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Kommentar: Nach Weihnachten kommen dunkle Corona-Tage, aber auch wieder Licht

Kommentar

Nach Weihnachten kommen dunkle Corona-Tage, aber auch wieder Licht

Michael Pohl
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    Auch nach Weihnachten droht Lockdown-Tristesse.
    Auch nach Weihnachten droht Lockdown-Tristesse. Foto: Lisa Leutner, dpa (Archivbild)

    In den alten Tagen Bayerns stimmten sich die Menschen nach dem Weihnachtsfest auf die Raunächte ein. Während es draußen kalt und dunkel war, rückte man drinnen zusammen. Fürchtete ein bisschen die Geister, die nach vorchristlichen Mythen zum Jahreswechsel ihr Schattenreich verließen – ganz besonders, wenn Winterstürme über Berge, Land und Täler hinwegfegten.

    Man erzählte sich in der Stube Gruselgeschichten, befragte Orakel, andere zogen sich Felle an, um die Dämonen der Finsternis zu vertreiben. Noch heute zeugen Bräuche von dieser Zeit. Doch heuer deuten sich ganz real dunkle Tage der möglichen Wiederkehr der schwersten Zeit der Corona-Pandemie an.

    Politik und Wissenschaft stimmen die Bevölkerung schon auf neuen Lockdown ein

    Ein einigermaßen normales Weihnachtsfest ist zum Ausklang des Jahres fast schon etwas Besonderes, wenn man sich an Heiligabend und Silvester im Lockdown des vergangenen Winters erinnert. Doch Politik, Wissenschaft und Expertenräte stimmen das Land bereits angesichts der heranrollenden Omikron-Welle auf einen erneuten Lockdown ein – nicht nur für Ungeimpfte, sondern fast alle gesellschaftlichen Bereiche.

    Nicht nur die Modellrechnungen, die das kalten mathematischen Gesetzen folgende Virusgeschehen kalkulierbar machen, sagen einen drastischen Anstieg der Neuinfektionen voraus. Auch die aktuellen Zahlen aus der britischen Hauptstadt London, wo die Omikron-Variante sich am schnellsten in England verbreitet, trüben die Aussichten für die nahe Zukunft: Die Zahl der Krankenhauseinweisungen wegen Corona stieg dort binnen einer Woche um ein Viertel auf über 200 am Tag. Zugleich häufen sich auch Krankschreibungen unter Klinikmitarbeitern.

    Wie geht es mit Omikron weiter? Blick nach Großbritannien gibt Aufschluss

    Die weitere Entwicklung in Großbritannien wird auch für Deutschland mit kleinem zeitlichen Abstand Aufschluss darüber geben, ob die düsteren Prognosen der Modellrechnungen zutreffen.

    Denn anders als in Südafrika, wo zwar die Omikron-Neuinfektionen drastisch steigen, nicht aber die Zahl der Krankenhauseinweisungen, ist die britische Ausgangslage vergleichbarer mit der deutschen, was Altersstruktur, das Winterklima aber letztlich auch die Impfquoten betrifft. In Großbritannien wird sich kurz vorher zeigen, wie sich die Krankheitsverläufe bei der neuen Variante entwickeln.

    Auch wenn nun möglicherweise in Deutschland ein neuer Lockdown drohen sollte, um die Omikron-Welle zu brechen, sind die Aussichten nicht auf Dauer düster. Der neuen Bundeskanzler Olaf Scholz und sein Gesundheitsminister Karl Lauterbach werden ihr großes Versprechen halten können, 30 Millionen Boosterimpfungen bis zum Jahreswechsel zu ermöglichen. Die enorme Leistung ist vor allem der sehr hohen Impfbereitschaft der Bevölkerung geschuldet. Und immerhin haben sich drei Millionen zuvor nicht geimpfte Bürgerinnen und Bürger doch noch zum Impfschutz entschlossen. Für Nicht-Geimpfte wird die Omikron-Variante zu einer sehr ernsthaften Gefahr. Derzeit stirbt etwa einer von hundert festgestellten Infizierten, unter Ungeimpften dürfte die Sterberate vermutlich höher sein.

    Der größte Lichtblick bleiben die Impfungen

    Der größte Lichtblick in der Pandemie bleiben deshalb die Impfungen. Das Boostern bietet jetzt schon einen guten Schutz vor schweren Verläufen, ab Frühjahr werden die ersten an die Omikron-Variante angepassten Impfstoffe verfügbar sein. Mit Novavax steht zudem der fünfte Impfstoff zur Verfügung. Auch die Medizin macht Fortschritte. Für besonders gefährdete Gruppen kann vermutlich demnächst die Corona-Pille Paxlovid die Gefahr eines schweren Verlaufs bei früher Einnahme verhindern. Auch nach dunklen Omikron-Tagen wird es wieder Licht geben.

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