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Kommentar: Wagner-Chef Prigoschin fordert den Kreml heraus

Kommentar

Wagner-Chef Prigoschin fordert den Kreml heraus

Simon Kaminski
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    Der Leiter der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, hat den russischen Verteidigungsminister in einer Wutrede des "Hochverrats" bezichtigt.
    Der Leiter der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, hat den russischen Verteidigungsminister in einer Wutrede des "Hochverrats" bezichtigt. Foto: uncredited, AP, dpa

    Manchmal sind es kleine Meldungen, die alles sagen: Der Chef der Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, wirft dem russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu in einer Wutrede auf dem Kurznachrichtenportal Telegram ganz offen „Hochverrat“ vor – so die Nachricht, die international ein überschaubares Echo hervorrief.

    Was ist passiert? Prigoschin bezichtigt das Verteidigungsministerium, seine Kämpfer, die – nach allem was man weiß – in der Ostukraine eine wichtige Rolle bei der Offensive gegen die ukrainischen Streitkräfte spielen, nicht ausreichend mit Munition zu versorgen und logistisch zu benachteiligen.

    Wie reagiert das derart attackierte Ministerium? Es besänftigt und erklärt, dass die Munition für freiwillige Kämpfer – gemeint sind Wagner-Milizen – nicht begrenzt werden würden. Und warnt zaghaft davor, dass eine Spaltung der verschiedenen Kampfgruppen nur dem Feind nutzen würden. 

    Russland ist beim Überfall auf die Ukraine von Wagner abhängig

    So weit ist es gekommen. Der Verteidigungsminister muss sich von einem Mann, der als Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin galt, öffentlich anschreien lassen. Ein Mann, der eine Söldner-Truppe leitet, die nicht nur Schwerkriminelle rekrutiert, sondern selber kriminelle Strukturen aufweist. Söldner-Gruppen sind eigentlich in Russland verboten. Dass sie nun aber alles daran setzen, genauso behandelt zu werden, wie die regulären Streitkräfte, ist eine neue Dimension – da werden Autoritäten in Frage gestellt.

    Ganz offensichtlich ist Russland militärisch bei seinem Überfall auf die Ukraine von Wagner abhängig – der gut informierte britische Geheimdienst spricht von bereits 30.000 gefallenen Söldnern. Eine monströse Zahl, die nur damit zu erklären ist, dass die Männer gnadenlos verheizt werden. Moskau muss seit Wochen Kritik von Kräften einstecken, die noch fanatischere nationalistische Überzeugungen vertreten als Putin und seine Entourage. Wer hingegen leise Zweifel an der verbrecherischen russischen „Spezialoperation“ äußert, droht jahrelang im Knast zu verschwinden. Der tiefe Fall Russlands setzt sich ungebremst fort. 

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