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Kommentar: Probleme im Gesundheitssystem können nicht mit Geld zugeschüttet werden

Kommentar

Probleme im Gesundheitssystem können nicht mit Geld zugeschüttet werden

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    Gut, wenn man noch eine Hausapotheke hat. Zu den Infekten kommt heuer auch ein ausgeprägter Medikamentenmangel hinzu.
    Gut, wenn man noch eine Hausapotheke hat. Zu den Infekten kommt heuer auch ein ausgeprägter Medikamentenmangel hinzu. Foto: Thomas Hilgendorf

    Karl Lauterbachs Maßnahmen gegen die Medikamenten-Misere sind im Einzelnen nicht falsch. Im Wesentlichen stellt er mehr Geld zur Verfügung und hofft, dass die knappe Arznei dann schon wieder ihren Weg nach Deutschland findet. Doch die Therapie des Bundesgesundheitsministers setzt mal wieder bei den Symptomen an, nicht bei den Ursachen. Was wirklich fehlt, sind nicht immer noch mehr Milliarden. Sondern ein Gesundheitssystem, das den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt und nicht die Interessen von Pharmariesen, Klinik-Konzernen und Kassen. 

    Lauterbach war schon in der Großen Koalition mitverantwortlich für den Kurs der Regierung in Richtung einer vermeintlich voll auf Effizienz getrimmten Versorgung, die sich längst als nicht krisenfest erwiesen hat. Einfache, aber für die Betroffenen teils lebenswichtige Medikamente fehlen mitten in einer historischen Krankheitswelle. Gleichzeitig steigt auffällig die Zahl komplizierter Operationen an Hüfte und Rücken, die teuer abgerechnet werden können, in vielen Fällen aber wohl überflüssig sind.

    Ein Umsteuern bei der Versorgung mit Medikamenten ist schwer

    Dass Deutschland in seiner Medikamentenversorgung stärker von China und Indien abhängig ist, als es in seiner Gasversorgung je von Russland abhängig war, ist selbst verschuldet. Aufgrund des harten Spardiktats lohnt sich die Produktion in Europa kaum mehr. Jetzt die Produktion zurückzuholen, ist zumindest langwierig, wenn nicht unmöglich. 

    Die Konsequenzen sind drastisch: Als die Lieferketten unterbrochen wurden, durch den Krieg in der Ukraine oder die Pandemie, als wegen Lockdowns weniger hergestellt wurde, gingen die knappen Medikamente eben nicht mehr nach Deutschland, wo sie strengen Preisbindungen unterlagen. Sondern schlichtweg dorthin, wo sie am meisten Profit bringen. Die Lage ist so ernst, dass der Bundesärztekammerpräsident ernsthaft einen Flohmarkt selbst für abgelaufene Medikamente forderte. Das ist eines Staates, der sich selbst so gern zu den wohlhabendsten und am weitesten entwickelten auf der Erde zählt, schlichtweg nicht würdig. Wieder einmal wird ein Missstand, den die Politik selbst verschuldet hat, mit dem Geld der Bürger zugeschüttet.

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