Andrij Melnyk tönte seit dem Krieg in der Ukraine als Botschafter seines Landes in Berlin so diplomatisch, wie eine brachiale Schlagzeile einer rauflustigen Boulevardzeitung. Das lag auch daran, dass sich der Stil politischer Debatten in der Berliner Republik oft auf ähnlich oberflächlichem Niveau bewegt. Und auch viele Medien dürsten seit Donald Trump nach polarisierendem Stoff. Melnyk bediente all dies nach Kräften, wenn er von Deutschland stärkere Waffenunterstützung forderte und immer wieder auf die Fehler der deutschen Russlandpolitik hinwies.
Andrij Melnyk entlassen: In Deutschland polarisierte der (Un-)Diplomat
Viele Deutsche hassten den (Un-)Diplomaten. Andere begrüßten, dass der Ukrainer ungeschminkt die tiefe Kluft zwischen Wort und Tat der Solidaritätsbekundgen der Bundesregierung entlarvte. Dass sich Melnyk dabei auch Respektlosigkeiten bediente, empfanden viele als ungebührliche Provokation, andere als wohltuenden Kontrast zu den mitunter hohlen Phrasen des Bundeskanzlers.
Melnyk war das Schlechte Gewissen der Berliner Politik
Melnyk hat so seine Mission als schlechtes Gewissen für die Deutschen längst erfüllt, die lange bei Russlands Aggression wegschauten. Doch unvereinbar mit dieser Rolle wurde seine Verklärung des ukrainischen Nationalisten Stepan Bandera, der aus westlicher Sicht klar als antisemitischer Faschist einzuordnen ist. Damit hat Melnyk seine moralische Instanz verspielt und verlässt sein Amt damit ebenso erfolgreich wie gescheitert.