Israel hat die Hisbollah im Libanon in die Ecke gedrängt. Die israelische Armee und der Geheimdienst Mossad haben der stärksten islamistischen Miliz in Nahost eine Niederlage nach der anderen beigebracht. Israel wusste offenbar sogar, wo sich Hisbollah-Chef Nasrallah versteckte. Mit Nasrallah starben so viele weitere Kommandeure der Miliz, dass die Gruppe gewissermaßen enthauptet worden ist. Davon wird sich die Hisbollah, die bisher militärisch und politisch eine der mächtigsten Fraktionen im Libanon war, lange nicht erholen. Ob sie jemals wieder so stark wird wie vor dem Beginn der jüngsten israelischen Angriffe vor zehn Tagen, ist fraglich. Eine vom Westen als Terrorgruppe gefürchtete Organisation liegt am Boden.
Doch endgültig besiegt ist die Hisbollah nicht. Nasrallah war bei vielen Schiiten im Libanon sehr beliebt, weil er ihnen mehr Mitsprache und Anerkennung verschaffte. Diese öffentliche Unterstützung für die Miliz wird nicht verschwinden. Andere radikale Schiiten werden versuchen, aus den Trümmern eine neue Hisbollah aufzubauen, um Israel wieder angreifen zu können. Selbst eine israelische Bodenoffensive, wie sie von einigen Generälen gefordert wird, und eine Besetzung von Teilen des Libanons würde daran nichts ändern.
Israel fehlt eine politische Vision dafür, wie der jüdische Staat auf Dauer mit den Palästinensern und anderen schiitischen und sunnitischen Muslimen in der Region zurechtkommen will. Rechtsradikale in der israelischen Regierung träumen davon, die ganze Region mit Krieg zu überziehen. Sie werden sich nach Nasrallahs Tod bestärkt fühlen und weiter nach Gewalt rufen - radikale Israel-Gegner auf der anderen Seite aber auch.
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