Im lange währenden Meinungsstreit um die Zukunft der Mobilität in Europa haben sich die Umweltverbände durchgesetzt. Demnach sollen in 13 Jahren in der EU keine Diesel- und Benziner-Autos mehr neu zugelassen werden. Darauf haben sich heimische Fahrzeugbauer aber längst eingestellt und sind wie Audi sogar schneller als die Brüsseler Klima-Schützer unterwegs. Die von der EU ausgepackten Öko-Daumenschrauben verfehlen nicht ihre Wirkung.
Weil die deutsche Auto-Industrie nicht im Wettbewerb mit Stromer-Rivalen wie Tesla ins Hintertreffen geraten will, hat sie begonnen, sich elektrisch neu zu erfinden. Politische Regulierung kann ein Segen sein. Klimaschutz und damit der Schutz von Umwelt wie Leben muss stets Vorfahrt haben. Verbrennungsmotoren, mögen sie im hohen Maße optimiert sein, bleiben CO2-Schleudern, wenn sie mit herkömmlichen Kraftstoffen betrieben werden. Soweit gibt es keinen Dissens mehr zwischen Politik, Umwelt-Organisationen und Industrie. Das ist ein Fortschritt.
Die EU verhindert mit dem Verbrenner-Verbot Innovationen
Doch die Verantwortlichen in Brüssel begehen einen Fehler: In ihrem Klima-Tunnelblick schauen sie weder nach links noch rechts und glorifizieren Elektro-Autos als allein selig machenden Weg zu einer CO2-freien Mobilität. Autohersteller wie VW, Audi oder Mercedes-Benz widersprechen ihnen nicht, weil sie mit Stromern bei entsprechend hohen Stückzahlen mehr Geld als mit Verbrennern verdienen können. Elektro-Autos stellen derzeit sicher die beste Methode dar, schnell und wirtschaftlich den C02-Ausstoß im Verkehrssektor massiv zu verringern. Sie verdienen aber keinen Heiligenschein, den ihnen Umwelt-Gruppierungen, Teile der Politik und auch der Autoindustrie aufgesetzt haben. Noch lange befördern diese Autos eine schwere CO2-Last: Sie werden nämlich vielfach noch mit Strom aus Kohle und Gas produziert. Bis der Klimasünder-Bauch abtrainiert ist, kann es lange dauern.
Was die Elektro-Propheten gerne verdrängen: Es gibt weltweit viel zu wenig grüne Energie. Und der Bedarf nach diesem Öko-Gold wird ins Unermessliche steigen. So hat sich Brüssel entschieden, mit dem Verbrenner-Aus auch synthetischen, mithilfe von Wind- oder Sonnen-Energie gewonnenen Kraftstoffen keine Zukunft für Autos zu geben. Schließlich kann der grüne Strom mit solchen E-Fuels bei weitem noch nicht so effizient wie in batteriebetriebenen Autos eingesetzt werden. Doch die neuen Kraftstoffe haben einen enormen Charme, schließlich lassen sich mit ihnen Verbrennungsmotoren weiter nutzen. Leider verhindert das Brüsseler Scheuklappen-Denken, dass grüner Sprit auf Dauer eine Zukunft hat. Der EU-Weg würgt Innovation in der Weiterentwicklung von E-Fuels zu günstigeren und wirksameren Kraftstoffen zumindest für die Autoindustrie ab.
Mit Elektro-Autos wird Europa abhängiger von China
Letztlich wäre es vernünftiger gewesen, Verbrennungsmotoren nicht vollständig zu ächten, sondern ihnen ein Nischen-Dasein über 2035 hinaus mit Öko-Sprit zu gewähren. Das Gnadenbrot hat die Technologie verdient, zumal die Batterie-Euphorie rasch in sich zusammenfallen kann: Denn für diese Technik werden reichlich problematische Rohstoffe benötigt. Seltene Erden für Batterien kommen oft aus China. Europa verstärkt dadurch seine Abhängigkeit von der Diktatur. Für Batterien ist auch Kobalt notwendig. Das Metall wird in der Demokratischen Republik Kongo zum Teil von Kindern gefördert. Der Abbau des gleichermaßen unverzichtbaren Lithiums in Südamerika funktioniert nur mit Unmengen an dort knappem Wasser.
Die als so heil gepriesene schöne neue Welt der Elektro-Mobilität steckt also voller Sünden-Fälle. Auf Brüssel kommt neue Arbeit zu.