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Kommentar: Erdogan übertreibt es mit dem Dagegen-Sein

Kommentar

Erdogan übertreibt es mit dem Dagegen-Sein

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    Recep Tayyip Erdogan wirft Schweden und Finnland eine Unterstützung der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und der syrischen Kurdenmiliz YPG vor.
    Recep Tayyip Erdogan wirft Schweden und Finnland eine Unterstützung der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und der syrischen Kurdenmiliz YPG vor. Foto: Markus Schreiber/AP/dpa

    Der türkische Präsident Erdogan genießt die internationale Aufmerksamkeit wegen seiner Veto-Drohung gegen den Nato-Beitritt von Finnland und Schweden. Mit seinen fast täglichen Stellungnahmen gegen die Skandinavier zwingt er seine Bündnispartner zum Nachdenken über türkische Sicherheitsinteressen im Konflikt mit der PKK – und vielleicht auch zu Zugeständnissen an Ankara. Das wäre ein Erfolg, den Erdogan in Wählerstimmen ummünzen könnte.

    Türkischer Präsident Erdogan benutzt sein Vetorecht in der Nato als Druckmittel

    Dass der türkische Staatschef es einfach nicht mehr erträgt, dass andere Länder seiner Meinung nach im Umgang mit der PKK zu lasch sind, ist unwahrscheinlich. Er hatte in den vergangenen Jahren kein Problem damit, seine Beziehungen mit Russland bis hin zu milliardenschweren Waffenkäufen zu vertiefen, obwohl Moskau – anders als Europa – die PKK nicht einmal als Terrorgruppe einstuft, geschweige denn bekämpft. Wahrscheinlicher ist, dass Erdogan den Nato-Beitrittswunsch von Finnen und Schweden als Chance begreift, beim Westen Dinge durchzusetzen, die er bisher nicht durchsetzen konnte.

    Nato-Betritt von Schweden und Finnland: Erdogan balanciert auf einem schmalen Grat

    Aber der türkische Staatschef wandelt auf einem schmalen Grat. Er trägt den Streit öffentlich aus, um beim heimischen Publikum zu punkten, schränkt mit seinen Festlegungen aber seinen Verhandlungsspielraum ein. Dass er sich in Europa und den USA nicht beliebt macht, kann ihm egal sein. Doch wenn Erdogan nicht rasch eine Lösung für den von ihm selbst angezettelten Streit findet, riskiert er mehr als nur eine vorübergehende Verstimmung. Sollte der türkische Präsident den richtigen Moment zum Einlenken verpassen, hat die Türkei ihren Ruf als Verbündete verspielt. Sie steht dann als unzuverlässiger und opportunistischer Staat da, dem man nicht über den Weg trauen kann. Im Fall einer echten Krise könnte die

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