Der „Fritze Merz“ (Zitat Olaf Scholz) ist schwer beleidigt. Ausgerechnet von einem „Klempner der Macht“ (Zitat Friedrich Merz) muss er sich unterstellen lassen, er würde öfter mal „Tünkram“ — mit anderen Worten: dummes Zeug — erzählen. Christian Lindner wiederum fehlt ohnehin die „sittliche Reife“, um weiter in der Regierung mitspielen zu dürfen, während bei Markus Söder angeblich ein paar „Synapsen nicht richtig verdrahtet“ sind und Robert Habeck als „Kinderbuchautor“ ja gar keine Ahnung von der wirklichen wahren Welt haben kann. Was klingt, wie ein Kindergartenzoff in der Igelgruppe ist in Wahrheit der aufziehende Bundestagswahlkampf. Und man möchte den Wahlkämpfern zurufen: Reißt euch mal zusammen!
Antworten auf die großen Herausforderungen wären jetzt gut
Bis zur Bundestagswahl sind es keine zehn Wochen mehr. Lange ging es nicht mehr um so viel wie an diesem 23. Februar. Deutschland ist ein zutiefst verunsichertes Land. Die einstige Wirtschaftslokomotive Europas ist, ohne es so richtig zu merken, auf einem Abstellgleis unterwegs. Parteien, die unverhohlen für Diktatoren schwärmen, sind drauf und dran, salonfähig zu werden. Die Regierung hat sich selbst ins Aus blockiert, während sich die Welt da draußen in einem atemberaubenden Tempo verändert. Da wären Antworten jetzt ganz gut. Und Ideen. Jedenfalls würde man sich angesichts der prekären Ausgangslage mehr Ernsthaftigkeit in den politischen Debatten wünschen.
Wo bleibt die Agenda 2030?
Stattdessen nennt der Kanzler seinen Herausforderer despektierlich „Fritze Merz“, der sich darüber wiederum derart theatralisch echauffiert, dass man sich schon fragt, ob es nicht auch andere Botschaften von den beiden Männern geben müsste, die sich schließlich um das mächtigste politische Amt der Republik bewerben. Immerhin: Es gibt jetzt Wahlprogramme. Mit heißer Nadel gestrickt zwar, eigentlich hätte ja erst im September gewählt werden sollen, aber allemal besser als nichts. Nur: Aufbruchsstimmung verbreitet das, was Union, SPD und Grüne da am Dienstag fast zeitgleich auf den Tisch gelegt haben, nicht gerade. Eine Agenda 2030 ist jedenfalls keine dabei. Und genau hier liegt der eigentliche Punkt, der uns aufregen sollte.
Politiker, die nichts mehr werden müssen, sind am spannendsten
Dass ein Wahlkämpfer mal rhetorisch danebengreift, geschenkt! Davon geht nicht gleich die demokratische Debattenkultur vor die Hunde. Seien wir doch mal ehrlich: Am liebsten hören wir doch jenen Politikerinnen und Politikern zu, die keine Rücksicht mehr auf Ämter und Karriere nehmen müssen. Den Abgetretenen, Abgewählten, Abservierten, die nicht mehr von der ständigen Angst getrieben sind, einen Fehler zu machen, etwas Falsches zu sagen. Denken wir nur an Ricarda Lang, deren Wortbeiträge seit ihrem Rücktritt als Grünen-Chefin so viel spannender und gehaltvoller geworden sind, weil sie sich nicht mehr ständig in das Sicherheitsnetz der Plattitüden fallen lässt.
Bei aller Würde des Amtes, bei allen diplomatischen Zwängen, die es natürlich gibt, sehnen sich doch viele Menschen nach Politikern, die „ganz normal“ reden. Insofern muss man die Aufregung um „Tünkram-Fritze“ und „Klempner-Olaf“ nicht zu hoch hängen. Im Wahlkampf sollen und dürfen auch mal verbal die Fetzen fliegen, solange man sich danach noch in die Augen schauen kann.
Aber es müsste in der dahinter liegenden Debatte eben um mutige Richtungsentscheidungen, um bahnbrechende Konzepte, um einen großen Wurf für Deutschland gehen - und nicht darum, ob nun der eine peinlicher ist als der andere oder umgekehrt.
Es gibt durchaus konkretes, ueber das man diskutieren kann. Die eine Idee fuer Deutschland kann es allerdings nicht geben, weil die Probleme und notwendigen Loesungen sind zu vielfaeltig. Inakzeptabel sind aber manche Umgangsformen. Wenn die wichtigste Aufgabe anscheinend das Schlechtmachen des politischen Gegners und persoenliche Angriffe sind, dann fragt sich der Waehler, ob noch jemand den Blick auf die wirklichen Probleme hat.
Söder geb ich Recht: Mit SPD wird schon schwer genug. Mit Grünen allerdings verspielt die Union noch die restlichen ca. 30% Wählervertrauen. Wer Union wählt, will und wählt nicht Grün. Mit SPD kann die Union (v)erträglicher regieren, wenn Merz stark und konsequent genug ist, CDU-Werte dem Koalitionär gegenüber zu schützen und zu verteidigen. Voraussetzung: Vizekanzlerschaft, Ministerien wie Finanzen, Wirtschaft, Inneres und Sicherheit kommen in Unionhände. Keine Quoten - egal welche: Allein politische Erfahrung und Reife, Qualifikation und Kompetenz.
Und wer hat überhaupt genannte Voraussetzungen für Situationen die es so lange oder gar nicht gab?
In der Redeschlacht im Bundestag vor der verlorenen „Vertrauensfrage“ von Bundeskanzler Olaf Scholz hat kein Parteivertreter mit seinen gegenseitigen Schuldzuweisungen überzeugt und lässt den Bürger ratlos auf die geplante Neuwahl am 23. Februar 2025 blicken. Viele Bürger stellen sich die berechtigte Frage ob eine vorgezogene Wahl sinnvoll ist, denn sie verursacht unnütze Mehrkosten, Stillstand und gewinnt nur einen Zeit-Vorteil von ein paar Monaten gegenüber der regulären Bundestagswahl im Oktober 2025. In dieser Situation wäre es zwingend notwendig, dass der „liebe Gott“ umgehend den „Engel Aloisius“ mit einer „göttlichen Eingebung“ - aber dieses Mal ohne Umweg übers Hofbräuhaus - direkt nach Berlin fliegen lässt?
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