Erst zwei Monate ist es her, dass die EU-Staaten ihren Asylkompromiss gefeiert haben. Im Wesentlichen ging es um zwei Punkte: Möglichst schon an den Außengrenzen soll entschieden werden, wer Schutz bekommt. Zudem sollen die ankommenden Menschen gleichmäßiger in der Europäischen Union verteilt werden. Die Bilanz des vergangenen Jahres zeigt, wie wichtig gerade der zweite Aspekt für Deutschland ist.
Viele Menschen spüren ein Gefühl von Ungerechtigkeit
Ein Drittel der Geflüchteten sucht hier Asyl. An diesem Wert wird sich die künftige Migrationspolitik messen lassen. Die große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger ist nach wie vor bereit, Menschen in Not zu helfen. Dass die Solidarität unter den EU-Ländern dabei ziemlich überschaubar ist, erzeugt allerdings bei vielen ein Gefühl von Ungerechtigkeit und Frust. Wer nicht will, dass daraus eine dauerhaft vergiftete gesellschaftliche Stimmung entsteht, muss in diesem Jahr beweisen, dass Europas Asylabkommen mehr wert ist als das Papier, auf dem es geschrieben steht.
Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind geplatzte Versprechen Treibstoff für Populisten und Extremisten. Ob die EU die Asylpolitik in den Griff bekommt, wird sich in einem Jahr an den Zahlen ablesen lassen – aber schon vorher an Wahlergebnissen.