An der Front im Donbass herrscht weiter ein blutiges Patt. Die russische Armee versucht seit neun Monaten, Bachmut einzunehmen. Der ukrainische Präsident wiederum hat die Parole ausgegeben, keinen Zentimeter mehr preiszugeben. Unterdessen wartet die westliche Welt auf die angekündigte ukrainische Offensive. Erst danach werde man sehen, ob die Zeit für Diplomatie gekommen sei. Die Hoffnung: Vielleicht gelingt der Ukraine die Befreiung größerer Gebiete.
Was, wenn Putin Nein sagt?
Denkbar ist das, aber nicht sehr realistisch. Deshalb ist es allerhöchste Zeit, über den Tag hinauszudenken. Denn in einem durchaus plausiblen Szenario stellt sich die Lage im kommenden Herbst nicht viel anders dar als jetzt. Dann wird der Westen Selenskyj vermutlich zu Verhandlungen drängen. Was aber, wenn Putin „Njet“ sagt? Ein Nein des russischen Präsidenten ist wahrscheinlich. Putin wird nicht ablassen von seinen Versuchen, die politische Landkarte Europas mit Gewalt zu verändern. Schon deshalb nicht, weil er dem eigenen Land nichts anzubieten hat.
Deshalb lautet die zentrale Frage: Wie wollen wir in Europa mit einem daueraggressiven Russland umgehen? Dazu würde man von Emmanuel Macron, Olaf Scholz und anderen EU-Granden gern etwas Substanzielles hören.