Fachleute wundern sich über die schlagzeilenträchtige Pflege-Rechnung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Zwar ist die Zahl der Pflegebedürftigen 2023 tatsächlich stärker gestiegen als angenommen – um 361.000 Leistungsempfänger. Allerdings hatte man bei den Pflegekassen nicht – wie Lauterbach fälschlich den Eindruck erweckt – mit einem Zuwachs von nur 50.000 gerechnet, sondern mit 326.000. Dies war der durchschnittliche Wert der vergangenen Jahre seit der letzten Pflegereform von 2017.
Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen ist Folge der Reform von 2017
Diese Reform war für viele Betroffene ein großer Wurf: Seit den fünf Pflegegraden statt früher drei Pflegestufen erhalten endlich auch Zigtausende Demenzkranke Versicherungsleistungen. Doch mit dem Zuwachs an Empfängern steigen zugleich die Beiträge für die jüngere arbeitende Bevölkerung.
Demografische Entwicklung sendet beunruhigende Signale aus der Zukunft
Von einem „explodierenden“ Anstieg der Pflegebedürftigen, wie Lauterbach sagt, kann also keine Rede sein. Doch hinter seiner falschen Diagnose liegt ein richtiger Befund: Die Bevölkerungsentwicklung mit einem wachsenden Anteil älterer Menschen sendet schon heute beunruhigende Signale aus der Zukunft. Ohne neue Pflegereformen und unangenehme Antworten auf die Fragen nach deren Finanzierung werden die Probleme auf Dauer nicht zu lösen sein.