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Kommentar: Frankreich beendet Mali-Einsatz: Kein glorreicher Abzug

Kommentar

Frankreich beendet Mali-Einsatz: Kein glorreicher Abzug

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    Ein Fahrzeug vom Typ Dingo der Gebirgsjäger fährt durch die Wüste während einer Aufklärungsmission im Rahmen der UN-Mission MINUSMA in Gao.
    Ein Fahrzeug vom Typ Dingo der Gebirgsjäger fährt durch die Wüste während einer Aufklärungsmission im Rahmen der UN-Mission MINUSMA in Gao. Foto: Pao Minusma, dpa

    Eine diplomatische und militärische Erniedrigung zwei Monate vor der Präsidentschaftswahl war sicherlich nicht das, was Emmanuel Macron sich erhofft hatte. Dennoch sah er sich nun gezwungen, das wenig glorreiche Ende des französischen Einsatzes in Mali, an dem sich bis jetzt etliche Partnerstaaten beteiligten, anzukündigen – trotz der weiterhin bestehenden Gefahr durch vor Ort agierende islamistische Gruppierungen. Ihre Präsenz war 2013 der Grund für Macrons Vorgänger François Hollande gewesen, die umfangreiche Mission zu beschließen, noch bevor Europa ab 2015 von einer Serie an islamistisch motivierten Terroranschlägen schwer getroffen wurde.

    Macron klingt, als würde er sich die Lage schönreden

    Doch die Zusammenarbeit mit der Militärregierung in Bamako war unhaltbar geworden. Sie hatte sich an die Macht geputscht, überging die westliche Forderung nach einer demokratischen Legitimierung durch baldige Wahlen und engagierte fast 1000 russische Söldner der „Gruppe Wagner“. Die Ablehnung der ehemaligen Kolonialmacht und ihres noch immer bestehenden Einflusses beschränkt sich dabei nicht nur auf die Militärjunta, sondern ist in den westafrikanischen Gesellschaften weit verbreitet. Dies liegt auch in der Unterstützung korrupter Regimes durch die einstige französische Schutzmacht begründet, welche sich selbst bereichern anstatt einen funktionierenden Sozialstaat aufzubauen.

    Macron hat diese bestehenden Konflikte zwar von seinen Vorgängern geerbt, aber kein Mittel gefunden, sie zu beenden. Neun Jahre nach Beginn des Militäreinsatzes in Mali wurde keines der ursprünglichen Ziele erreicht, weder die politische Stabilität des Landes noch die Vertreibung dschihadistischer Gruppen, welche eine Gefahr für die ganze Region darstellen. Wenn Macron heute sagt, der Abzug stelle kein „Scheitern“ dar, so klingt er wie ein Präsident, der sich und den anderen die Lage schönredet. Erst Recht in Wahlkampfzeiten.

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