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Kommentar: Man kann das Klima auch schützen, ohne grün zu sein

Kommentar

Man kann das Klima auch schützen, ohne grün zu sein

Michael Stifter
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    Viele empfinden den Klimawandel immer noch als Thema der Grünen. Dabei betrifft er alle.
    Viele empfinden den Klimawandel immer noch als Thema der Grünen. Dabei betrifft er alle. Foto: Ulf Mauder, dpa

    Das Klima im Landtagswahlkampf ist gereizt. Gerade wenn es ums Klima geht. Die Grünen, die als Einzige offensiv mit Umweltschutz um Stimmen werben, werden häufig angefeindet. Ministerpräsident Markus Söder, der seine grüne Phase bekanntlich hinter sich hat, reagiert genervt, wenn man die bayerische Windrad-Flaute der vergangenen Jahre anspricht. Und Hubert Aiwanger hat den Klimaschutz ganz offenkundig für nicht bierzelttauglich und damit uninteressant befunden.

    Jüngere Wähler interessieren sich für Klimaschutz - die Parteien auch?

    Seltsam ist das schon, da beklagen Parteien, wie schwer es ist, jüngere Wählerinnen und Wähler zu erreichen, und dann wird ein Thema, das nachweislich nicht nur die zu Recht umstrittene „Letzte Generation“, sondern auch die nächsten Generationen umtreibt, weitgehend ausgeblendet. Wer sich mit Wahlkämpfern unterhält, hört oft, dass Umweltschutz natürlich wahnsinnig wichtig sei, die Menschen aber doch eh schon so viele Sorgen hätten. Da kann man sie doch jetzt nicht auch noch ständig mit diesem unschönen Klimawandel belästigen, heißt es dann im Kleingedachten.

    Das Problem ist nur, der Klimawandel hält sich nicht an diesen frommen Vorsatz. Er wird uns auch in Bayern in den kommenden Jahrzehnten immer öfter belästigen. Trockenheit, Starkregen und andere Wetterextreme werden zunehmen. Und abgesehen von ein paar verblendeten AfD-Leuten bezweifelt das ja auch niemand ernsthaft. Nur reden will halt keiner darüber. 

    CSU und Freie Wähler haben schon deswegen Hemmungen, weil Klimaschutz noch immer als urgrünes Thema empfunden wird und beide Regierungsparteien die Grünen ja zu unbayerischen Spaßbremsen erklärt haben, mit denen man auf gar keinen Fall zusammen gesehen werden will. Und genau hier liegt das große Missverständnis. Der Erhalt unserer Lebensbedingungen, der Kampf gegen den Klimawandel, die Reaktion auf Auswirkungen der Erderwärmung – das alles kann man doch nicht einer einzigen Partei überlassen. 

    Damit Bayern bleiben kann, wie es ist, muss sich etwas ändern

    Der Ministerpräsident will dafür stehen, dass Bayern so bleibt, wie es ist. Das wird aber nur klappen, wenn man die Folgen des Klimawandels ernst nimmt und das Land schon jetzt darauf vorbereitet. Der einstige Umweltminister Söder weiß das, auch wenn er schon lange keinen Baum mehr umarmt hat. Der Freistaat holt beim Ausbau der erneuerbaren Energien allmählich das auf, was unter Horst Seehofer vertagt wurde. Das ist gut für Bayern – und insofern sollte der CSU-Chef keine übertriebene Angst haben, unter Klimakleber-Verdacht zu geraten, wenn er das Thema im nächsten Koalitionsvertrag stärker in den Fokus rückt. 

    Fraglich ist nur, ob Hubert Aiwanger dann auch unterschreibt. Der Chef der Freien Wähler – und erklärte Wunschpartner der CSU – hat gerade erst deutlich gemacht, wie nachrangig er die Klimaziele der eigenen Regierung findet. „Wir setzen uns eben dieses Ziel – ob wir’s erreichen, wissen wir nicht. Das ist genau so, wie wenn ich sage: Ich will nächstes Jahr Tabellenführer im Fußball werden“, sagte er lapidar – um dann sofort wieder in die übliche Leier zu verfallen, dass man den Menschen nicht das Schnitzel und das Auto und wer weiß was noch verbieten dürfe. Abgesehen davon, dass gar niemand ein Verbot von Schnitzel und

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