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Kommentar: Russland ist nicht erst seit 2022 ein Unrechtsstaat

Kommentar

Russland ist nicht erst seit 2022 ein Unrechtsstaat

Jonathan Lindenmaier
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    Dass Ehrmann - und viele andere Unternehmen - trotzdem weiter kräftig Geld in den russischen Markt gepumpt haben: Diese Blauäugigkeit war der eigentliche Fehler dieser Unternehmen. 
    Dass Ehrmann - und viele andere Unternehmen - trotzdem weiter kräftig Geld in den russischen Markt gepumpt haben: Diese Blauäugigkeit war der eigentliche Fehler dieser Unternehmen.  Foto: Alexander Kaya (Archivbild)

    Natürlich ist es einfach, Unternehmen für ihre Geschäfte in Russland zu kritisieren. Und natürlich ist es legitim, wenn Hochland oder Ehrmann dann auf ihre Verantwortung gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Russland verweisen. Dass beispielsweise Ehrmann nicht einfach sein Geschäft einstellt, nachdem man erst 2021 expandiert hatte und einen großen Teil des Umsatzes in Russland erwirtschaftet, ist aus unternehmerischer Sicht nachvollziehbar.

    Gleichzeitig liegt genau dort das Problem. Ehrmann hat im Mai 2021 bekannt gegeben, dass man das Russland-Geschäft von Campina übernehmen werde. Zu diesem Zeitpunkt hatte Putin bereits die Krim annektiert, Milizen in der Ostukraine aufgebaut und 100.000 Soldatinnen und Soldaten an die Grenze zur Ukraine verlegt. Warnungen vor einer Invasion gab es schon längst. Auch Putins geschichtsrevisionistischer Blick auf die Ukraine war bekannt.

    Auch wirtschaftlich wird Russland zunehmend zum Risiko für deutsche Firmen

    Dass Ehrmann - und viele andere Unternehmen - trotzdem weiter kräftig Geld in den russischen Markt gepumpt haben: Das war der eigentliche Fehler dieser Unternehmen.

    Im Übrigen ist das keine rein moralische Diskussion. Auch wirtschaftlich wird Russland zunehmend zum Risiko für deutsche Firmen. Im Frühjahr beispielsweise stellte Putins Regime die Bosch-Tochter BSH in Russland unter Zwangsverwaltung von Gazprom – eine Art Teilenteignung. Ähnlich erging es zuvor der Baumarktkette Obi. Das zeigt: Geschäfte in Autokratien mögen kurzfristig lukrativ sein, langfristig werden sie meist zum Risiko.

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    8 Kommentare
    Jochen Hoeflein

    Für die genannten Negativbeispiele sollte der Verfasser vielleicht auch Mal auf die Begleitumstände eingehen. Straffrei kann man ein Geschäft in Russland nicht einfach aufgeben. Am Beispiel Knauff zeigt sich der politische Aspekt - Unternehmen werden durch medialen Druck der Mainstream Presse gezwungen ihr Geschäft in Russland aufzugeben nach 30 Jahren Aufbau. Oder auch im Fall VW (Kaluga) oder BMW ( Kaliningrad) wurde durch politischen Druck die Betriebsaufgaben von westl Seite erzwungen. Und trotzdem verliert die Ukraine den Krieg.

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    Maria Reichenauer

    Gerade deswegen, weil die Sanktionen so umgangen werden, wirken sie nicht so wie gedacht. Wirtschaft ist eine starke Waffe, wenn man sich einig ist und wenn man in Kauf nimmt, dass man temporär eventuell selbst Einbußen hat. Dafür wären wirksame Sanktionen unblutiger als Panzer und Kanonen. Und im Endeffekt vielleicht auch billiger. Aber wenn man Sanktionen unterläuft, über andere Länder (Türkei!) weiterhin gute Geschäfte macht etc., dann behalten die Militärs den Fuß in der Tür. Und gerade deswegen steht es schlecht um die Ukraine.

    Wolfgang Leonhard

    Herr Hoeflein, haben Sie den Eindruck, dass Putin diesen verbrecherischen Krieg gewinnt? Russland hat bis heute mindestens 600.00 Soldaten verloren, Hundertausende junge russische Männer sind ins Ausland geflohen, Finnland und Schweden wurden nach Jahrzehnten des Abwartens in die Nato getrieben, die russische Wirtschaft ist zunehmend ruiniert, das lukrative Energiegeschäft mit dem Westen ist für immer zerstört und jetzt verliert Russland auch noch seine Militärstützpunkte in Syrien. In diesem Krieg gewinnt niemand, am wenigsten Russland.

    Selene Pecher

    Russland wird seine Ziele erreichen. Die Krim und große Teile der Ukraine werden dauerhaft zu Russland kommen. Ein wenig wird Russland für Kursk zurückgeben - es sei denn die ukrainischen Gebiete sind besser geeignet. Die Militärbasen in Syrien haben sie noch. Mal sehen wie sie sich mit den neuen Machthabern einigen. Und die toten russischen Soldaten? Egal. Russland hat seine Kriege immer schon mit dem Verheizen von Soldaten gewonnen. Dafür war u.a. Schukow berühmt. Und die Energieverkäufe in den Westen? Die Brics Staaten sind die neuen Kunden und auch der Rest der Welt ist groß. Energie wird immer Abnehmer finden.

    Jochen Hoeflein

    Aber die Ukraine verliert zu erst. Sie sollten sich vielleicht Mal die täglichen relativ konservativ prowestl. des ISW in Washington DC zu Gemüte führen. Berichte ohne den Pathos und Erfolgsmeldungen des Oberkommandos in Kiew. Jeden Tag verliert die UA derzeit Gelände im Donbass und im Gebiet Kursk.

    Klara Rasper

    Wo ist die Grenze, mit welchen Laendern private Unternehmen Geschaefte machen duerfen ? Ist ein Rueckzug aus Russland den Verlust von Arbeitsplaetzen wert ? Das wuerde sicher die Akzeptanz fuer die Ukrainehilfen hierzulande sehr beeintraechtigen. Laender, bei denen es Gruende gibt, keine Geschaefte zu machen gaebe es dazu viele: Iran, China, Aegypten, Afghanistan, Venzuela, USA, ... Viel Spass und Wohlstand hierzulande, wenn Sie nur mit Laendern Geschaefte machen wollen, die unsere Standards teilen.

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    Jochen Hoeflein

    Die richtige Antwort Ihr Kommentar. Wenn DEU die hohen Anforderungen an die Moral stellt wie gewisse links- grüne Politiker bleiben nicht mehr viele Länder übrig mit denen wir mit gutem Gewissen Geschäfte machen können. Der mögliche Verluste des eigenen Arbeitsplatzes durch derartiges Verhalten wird schnell dazu führen Solidaritätsgefühle hintan zu stellen. Der UA Krieg ist ein gutes Beispiel wie man sich durch Sanktionen wirtschaftlich selbst mehr schadet als den "Feind".

    Wolfgang Boeldt

    Natürlich ist es in Ordnung Geschäfte in Russland zu tätigen. Würde ich sofort machen. Würde man den pseudomoralischen Vorstellungen von einigen folgen müssten wir den gesamten Export und Import einstellen. Diese finden in jeder Nation ein Haar in der Suppe. =:)

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