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Kommentar: Gas aus Katar: Habeck ist gefangen in der Grünen-Moralfalle

Kommentar

Gas aus Katar: Habeck ist gefangen in der Grünen-Moralfalle

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    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat im Frühjahr in Katar nach Gas angefragt.
    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat im Frühjahr in Katar nach Gas angefragt. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    Nun also doch – Katar wird Flüssiggas nach Deutschland liefern. Richtig, das ist das Emirat am Golf, an dem die Deutschen gerade aus Anlass der Fußballweltmeisterschaft ihr hochmoralisches Gemüt kühlen. Ausgebeutete Arbeiter, Diskriminierung von Homosexuellen, ein durch Gier der Seele beraubter Fußball. Das sind die Vorwürfe. Wirtschaftsminister Robert Habeck hat vor wenigen Tagen Nationalmannschaftskapitän Manuel Neuer geraten, die sogenannte One-Love-Binde in Regenbogenfarben zu tragen. 

    Nun ist Habeck nicht Sportminister, sondern als Wirtschaftsminister in der Energiekrise der oberste Gasbeschaffer des Landes. Aus diesem Grunde ist er im Frühjahr nach Katar gereist. Einerseits die Kataris über die richtigen Werte zu belehren, andererseits ihr Gas zu wollen, ist ein typischer Fall deutscher Doppelmoral. Keine Partei symbolisiert diese Heuchelei stärker als die Grünen, weil das Moralisieren Teil ihres Wesenskerns ist. Genau das führt dazu, dass ihnen in Teilen der Bevölkerung scharfe Ablehnung bis hin zum offenen Hass entgegenschlägt. 

    Im Geschäft mit Gas zählt langfristige Planbarkeit, das weiß auch Habeck

    Mit dem Gasgeschäft über anderthalb Jahrzehnte stellt Habeck gleichzeitig die deutschen Klimaziele bloß, für die er prominentester Vorkämpfer ist. Der Deal mit den Scheichs zeigt auch, dass die bisher von Habeck postulierte Haltung "Wir brauchen Euer Gas nur bis 2030, danach haben wir erneuerbare Energien“ an der energiepolitischen Realität auf dem Weltmarkt vorbeigeht. Denn die Ausbeutung eines Gasfeldes ist eine Unternehmung, die sich erst über die lange Zeit rechnet. Langfristige Abnehmer wie China geben den Gas- und Ölstaaten Planbarkeit. 

    Dieser Tatsache muss sich auch Deutschland beugen, wenn es zuverlässig mit Gas beliefert werden will. Es ist Zeit, das anzuerkennen. Und es ist Zeit anzuerkennen, dass Deutschland von seinen Ausbauzielen für Wind- und Solarenergie meilenweit entfernt ist. Gas aus Katar und von anderen umstrittenen Lieferanten wird gebraucht werden. Es wäre besser, gestünden sich Habeck und die Grünen das ein. 

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