Am Ende wieder eines Jahres voller Krisen, Konflikte, Kriege und Katastrophen steht erneut der sehnliche Wunsch nach einem friedlichen Weihnachtsfest. Unzählige Male ist er aufgedruckt auf Postkarten, wird er geschrieben in E-Mails und Nachbarn zugerufen. Es sei "Friede auf Erden" spricht in der Weihnachtsgeschichte aus dem Evangelium nach Lukas ein großes himmlisches Heer.
Wer sich hierzulande ein friedvolles Weihnachtsfest wünscht, der wünscht sich auch Weihnachtsruhe. Eine Pause. Eine Auszeit vom Alltagsirrsinn. Wenigstens einmal im Jahr möge die Welt stillstehen und alles, alles gut sein!
"Das Christliche" wurde zur Zielscheibe für Kulturkämpfer aller Art
Tatsächlich bietet die Weihnachtszeit die Chance, Erfahrungen zu machen – die lange nach dem letzten Ton des "Stille Nacht, heilige Nacht" in einem der nach wie vor bestens besuchten Gottesdienste nachhallen können. Wer an Heiligabend einen besucht, erfährt eindrücklich, dass da einer in die Welt kam in ebenfalls höchst unsicheren Zeiten, "Gottes Sohn, o wie lacht". Er hört und singt: "Christ, der Retter, ist da!" Spürt möglicherweise die Kraft, die von der Frohen Botschaft ungebrochen und für unzählige Menschen ausgeht: Trost, Halt, Zuversicht, ein friedvolles Miteinander. Nichts als Wörter, inzwischen entleert bis zur Bedeutungslosigkeit? Nicht für jene, die sich auf den Kern des Weihnachtsfestes einlassen. Das ist die Voraussetzung, sonst unterscheidet sich der "heilige" Abend nicht von dem bei Loriots Hoppenstedts, Hauptsache, schön gemütlich, gern mit Ufftata!
Hoffentlich machen viele zudem die Erfahrung wenn nicht einer stillen Nacht, so doch eines Moments der Stille, des Innehaltens, Zu-sich-Kommens und Besinnens. Auch unsere überhitzte Gesellschaft bedarf des Innehaltens. Das wurde jetzt einmal mehr überdeutlich, unter anderem beim Thema Weihnachten. In den letzten Wochen fuchtelten Kulturkämpfer aller Art mit "dem Christlichen" herum wie mit einem Säbel, zumindest mit erhobenem Zeigefinger. Mit einer wenig christlichen Selbstgerechtigkeit, die im Unterschied zum christlichen Glauben Zweifel und Nächstenliebe kaum noch zu kennen scheint.
Weihnachten wird vereinnahmt und wenig verstanden
Da zielen also "Ohne-Wenn-und-Aber"-Leitkulturforderer auf Assimilation, nicht auf Integration von Migranten ab. Da erklärt CDU-Chef Friedrich Merz ernsthaft, der Kauf eines Weihnachtsbaums gehöre für ihn zur deutschen Leitkultur. Da versteigt sich ein Kommentator der FAZ anlässlich des Kreuzerlasses des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder dazu, dass in einem Kulturkampf ja Zeichen gesetzt werden müssten, und würdigte das Kreuz zum Kulturkampfmittel herab. Eine derartige Instrumentalisierung und Entkernung eines der wichtigsten christlichen Symbole lässt einen fassungslos und traurig zurück.
Zuvor beteiligte sich CSU-Chef Söder online an einer besonders unseligen "Cancel-Culture"-Debatte, nachdem eine Hamburger Kita auf einen Weihnachtsbaum verzichtet hatte ("Zu Weihnachten gehört ein Weihnachtsbaum"). Der Hass, der die Einrichtung erfasste, war ganz real. Völlig absurd die Aktion der "Letzten Generation", die in einem Leipziger Einkaufszentrum einen Weihnachtsbaum mit Farbe besprühte, Motto: "Besinnlich in die Katastrophe? Nächstenliebe = Klimaschutz!"
Da wird viel vereinnahmt und wenig verstanden.
Hoffentlich erfahren zahlreiche Menschen an Weihnachten Trost, Halt, Zuversicht, ein friedvolles Miteinander. Und hoffentlich kommen einige zur Besinnung.