Dass Deutschland jetzt wieder verstärkt seine besonders klimaschädlichen Braunkohlekraftwerke braucht, liegt vor allem an Putins Krieg in der Ukraine. Aber es liegt auch an der irrwitzigen deutschen Energiepolitik der vergangenen zwei Jahrzehnte.
Kräftig mitgewirkt daran haben die drei großen Parteien SPD, Union und Grüne. In den letzten vier Regierungsjahren der CDU-Kanzlerin Angela Merkel war der Ausbau der Windkraft zum Erliegen gekommen, weil ihr Wirtschaftsflügel das so wollte und die Kanzlerin die Sache laufen ließ. Die CSU setzte die teuren Erdkabel bei den Stromautobahnen durch und verzögerte den Bau damit erheblich. Merkel muss sich auch ankreiden lassen, nach dem Gau von Fukushima emotional und überstürzt den Atomausstieg vorgezogen zu haben.
Selbstbild und Wirklichkeit klaffen in der Energiepolitik auseinander
Der SPD waren im Zweifel die Braunkohlekumpel und die Kraftwerksmannschaften näher als die Arbeiter in der Erneuerbaren-Industrie. Und die Grünen ketteten sich – wie alle anderen – an russisches Gas, weil sie den Zubau der Erneuerbaren völlig überschätzten, die Kernenergie und Alternativen wie das Flüssiggas LNG bekämpften. In ihrem Musterländle Baden-Württemberg sind unter dem Grünen-Landesvater Winfried Kretschmann kaum Windräder aufgestellt worden, weil durch das grüne Lager zwischen Vogel- und Klimaschützern selbst ein Riss geht.
In der Energiekrise geht nun nichts ohne die Braunkohle. Deutschland gehört neben Polen zu den großen CO2-Sündern Europas. Gefühlt geriert sich die Bundesrepublik immer noch als Musterschüler der Energiewende und des Kampfes gegen den Klimawandel. Doch Selbstbild und Wirklichkeit klaffen auseinander wie die Gräben in einem Tagebau.