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Kommentar: Solidarität mit Gaza: Wenn aus Tätern plötzlich Opfer werden

Kommentar

Solidarität mit Gaza: Wenn aus Tätern plötzlich Opfer werden

Rudi Wais
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    Israelische Soldaten bringen sich in Gaza in Stellung.
    Israelische Soldaten bringen sich in Gaza in Stellung. Foto: Ho

    „Ja, aber …“ Kaum eine Formulierung im Deutschen ist so tückisch wie der Zweiklang aus spontaner Zustimmung und eilig hinterhergeschobenem Zweifel. Das „Ja“ suggeriert dem Gegenüber ein prinzipielles Einverständnis, das durch das „aber“ jedoch sofort relativiert, wenn nicht gar konterkariert wird – zu hören, im Moment, besonders häufig in den Diskussionen über Israels Kampf gegen die Terrorschwadronen der Hamas

    Die Hamas betrachtet das Morden als Mittel zum Zweck

    Ja, Israel sei schwer getroffen worden, heißt es dann pflichtschuldig. Aber die armen Leute in Gaza! Als sei der Judenstaat plötzlich Täter und nicht mehr Opfer, etabliert sich vor allem im linken Lager eine groteske Verdrehung der Verhältnisse. Israel muss sich dafür rechtfertigen, dass es sich verteidigt – und

    Trotzdem bröckelt auch in der Bundesrepublik die Solidarität mit Israel. Zu den entsprechenden Kundgebungen oder Gedenkfeiern für seine Opfer kommen weniger Teilnehmer als zu den propalästinensischen Protestmärschen, bei denen sich der Judenhass oft ungezügelt Bahn bricht. Das politische Deutschland vom Bundespräsidenten über den Kanzler bis zu den meisten Parteien steht zwar fest und glaubwürdig an Israels Seite. Für weite Teile des Landes aber, angeführt von den muslimischen Milieus bis weit hinein in die kulturelle Szene, gilt das nur mit Einschränkungen. Hier wird ein Narrativ gepflegt, das Israel mitverantwortlich macht für den Terror der Hamas, für den Krieg mit den Islamisten und für die Verhältnisse in Gaza. Der ehemalige deutsche UN-Botschafter und Merkel-Intimus Christoph Heusgen hat zwischenzeitlich sogar das Recht der Israelis auf Selbstverteidigung infrage gestellt – politisch wie sachlich eine Peinlichkeit. 

    Ist Israels Sicherheit wirklich deutsche Staatsräson?

    Besonders perfide sind auch die ständigen Rufe nach Feuerpausen und Waffenruhen, die immer so friedensbewegt klingen, am Ende aber nur der Hamas in die Karten spielen, weil sie solche Phasen stets genutzt hat, um wieder aufzurüsten. Weigert Israel sich, auf solche Forderungen einzugehen, steht es schnell als uneinsichtig und herzlos am medialen Pranger. Welche Dimension der Terror am 7. Oktober angenommen hat, welches Leid er über Israel gebracht hat und welche Anstrengungen nötig sind, damit sich so etwas nicht wiederholt, ist in vielen Debatten längst in den Hintergrund getreten. Stattdessen greift ein subtiles Israel-Bashing um sich: Ist diese Härte gegen die Hamas wirklich nötig? Sind vier Wochen Krieg nicht genug? Und hat die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu überhaupt einen Plan für den Tag danach?

    Dass Israels Sicherheit deutsche Staatsräson sei, fehlt heute in kaum einer Politikerrede. Draußen, im Land, ist das Bild jedoch ein anderes: Ein wachsender Antisemitismus, jede Menge Unwissen und eine gefährliche Gleichgültigkeit gegenüber den Hetzern aus der arabischstämmigen Welt prägen das Bild der Deutschen von Israel. Das Entsetzen über die Gräueltaten der Terroristen ist einer Stimmung gewichen, die langsam zugunsten der Palästinenser zu kippen droht. Auf Deutschlands uneingeschränkte Solidarität, wie Gerhard Schröder sie den USA nach den Angriffen vom 11. September 2001 versprach, sollte Israel sich daher lieber nicht verlassen. 

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