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Kommentar: Putin weiß genau um die Macht der Spaltung und Desinformation

Kommentar

Putin weiß genau um die Macht der Spaltung und Desinformation

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    Putins Strategie scheint aufzugehen, so wie sich der Westen gerade gebärdet.
    Putins Strategie scheint aufzugehen, so wie sich der Westen gerade gebärdet. Foto: Alexander Zemlianichenko, dpa

    Die halbe Welt diskutiert seit geraumer Zeit, was es wohl bedeuten würde und was zu tun sei, wenn er wieder Präsident würde. Also Trump. Und ungeachtet aller ohne Zweifel damit einhergehenden Widrigkeiten lacht darüber (kalt und nach innen, wie wir seit Chesterton um das Böse wissen) nur einer, nämlich Wladimir Putin. Denn der wird an diesem Wochenende auf jeden Fall wieder Präsident, während in den USA immerhin noch die Möglichkeit besteht, dass es auch anders kommt. 

    Russland und die Wahlen aber: eh klar. Doch was folgt daraus? Haben wir uns damit einfach abgefunden, also mit Putin? Wie all die Jahre davor, als man noch hoffte, ihn mittels buchstäblicher Anbindung, nämlich an das deutsche Erdgasnetz, irgendwie bei Laune und an der Leine zu halten? Im Gegenteil, er ließ bekanntlich damals vor Angela Merkel seinen Hund von selbiger, doch Einschüchterung ist bekanntlich nicht sein einziges Herrschaftsprinzip, weder nach innen noch nach außen.

    Der ehemalige Geheimdienstmann Putin weiß genau, wie man spaltet

    Nein, als ehemaliger Geheimdienstmann weiß Putin genau um die Macht der Spaltung und Desinformation. Diabolein heißt das im Griechischen, also: durcheinanderbringen, Zerwürfnis erzeugen, entzweien. Es ist ein altes Rezept von Diktaturen, und ein Diktator ist er und muss er mittlerweile genannt werden, daran ändert auch die an diesem Freitag beginnende Abstimmung nichts, die sich im Grunde darum dreht, auch das ein Muster: Wir oder die. 

    Putins Strategie scheint aufzugehen, so wie sich der Westen gerade gebärdet.
    Putins Strategie scheint aufzugehen, so wie sich der Westen gerade gebärdet. Foto: Alexander Zemlianichenko, dpa

    Komplexer und nicht minder perfide ist dieses Spiel allerdings, wenn es um das Ausland geht. Die Täuschungs- und Manipulationsversuche, die öffentliche Meinung in Europa und Deutschland zu beeinflussen, zu spalten, sind jedenfalls Legion. Vom „Fall Lisa“ während der Flüchtlingskrise, von der Unterstützung rechtsgerichteter Bewegungen auf dem ganzen Kontinent, russischen Trollen in den Kommentarspalten bis hin zu jetzt, wenn gefühlt über nichts heftiger als um einen Marschflugkörper gestritten wird. Und man ist versucht zu sagen: Putin hat sein Ziel erreicht. 

    Streit um Marschflugkörper? Ziel erreicht

    Denn war sich Europa, waren sich auch gerade die Parteien der Mitte in einem bis dato militärisch nicht ohne Grund äußerst zurückhaltenden Deutschland erstaunlich einig zu Beginn der russischen Aggression und vor allem zur großen Überraschung Putins, so herrscht spätestens jetzt der Zwist, etwa zwischen Frankreich und Deutschland – und die Parteitaktik. Anders ist zumindest nicht zu erklären, warum die Union am Donnerstag im Bundestag, der eigentlich gar nicht zuständig ist, erneut über den Taurus abstimmen ließ (und nicht mal alle eigenen Abgeordneten dafür waren), die Sozialdemokraten wiederum Olaf Scholz mit Blick auf die Wahlen als „Friedenskanzler“ inszenieren wollen. Wie leicht man den Manipulationsversuchen erliegen kann, hat nach dem abgehörten und von Russia Today veröffentlichten Bundeswehr-Gespräch exemplarisch aber vor allem der CDU-Politiker und gern gesehene Talkshow-Gast Roderich Kiesewetter gezeigt, der prompt über Putins Stöckchen hüpfte und sagte: „Russland hat gezeigt, dass Scholz mit falschen Informationen arbeitet.“ Russland als Gewährsmann gegen einen gewählten Bundeskanzler? Mehr kann man im Kreml nicht wollen. 

    Damit kein Missverständnis aufkommt: Es unterscheidet Demokratien von Diktaturen, Differenzen auch öffentlich auszutragen. Aber in Zeiten der Krise geht es vielleicht auch ein bisschen anders. Vor allem sollte man nicht blöd sein.

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