Redner um Redner beklagte beim Sondergipfel der islamischen Staats- und Regierungschefs zum Gaza-Krieg das Leid der Palästinenser und die Angriffe Israels. Darunter war auch der syrische Präsident Baschar al-Assad, der „zionistische Massaker“ anprangerte und beim Gipfelfoto in Riad in der ersten Reihe stand. Nicht schlecht für einen Politiker, der seit mehr als einem Jahrzehnt einen Krieg gegen das eigene Volk führt – und der selbst Tausende Palästinenser auf dem Gewissen hat: Im syrischen Bürgerkrieg sind nach Schätzung von Menschenrechtlern mehr als 3000 Palästinenser getötet worden.
Gastgeber Saudi-Arabien und andere islamische Staaten müssen sich fragen lassen, warum Assad trotzdem in Riad auftreten durfte, als wäre nichts gewesen. Nicht nur die Gipfel-Teilnahme des Diktators aus Damaskus weckt Zweifel an der Glaubwürdigkeit der islamischen Initiative. Bis zum 7. Oktober kamen die Palästinenser bei vielen arabischen Politikern nur in Sonntagsreden vor.
Reaktion oder nur Rhetorik: Wie weit geht das Engagement der islamischen Staaten?
Die israelische Reaktion auf den Hamas-Angriff zwingt viele islamische Staaten zwar, sich für die Palästinenser in die Bresche zu werfen. Der Gipfel von Riad kritisierte Israels Angriffe in Gaza deshalb scharf. Doch das islamische Engagement geht nicht über Rhetorik hinaus und endet bei den eigenen Interessen. Führende arabische und islamische Nationen wollen auf eine Annäherung an Israel nicht verzichten, weil sie sich davon politische und wirtschaftliche Vorteile versprechen – Palästinenser hin oder her.