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Kommentar: US-Wahlen 2020: Warum Trump bleiben wird

Kommentar

US-Wahlen 2020: Warum Trump bleiben wird

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    Unterstützer von Präsident Donald Trump nehmen an einer Kundgebung und Autokorso von Clackamas nach Portland teil.
    Unterstützer von Präsident Donald Trump nehmen an einer Kundgebung und Autokorso von Clackamas nach Portland teil. Foto: Paula Bronstein, dpa

    Der Parteitag der US-Republikaner vorige Woche war kein Parteitag aller Republikaner. Es war vielmehr die bizarre Feier einer Partei, die um eine einzige Person kreist: Donald Trump. Daher kreisen auch alle Debatten danach um ihn: Wird Trump trotz Umfragetief doch wieder gewinnen? Wird er das Weiße Haus freiwillig verlassen, sollte er die Wahl am 3. November verlieren?

    Doch weit spannender – und unberechenbarer selbst als Trump – ist die Frage, was dann aus den Republikanern wird. Trump hat diese Partei schließlich vor vier Jahren erst gekapert und sie sich dann unterworfen. Spätestens mit seinem Wahlsieg verwandelte Trump einst scharfe parteiinterne Kritiker in Duckmäuser - die bis heute kaum wagen, "ihrem" Präsidenten zu widersprechen.

    War Trump nur ein kurzer Albtraum?

    Wird sich das ändern, wenn Trump nicht mehr im Weißen Haus residiert? Manche Republikaner hoffen darauf, dass die "Ära Trump" wie ein Albtraum einfach verschwindet. Sie hoffen auf eine Rückkehr zu alten Werten. Sogar die Antrittsrede von George W. Bush – früher Feindbild so vieler Europäer – erscheint vielen von ihnen mittlerweile wie ein Zeugnis aus einer untergegangen Zivilisation. Worte wie Demut oder Kompromissbereitschaft kommen darin vor, auch die Bereitschaft, nicht nur an "America First" zu denken – alles heute unsagbar im Weißen Haus.

    Doch das ist wohl eine trügerische Hoffnung. Denn Trump ist ja nur spektakulärster Ausfluss einer Entwicklung, welche die Republikanische Partei - einst etwa dem Freihandel verpflichtet sowie einer sehr selbstbewussten, aber auch sehr engagierten Außenpolitik – seit Jahren zerreißt. Ihre Basis ist stetig radikaler geworden, sodass schon lange vor Trump republikanische Kongressmitglieder Angst haben mussten, in Washington zu heimisch zu wirken, sich für den Rest der Welt zu interessieren oder gar Kompromisse mit den verhassten Demokraten zu schließen. Denn dann drohte ihnen, in einer parteiinternen Vorwahl von scharf rechten Herausforderern bezwungen zu werden, die monoton gegen "Washington", das Ausland und die "Elite" wetterten – ironischerweise oft finanziert von radikal rechten Milliardären, die so ihre ganz eigene Agenda beförderten, um etwa Umweltauflagen abzuschaffen und Steuern massiv zu senken.

    Trump befeuerte die übelsten Instinkte

    Dazu ertönt zuverlässig das Trommelfeuer strikt parteiischer Medien wie Fox News, die republikanischen Parteigängern ihre ganz eigene Wirklichkeit zimmern. Sie machten die Tea Party groß, dann Sarah Palin – und schließlich Trump, der die übelsten Instinkte der wütenden Parteibasis, etwa Rassismus, befeuerte statt bändigte. Er brachte seine Partei dazu, ganz auf wütende weiße Männer zu setzen, obwohl die Republikaner eigentlich seit Jahren wissen, dass sie für die an der Wahlurne immer wichtiger werdenden Nicht-Weißen attraktiver werden müssten.

    Medien wie Fox News trugen zum Erfolg von Politikern wie Sarah Palin und eben Donald Trump bei.
    Medien wie Fox News trugen zum Erfolg von Politikern wie Sarah Palin und eben Donald Trump bei. Foto: Jim Lo Scalzo, dpa

    Diese Prägung wird nicht einfach verschwinden, müsste Trump aus dem Weißen Haus verschwinden. Auch Fox News wird weiter senden, Trump weiter twittern, dann eben als Privatmann – vielleicht noch wütender, da er sich ja für eine Niederlage rächen müsste.

    Donald Trump könnte erneut kandidieren

    Echte Trump-Fans werden ihn selbst nach einer Niederlage weiter lieben, weil er eben keine Kompromisse gesucht, sondern seine wichtigsten Versprechen eingehalten habe. Sie sind immer noch zahlreich genug, um die Zukunft der Republikaner nach Trump mitzubestimmen. Trump wird nicht so leicht verschwinden, selbst wenn er Geschichte ist. Vielleicht ist er das übrigens selbst nach einer Niederlage am 3. November nicht. Denn: Trump könnte vier Jahre später einfach erneut als Präsidentschaftsbewerber antreten.

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