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Kommentar: Mehr Klimaschutz kann weniger Wohlstand bedeuten

Kommentar

Mehr Klimaschutz kann weniger Wohlstand bedeuten

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    In Folge des Klimawandels wird die deutsche Bevölkerung mit mehr Hitze und Dürre zurechtkommen müssen. Die Politik sollte die Menschen darauf vorbereiten.
    In Folge des Klimawandels wird die deutsche Bevölkerung mit mehr Hitze und Dürre zurechtkommen müssen. Die Politik sollte die Menschen darauf vorbereiten. Foto: Patrick Pleul, dpa (Archivbild)

    Die Frequenz, in der politisches Spitzenpersonal ins Allgäu kommt, wird höher. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass Wahlen anstehen. Am 8. Oktober entscheiden die Bayerinnen und Bayern darüber, wie der künftige Landtag aussieht. Im Allgäu wird spannend zu beobachten sein, wie die CSU ohne jahrzehntelange Stimmensammler abschneidet. Der Kemptener Thomas Kreuzer, noch christsozialer Fraktionschef in München, und die Ostallgäuer Abgeordnete Angelika Schorer treten nicht mehr an. Der Mindelheimer Franz Pschierer hat die CSU im Streit verlassen und geht jetzt für die FDP ins Rennen.

    Klimaschutz funktioniert nicht ohne Verzicht

    Wenn Parteiprominenz jeder Couleur nun in der Region um Stimmen wirbt, spielt der Klimawandel eine zentrale Rolle. Hier drängt ja auch die Zeit – nicht zuletzt deshalb, weil frühere Politiker-Generationen dieses Thema vernachlässigt haben. Entscheidend ist dabei, redlich zu kommunizieren und sich nicht um unangenehme Wahrheiten herum zu mogeln. Eine dieser Wahrheiten lautet: Mehr Klimaschutz kann weniger Wohlstand bedeuten. Und weniger Annehmlichkeiten – wenn man etwa auf Urlaubsflüge verzichtet. Beides ist bis zu einem gewissen Punkt zumutbar, schließlich geht es um die Rettung dieses Planeten. Aber man muss es halt offen aussprechen. Und nicht den Menschen das Gefühl vermitteln, das funktioniert schon irgendwie – auch ohne Opfer zu bringen.

    Wie stark sich der Klimaschutz auf jeden Einzelnen auswirken kann, hat die Diskussion um das Heizungsgesetz gezeigt. Die ursprünglichen, zu restriktiven Pläne hatten bei vielen Menschen die Angst geschürt, dass sie ihr Haus verkaufen müssen, weil sie sich den Austausch der alten Öl- oder Gasheizung nicht leisten können. Der Streit um den zunächst geplanten Gesetzesinhalt ist auch ein Beispiel dafür, wie weit sich politische Eliten und die ganz normalen Bürgerinnen und Bürger an manchen Stellen voneinander entfernt haben. Und sie rührt an eine Frage, die noch viel weiter geht: Wie stark darf Politik für den Kampf gegen den Klimawandel die Freiheit des Einzelnen beschneiden?

    Politikerinnen und Politiker müssen offen über die Folgen des Klimawandels sprechen

    Eine Schlüsselrolle bei der Klimawende spielt auch der Verkehr: Umstieg vom Verbrenner auf ein Elektro-Auto? In Ordnung, auch auf Allgäuer Straßen sieht man immer mehr Fahrzeuge, die elektrisch betrieben werden. Doch können wir mittel- und langfristig den Strombedarf überhaupt decken, wenn die Menschen politischen Appellen folgen und sich in Massen für E-Fahrzeuge entscheiden? Und noch ein Punkt: Werden wir das Ziel des Pariser Klimaschutz-Abkommens, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, tatsächlich erreichen, wenn nicht viele Menschen künftig ganz aufs Auto verzichten? Es gibt Studien, die dies verneinen. Es geht bei der Klima-Diskussion also auch um unseren Lebensstil.

    Neben dem Vermeiden von Emissionen fordert uns der Klimawandel noch an anderer Stelle heraus: Mehr Hitze, mehr Stürme, mehr Starkregen – wir müssen uns an veränderte Verhältnisse anpassen. Wenn ein neues Baugebiet ausgewiesen werden soll, ist doch inzwischen eine der wichtigsten Fragen, wie im Extremfall das Wasser abfließen kann. Und Rettungskräfte müssen sich notgedrungen auf Katastrophen wie im Ahrtal einstellen und sich mit den Verantwortlichen in den Kommunen beispielsweise die Frage stellen, wie man vorgeht, wenn beispielsweise das Strom- und Handynetz ausfällt.

    Über all das muss man offen und ehrlich reden. Ansonsten wird das Misstrauen der Menschen in die Politik der etablierten Parteien noch weiter wachsen und es gibt Wahlergebnisse, auf die man gerne verzichten kann. Dabei werden sich die Klimaprobleme mit populistischer oder extremer Politik am allerwenigsten lösen lassen.

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