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Kommentar: Nancy Faeser kandidiert in Hessen: Soll sie doch

Kommentar

Nancy Faeser kandidiert in Hessen: Soll sie doch

Stefan Lange
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    Bundesinnenministerin Nancy Faeser steht als Spitzenkandidatin der SPD für die hessische Landtagswahl am 8. Oktober bereit.
    Bundesinnenministerin Nancy Faeser steht als Spitzenkandidatin der SPD für die hessische Landtagswahl am 8. Oktober bereit. Foto: Swen Pförtner, dpa

    In Berlin heben gerade viele den Finger, wedeln damit warnend und zeigen dann auf Nancy Faeser: Bundesinnenministerin zu sein und gleichzeitig SPD-Spitzenkandidatin in Hessen? Das geht doch nicht, schütteln sie den Kopf. An dieser Stelle macht durchaus der Hinweis Sinn, dass vor allem Männer zu den Bedenkenträgern gehören.

    Die aufgeregte Debatte über Faeser ist mindestens abgehoben, man kann sie in Teilen als unaufrichtig bezeichnen. Denn das politische Spitzenpersonal kommt immer wieder in die Situation, Amt und Wahlkampf miteinander verbinden zu müssen. 

    Nancy Faeser macht nicht als erste Politikerin Wahlkampf

    Angela Merkel zum Beispiel absolvierte als Bundeskanzlerin zahlreiche Wahlkampftermine – für sich selbst in ihrem eigenen Wahlkreis zu jeder Bundestagswahl und für die Partei insgesamt. Ihr Nachfolger Olaf Scholz hat beispielsweise gerade auffallend viele Termine in Berlin, um die SPD und ihre Spitzenkandidatin Franziska Giffey zur anstehenden Wiederholung der Abgeordnetenhauswahl zu unterstützen.

    Niemand käme auf die Idee, daraus eine Vernachlässigung der Regierungsgeschäfte abzuleiten. Spannend ist allenfalls die Frage, inwieweit Infrastruktur des Bundes – Hubschrauber, Dienstwagen und anderes – und damit Steuergeld für solche Auftritte genutzt wird.

    Faeser geht ein großes Risiko ein - anderswo würde ihr das Respekt einbringen

    Faeser tritt zwar an, um zu gewinnen. Dass sie Ministerpräsidentin wird, scheint indes eher unwahrscheinlich. Niemand kann für diesen Fall ernsthaft von der SPD-Politikerin verlangen, einen der wenigen absoluten politischen Spitzenposten in Berlin mit dem Platz der Oppositionsführerin im Land zu tauschen.

    Obwohl sie ihren Job nicht aufgeben will, geht Faeser ein Wagnis ein. Sie kann sich ziemlich blamieren, wenn sie und die SPD Hessen bei der Wahl am 8. Oktober untergehen. In anderen Ländern, den Vereinigten Staaten beispielsweise, würde eine solche Risikobereitschaft gewürdigt und nicht verrissen.

    Man könnte also zur Abwechselung durchaus mal Faesers Mut loben. Und darüber hinaus in Ruhe abwarten, wie sich die Sache entwickelt.

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