Der Amtsschimmel hat einen schlechten Ruf, doch dass ihm jetzt ein Eintrag in der Liste der bedrohten Arten droht, ist eine äußerst bedenkliche Nachricht. Viele Menschen ärgern sich bisweilen, wenn es dauert mit dem Termin beim Amt, Vorgänge nicht digital verfügbar oder Behördengänge mit absurdem Formular-Aufkommen verbunden sind. Doch im Großen und Ganzen funktioniert in Deutschland die Verwaltung zuverlässig und effektiv. Von Ausnahmen in einzelnen Städten, leider gehören Teile der Hauptstadt dazu, einmal abgesehen. Wo es nicht rund läuft, liegt das meist auch nicht an den einzelnen Beschäftigten, die in aller Regel einen tollen Job machen, sondern oft am Umstand, dass es zu wenige von ihnen gibt. Das ist heute schon so, in den kommenden Jahren aber droht sich das Problem dramatisch zu verschärfen. Hunderttausende von Beschäftigten im Öffentlichen Dienst gehen in den Ruhestand, Nachwuchs ist viel zu wenig in Sicht.
Bürokratie abbauen, Digitalisierung beschleunigen
Verwaltungsfachleute sind in der Regel hoch spezialisierte Kräfte, die eine langjährige Ausbildung hinter sich haben. Zusätzliche Mitarbeiter etwa aus anderen Branchen oder aus dem Ausland zu rekrutieren, ist schwer. Doch der Amtsschimmel, der in Wahrheit eines der Zugpferde unserer Gesellschaft ist, für deren Funktionieren er sich täglich abmüht, darf nicht verhungern. Völlig zu Recht warnen die Vertreter von Städten und Gemeinden da die große Politik, nicht immer noch mehr Aufgaben bei den Verwaltungen abzuladen. Der seit Jahren allenthalben geforderte Bürokratieabbau darf mitnichten heißen, Personal in der Bürokratie abzubauen. Vielmehr müssen Verordnungen, Regelwerke und Vorgänge endlich gründlich vereinfacht werden. Zudem werden die künftigen Herausforderungen ganz sicher nicht zu bewältigen sein, wenn die Digitalisierung in der Verwaltung nicht mächtig Fahrt aufnimmt. Also: Rettet den Amtsschimmel.