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Kommentar: So tief sitzt der Judenhass

Kommentar

So tief sitzt der Judenhass

Rudi Wais
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    Ein Davidstern hängt an einer Wand im Gebetsraum einer Synagoge.
    Ein Davidstern hängt an einer Wand im Gebetsraum einer Synagoge. Foto: David Inderlied, dpa

    Albert Einstein ist nur der bekannteste. Mehr als 20 Prozent aller Nobelpreisträger, hat eine Studie des Internetportals „Israel heute“ ergeben, waren oder sind jüdischer Herkunft – obwohl der Anteil der Juden an der Weltbevölkerung nur magere 0,2 Prozent beträgt. Trotzdem (oder gerade deswegen) hat kaum ein Volk so viel für Wissenschaft und Kultur geleistet wie das bildungshungrige jüdische. Kaum ein Volk aber wird seit Tausenden von Jahren auch so ausgegrenzt, verfolgt und niedergemetzelt

    Die jüngsten Massaker der Hamas sind nur ein trauriges Beispiel mehr für den ewigen Kampf gegen alles Jüdische, der mit dem Vorwurf der Christen, "die Juden" hätten Jesus ermordet, begann und der im Holocaust mit sechs Millionen ermordeten Juden einen bis heute nicht zu fassenden Höhepunkt erreichte. Dazwischen lagen, unter anderem, die Vorläufer der Kreuzzüge im 11. Jahrhundert mit ihren Pogromen, die systematische Verfolgung von Juden im Mittelalter, ihre zwangsweise Umsiedlung in Gettos und Judengassen im 15. Jahrhundert, ihre Vertreibung aus den großen Städten und, nicht zu vergessen, die Jagd auf Juden unter Stalin. Und heute? Heute skandieren Demonstranten an einer amerikanischen Eliteuniversität "we want jewish genocide." , was übersetzt nichts anderes bedeutet als "rottet die Juden aus." 

    Judenhass: Das älteste Ressentiment überhaupt

    Jude zu sein: Das hieß über Jahrhunderte, als Gottesmörder, Brunnenvergifter, habgieriger Zinswucherer oder hakennasiger Weltverschwörer verhetzt zu werden – ein schaurig-absurdes Narrativ, das sich bis heute hält, auch in Deutschland, dem Land der Täter. 88 schwere antisemitische Gewalttaten von der Volksverhetzung bis zur gefährlichen Körperverletzung zählte das Innenministerium im vergangenen Jahr, der höchste Wert seit 29 Jahren. Und sieben von 100 Befragten stimmen der These zu, dass die Juden mitschuldig an ihren Verfolgungen seien – das vielleicht älteste Ressentiment überhaupt. Eines, dem mit der Ernennung von Antisemitismusbeauftragten und Solidaritätsadressen an die israelische Regierung alleine nicht beizukommen ist. Und eines, bei dem sicher auch der Neid auf jüdische Bildung, jüdisches Geld und jüdischen Erfolg eine Rolle spielt. 

    Deutschland hat eine besondere Verantwortung dem jüdischen Volk gegenüber, die gerne in die plakativen Worte „nie wieder!“ gekleidet wird. Im deutschen Alltag allerdings ist dieses „nie wieder!“ kaum zu spüren, im deutschen Alltag ist „Du Jude“ ein gängiges Schimpfwort auf Pausenhöfen, wird eine Kunstschau wie die „Documenta“ mit erkennbar judenfeindlichen Inhalten als kreativer Betriebsunfall abgetan und der Schutz von jüdischen Einrichtungen gerade notgedrungen ausgeweitet, als läge über diesem Volk ein Fluch. 

    Die Schulen sind im Kampf gegen den Antisemitismus gefordert

    Dem zu begegnen, sollte in den Schulen erste Pädagogenpflicht sein. Wo sonst, wenn schon nicht im Elternhaus, sollte über ein solches Thema gesprochen werden, zumal durch die Zuwanderung aus dem arabischen und nordafrikanischen Raum ja immer mehr Kinder in die Schulen kommen, die den Judenhass schon zuhause gepredigt bekommen. Umso wichtiger wäre es, solchen Tendenzen beherzt entgegenzutreten, im Unterricht nicht nur die Shoah zu thematisieren, sondern dem beginnenden Antisemitismus aktiv Paroli zu bieten und auch herauszuarbeiten, was Juden und Israelis leisten bzw. geleistet haben – von Albert Einstein über die Erfindung des USB-Sticks bis zu den Romanen eines Amos Oz oder Meir Shalev. 

    Gegen die Geißel des Antisemitismus, sei es von rechts, von links, oder aus dem muslimischen Milieu, helfen vor allem Aufklärung und Zivilcourage. An beidem aber fehlt es heute. Dass ein Fußballverein wie Makkabi Berlin aus Sorge um seine Sicherheit den Spielbetrieb vorübergehend einstellen musste, ist eine Schande für Deutschland.

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