hochansteckenden Mutation warnt, sollte das auch Lauterbach und seinen Länderkollegen zu denken geben. Es ist auch keine Impfmüdigkeit bei denjenigen zu beobachten, die bereits zwei Spritzen bekommen haben. Im Gegenteil: Die Termine in den Impfzentren und den Praxen für die Booster-Impfungen sind knapp.

    Die Corona-Bekämpfer in Bund und Ländern laufen in die Gefahr, die Entscheidung für den Wegfall der Schnelltests als Eintrittskarte für das soziale Leben schon bald wieder revidieren zu müssen. Regeln, die sich als verkehrt erweisen und dann rasch korrigiert werden, schwächen aber das Vertrauen, dass die Politiker wissen, was sie tun. Es ist schon so oft passiert in dieser Pandemie.

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