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Kommentar: Raketeneinschlag in Polen: Nun ist Besonnenheit gefragt

Kommentar

Raketeneinschlag in Polen: Nun ist Besonnenheit gefragt

Margit Hufnagel
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    Nach dem Einschlag einer Rakete in Polen beraten sich westliche Staats- und Regierungschefs am Rande des G20-Gipfels auf Bali.
    Nach dem Einschlag einer Rakete in Polen beraten sich westliche Staats- und Regierungschefs am Rande des G20-Gipfels auf Bali. Foto: Steffen Hebestreit/Bundesregierung, dpa

    Die einen sprechen schon vom Dritten Weltkrieg, die anderen reagieren mit völlig unangebrachtem Sarkasmus auf diese Katastrophe. Keine Frage: Nun, da der Krieg gegen die Ukraine in wenigen Tagen in seinen neunten Monat übergeht, liegen die Nerven blank. Dennoch ist es gerade jetzt wichtig, die Stimmung nicht noch zusätzlich mit unüberlegten Worten und Kraftmeierei anzuheizen. Solange nicht alle Details über den Raketeneinschlag in Polen auf dem Tisch liegen, verbietet es sich, Drohungen in die eine oder andere Richtung auszusprechen. Zu schnell kann ein Funke einen gefährlichen Flächenbrand auslösen.

    Auch der ukrainische Präsident Selenskyj sollte sich in diesem Moment Zurückhaltung auferlegen, auch wenn es schwer ist. Es ist gut, dass die Nato und auch Warschau selbst mit großer Besonnenheit reagieren. Dabei hätte vor allem Polen allen Grund, in Panik zu verfallen – seit Jahren ist es das Horrorszenario der Regierung und der Bevölkerung, dass Putin ihr Land in diesen Krieg zieht. Das Vertrauen, dass im Kreml doch noch ein Funken Vernunft herrscht, ist längst auf einem Tiefpunkt angelangt. Nun hat Polen zumindest kurz einen Vorgeschmack darauf bekommen, was im schlimmsten Fall passieren könnte.

    Der Bündnisfall der Nato wird wohl nicht ausgerufen

    Dass die Nato zu einer Krisensitzung zusammenfindet, geschieht nur selten. Auch das zeigt, wie brandgefährlich die Situation ist. Polen wird damit signalisiert, dass es sich im Zweifel auf seine Partner verlassen kann. Und Fakt ist, egal wie das Ergebnis am Ende der Ermittlungen aussieht: Russland trägt die Verantwortung. Die Ukraine wurde am Dienstag mit einem regelrechten Raketen-Hagel überzogen, musste sich verteidigen. Dennoch ist es unwahrscheinlich, dass der Bündnisfall ausgerufen wird. Vieles, was bis jetzt bekannt ist (und vieles ist eben noch unbekannt) deutet darauf hin, dass es dazu nicht kommen muss.

    Bei aller Erschütterung sollte auch nicht vergessen werden, dass Tag für Tag Zivilisten in diesem verbrecherischen Krieg sterben. Der Winter wird die Kämpfe noch einmal in eine neue Phase mit weiterem Leid versetzen. Umso entscheidender ist es, dass die westliche Unterstützung nicht nachlässt und zumindest die demokratische Welt sich gegen Putin stellt.

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