Raucher kennen das vielleicht: Hat man nur eine Packung Zigaretten daheim, bleibt der Konsum im Rahmen. Liegen aber zwei Stangen Zigaretten im Schrank, wird unbeschwert viel mehr geraucht. Unsere Psyche trickst den Verstand einfach aus. Dagegen kommt man nur schwer an, so sind wir Menschen eben. Das fällt uns auch immer wieder auf die Füße, im Kleinen wie im Großen.
Zum Beispiel beim Thema Bauen und Sanieren. Als der Wohlstand ständig zu wachsen schien und die Weltenlage leidlich stabil, waren Ressourcensparen und Klimaschutz keine Themen. Wer baute, fragte nicht, wie viel Energie das Haus verbraucht, sondern wie viele Badezimmer es haben sollte und wie groß der Garten sein kann. Dass Ressourcen endlich sind, konnte man damals auch wissen. Aber wenn die Verteilung ohne übermäßige Knappheit funktioniert, fragt halt keiner danach.
Klimaschützer sind keine besseren Menschen
Die Menschen sind nicht anders geworden, auch wenn nun viele Junge zu radikalen Klimaschützern geworden sind und die Frage nach dem Hausbau sich für ganz viele ohnehin erledigt hat. Deswegen sollte man nicht die Generationen gegeneinander ausspielen, wir sind alle nur Kinder unserer Zeit. Aber man darf erwarten, dass sich alle Bevölkerungsgruppen jetzt mit der neuen Realität auseinandersetzen – und ihr Verhalten anpassen.
Das Wollen reicht beim Klimaschutz längst nicht mehr. Deutschland hat zwar zur großen Überraschung des Klimaschutzministers seine CO₂-Einsparziele für das vergangene Jahr erreicht. Ohne den Krieg in der Ukraine und die Verwerfungen, die der Konflikt auch bei uns ausgelöst hat, sähe die Bilanz jedoch anders aus. Für die kommenden Jahre wird die Frage des Könnens klar in den Vordergrund rücken. Um auf dem Klima-Pfad zu bleiben, müssten laut Umweltbundesamt die Emissionen künftig jedes Jahr um sechs Prozent sinken. Einen Ausblick darauf, was das heißt, geben die Diskussionen um kommende Sanierungspflichten für Immobilienbesitzer.
Jeder trägt Verantwortung für seine Entscheidungen
Wenn die Politik nicht schnell erklärt, wer die immense Rechnung dafür bezahlen soll, droht ihr das Scheitern. So weitreichende Eingriffe in das Eigentum sind mit einer eher abstrakten Begründung wie dem Klimaschutz schwer zu vermitteln. Da sind wir auch wieder bei der Psyche. Noch viel wichtiger aber: Sie sind für viele aus eigener Kraft schlicht nicht zu stemmen. Deswegen ist die CO₂-Abgabe für Wohngebäude der viel bessere Weg, Akzeptanz zu schaffen.
Alle bezahlen anteilsmäßig für ihre Emissionen. Der Erlös fließt zu gleichen Teilen an alle zurück. Wer wenig verbraucht, spart Geld, wer mehr verbraucht, zahlt drauf. Damit der CO₂-Ausstoß beim Wohnen weiter sinkt, wird nicht der Gesamterlös zurückgezahlt, sondern ein Anteil für sozial gestaffelte Hilfen bei der Sanierung von Heizungen und Gebäuden verwendet. Dass der Staat alle Sanierungen bezahlt, ist Wunschdenken. Erstens sind auch seine Taschen nicht so tief. Und zweitens trägt jeder Verantwortung für seine Entscheidungen in der Vergangenheit, auch wenn sie sich heute als falsch herausgestellt haben.
Verteilungskonflikte auszugleichen, ist kein neues Thema für die Politik. Sie ist leider nie so gut darin, wie sie es sein müsste – Stichwort Rente zum Beispiel. Aber eine bessere Option haben wir nicht. Das sollte man bei aller Kritik nicht vergessen. Denn die Konkurrenz um knappe Mittel wird immer schärfer werden. Auch beim Verkehr, in der Energiewirtschaft sowie in Landwirtschaft und Industrie müssen die Emissionen runter.