Die iranische Regierung droht der EU mit Konsequenzen, weil sich europäische Politiker auf die Seite der Protestbewegung stellen, die seit fast zwei Monaten gegen die Islamische Regierung demonstriert. Weitere Eskalationen der iranisch-europäischen Spannungen sind unausweichlich, denn keine der beiden Seiten kann und will das Verhalten der jeweils anderen hinnehmen. Aus Sicht von Teheran sind die Solidaritätsbekundungen der EU mit den Demonstranten klare Beweise dafür, dass die Unruhen vom feindlichen Ausland gesteuert werden. Doch so lange Teheran auf die Demonstranten schießen lässt, werden europäische Regierungen den Druck auf den Iran weiter erhöhen müssen.
Iran braucht den Abbau westlicher Sanktionen
Alle Gesprächskanäle zu verschließen, wäre jedoch kurzsichtig, denn es gibt weiterhin gemeinsame Interessen, etwa an einem neuen Atomdeal. Die iranische Führung tut zwar so, als brauche sie den Westen nicht. Doch sie weiß zugleich, dass nur ein Abbau der westlichen Sanktionen die Dauerkrise im Iran beenden kann. Diplomaten und Politiker beider Seiten müssen in den kommenden Monaten das Kunststück fertigbringen, einen Abbruch des Verhandlungsprozesses zu vermeiden. Das ist weder einfach noch angenehm. Doch die Alternative wäre wesentlich schlimmer.