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Kommentar: Nach der Wahl in Berlin geben die Verlierer weiter den Ton an

Kommentar

Nach der Wahl in Berlin geben die Verlierer weiter den Ton an

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    Nach der Wahl in Berlin geben die Verlierer weiter den Ton an
    Nach der Wahl in Berlin geben die Verlierer weiter den Ton an Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    Siegreiche Wahl, erfolgloser Griff nach der Macht: Dieses Schicksal droht Kai Wegner, dem klaren Gewinner der Wiederholungswahl in Berlin. Nach Lage der Dinge könnte es ihm nun so ergehen wie 1976 Helmut Kohl. Mit dem CDU-Mann an der Spitze holte die Union damals ein deutlich besseres Ergebnis als die SPD von Kanzler Helmut Schmidt. Doch weil sich die FDP für eine Fortsetzung der sozialliberalen Koalition entschied, blieb Schmidt an der Macht. 

    Zwar verbesserte sich die Hauptstadt-CDU unter Wegner gegenüber dem chaotischen ersten Durchgang 2021 deutlich und stellt im Abgeordnetenhaus künftig die stärkste Fraktion. Trotzdem ist es unwahrscheinlich, dass der 50-Jährige auch als neuer Chef ins Rote Rathaus einzieht. Denn SPD, Grüne und Linkspartei mussten zwar allesamt Federn lassen, für eine Fortsetzung des bisherigen Bündnisses reicht es aber wohl.

    Das Wahlergebnis von Berlin ist ein lautes Signal gegen marode Schulen, hohe Kriminalität, schlechte Verwaltung

    Alle drei Landesverbände ticken deutlich linker als im Bund und anderen Bundesländern. Das bürgerliche Element ist bei SPD und Grünen an der Spree kaum ausgeprägt. Gegenüber der CDU gibt es tiefe ideologische Vorbehalte, gerade nach den Diskussionen um die Herkunft der Silvesternacht-Gewalttäter. Ob unter Führung der SPD oder der Grünen, das breite linke Bündnis kann wohl weiterwursteln. 

    Wenn es wohl auch nichts ändert, so ist das Ergebnis doch ein lautes Signal gegen den berüchtigten Berliner Schlendrian, gegen marode Schulen, hohe Kriminalität und schlechte Verwaltung. Es passt völlig ins Bild, dass diese Wahlwiederholung überhaupt nötig wurde: In der Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland geriet das Hochamt der Demokratie vor eineinhalb Jahren zur Chaos-Veranstaltung. Nach dem zweiten Durchgang, der offenbar weitgehend geordnet ablief, werden die Verlierer voraussichtlich weiter den Ton angeben. Dass Helmut Kohl 1982 doch noch Kanzler wurde, dürfte für Kai Wegner ein schwacher Trost sein.  

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