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Kommentar : Sie könnten es gar nicht: AfD und BSW sind nicht regierungsfähig

Kommentar

Sie könnten es gar nicht: AfD und BSW sind nicht regierungsfähig

Michael Stifter
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    Die AfD-Chefs Alice Weidel und Tino Chrupalla wollen an die Macht.
    Die AfD-Chefs Alice Weidel und Tino Chrupalla wollen an die Macht. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    Für Alice Weidel ist die Sache klar: Die Zeiten der keifenden Fundamentalopposition sind vorbei. Die AfD will an die Macht. Wenn man sich die Umfragewerte, zumindest im Osten der Republik anschaut, ist dieser Anspruch auch nicht mehr völlig utopisch. In Sachsen, Thüringen und Brandenburg könnte die AfD stärkste Kraft werden. Doch die in großen Teilen rechtsextreme Truppe dort hat gleich mehrere Probleme. Erstens will aus guten Gründen niemand mit ihr zusammenarbeiten. Zweitens bietet sie jenseits der immer gleichen Parolen so gut wie keine praktikablen Konzepte. Und drittens hat sie ein eklatantes Personalproblem.

    Maximilian Krah: erst versteckt, jetzt wieder da

    Maximilian Krah steht sinnbildlich dafür. Als Spitzenkandidat war er in den Europa-Wahlkampf gestartet, nach einer Reihe von Skandalen und Peinlichkeiten sperrte ihn die eigene Parteispitze vor der Öffentlichkeit weg, um Schlimmeres zu verhindern. Im neuen Europaparlament will man ihn ebenfalls nicht dabeihaben. Klare Distanz zu einem schwarzen Schaf also? Von wegen!

    Gerade erst hat die AfD in seiner Heimat Sachsen verkündet, man werde im Landtagswahlkampf voll auf jenen Mann setzen, der nicht nur durch bizarre Videos in sozialen Netzwerken, sondern auch mit dubiosen Verbindungen nach China und Moskau ins Zwielicht geraten ist. Da schwingt ein gewisser Korpsgeist mit, aber die seltsame Treue zu Krah hat ganz banal auch damit zu tun, dass die AfD oft keine seriöseren Leute zu bieten hat.

    Hunderte AfD-Mandate in der Kommunalpolitik verfallen

    In der Kommunalpolitik verfallen hunderte errungene Mandate, weil die Rechten sie nicht besetzen können. Wählerinnen und Wähler fühlen sich getäuscht. Auf Landes- oder Bundesebene ist diese Gefahr zwar überschaubar und doch gilt auch hier: Man kann sich nicht unbedingt aussuchen, wer da alles auf den Listen auftaucht.

    Der neue Rivale auf dem populistischen Spielfeld, das Bündnis Sahra Wagenknecht, geht einen anderen Weg. Dort werden potenzielle Mitstreiter intensiv geprüft - was dazu führt, dass es bislang kaum Mitglieder gibt. Alles bleibt auf eine Person zugeschnitten. Zugleich erhebt auch das BSW einen politischen Gestaltungsanspruch, sieht sich im Osten schon als Ministerpräsidenten-Macher. In Sachsen etwa könnte die CDU tatsächlich auf Wagenknecht angewiesen sein, um eine Mehrheit gegen die Rechten zu schmieden.

    Wagenknecht und Weidel basteln an einer Fassade

    Doch in Wahrheit bleiben AfD und BSW potemkinsche Dörfer. Erstens sind viele ihrer Versprechen nicht durch Lösungen gedeckt. Und zweitens täuschen beide eine Regierungsfähigkeit vor, die es so nicht gibt. Sowohl Weidel als auch Wagenknecht investieren viel, um eine seriöse Fassade aufzubauen. Sie haben vom Erfolg anderer Populistinnen gelernt, etwa Giorgia Meloni oder Marine Le Pen.

    Es geht im Kern darum, auch Menschen, die sich selbst in der Mitte der Gesellschaft verorten, zu erreichen. Menschen, die Nazi-Parolen, Provokationen und Krawall als abstoßend empfinden. Doch die Posse um Maximilian Krah zeigt, wie dünn der Lack ist, wenn man mal an dieser Fassade zu kratzen beginnt.

    Hinzu kommen verbissene Machtkämpfe, die inzwischen weitgehend hinter den Kulissen ausgetragen werden, was man als „Professionalisierung“ zu verkaufen versucht. Aber es gibt sie eben noch immer und das bedeutet, man kann als AfD-Wähler nicht sicher sein, was man für seine Stimme bekommt.

    Für eine Partei, deren Ziel es war, andere vor sich herzutreiben und Wut zu schüren, mag das ausreichen, selbst wenn es moralisch defizitär ist. Eine Verantwortung für das Land darf man auch der nach außen aufpolierten AfD nicht überlassen.

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    5 Kommentare
    Rainer Kraus

    Nun ist es raus: Die AfD ist auch nicht regierungsfähig. Jetzt wird es aber ernst, denn die Ampel kann es auch nicht.

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    Helmut Eimiller

    Herr Kraus, eine große Schuld an den heutigen Problemen trägt die Union. Die größte Unverfrorenheit war die Kür des Kanzlerkandidaten: Obwohl die Unzufriedenheit in NRW mit dem Ministerpräsidenten Armin Laschet von Januar bis April 2021 von 38 Prozent auf 69 Prozent angestiegen war, wurde dieser ausgewählt. (Daten entnommen aus Stern-Artikel „Statista: Unzufriedenheit mit Armin Laschet wächst in NRW“ vom 14.07.2021) Und die Schuldenprobleme sind in den USA und Frankreich viel größer als bei uns. Auch die Demokratie ist m. E. in diesen Ländern gefährdeter.

    Wolfgang Schwank

    Oje Herr Stifter, sich in diesem Kontext (AfD, Krah, Sachsen) in 3 dürren Sätzen am BSW abzuarbeiten, dieses in die gleiche Schmuddelecke zu stellen, ist wahrlich keine Meisterleistung. Weder journalistisch geschweige denn politisch-inhaltlich.

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    Walter Koenig

    Was hat denn das BSW wirklich zu bieten, Herr Schwank? Herr Stifter hat völlig recht mit seiner Feststellung. Denn AfD wie BSW haben leere Hände und keine Lösungen zu bieten. Ohne Frau Wagenknecht würde vom BSW auch kaum Notiz genommen. Aber die ehemalige Linke ist vor allem im Osten Deutschlands noch sehr bekannt, und ihr Bundestagsmandat, welches sie über Liste der Linkspartei bekommen hat, sichert ihr noch die mediale Aufmerksamkeit.

    Viktoria Reissler

    Da sind wir jetzt doch unendlich froh, dass wir mit Rot-Grün-Gelb eine solide, zupackende Regierung haben, die das Land voranbringt...........(Ironie aus)

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