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Kommentar: Ein Land als sichere Zuflucht: Israel verteidigt ein Versprechen

Kommentar

Ein Land als sichere Zuflucht: Israel verteidigt ein Versprechen

Rudi Wais
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    Das israelische Luftabwehrsystem Iron Dome ist über der Hafenstadt Haifa im Einsatz.
    Das israelische Luftabwehrsystem Iron Dome ist über der Hafenstadt Haifa im Einsatz. Foto: Baz Ratner, dpa

    Ein Mitarbeiter von Benjamin Netanjahu hat es gerade auf den Punkt gebracht: Israel ist nicht einfach nur ein Land – Israel ist ein Versprechen. Nach Jahrhunderten der Verfolgung und dem Massenmord an sechs Millionen Juden durch die Nationalsozialisten wollte der neue Staat, der 1948 buchstäblich aus der Wüste erwuchs, vor allem eines sein: eine sichere Zuflucht.

    Jeder Jude, wo auch immer er (oder sie) lebt, kann seitdem die „Alija“ machen, also nach Israel auswandern, wo er herzlich willkommen geheißen, in einen Hebräischkurs gesteckt und Teil einer lebendigen multikulturellen Gesellschaft wird, die viele Probleme haben mag und enormen Fliehkräften ausgesetzt ist, die sich aber in einem Punkt einig ist: Wo es um ihre Sicherheit geht, verlassen sich linke wie rechte Israelis, orthodoxe wie säkulare, noch immer auf das Schutzversprechen ihres Staates.

    Der 7. Oktober hat gezeigt, wie verwundbar das Land ist

    Dies, vor allem, erklärt das harte Vorgehen der israelischen Armee gegen die Terrormiliz Hisbollah in diesen Tagen. Mehr noch als jeder Krieg, den Israel mit seinen arabischen Nachbarn geführt hat, haben die Massaker vom 7. Oktober gezeigt, wie verwundbar das Land ist. Verglichen mit der vom Iran aufgerüsteten Hisbollah ist die Hamas im Gazastreifen nur eine wilde Horde schlecht ausgerüsteter Teilzeitterroristen. Die Raketen der Hisbollah dagegen reichen nicht nur ein paar Kilometer auf israelisches Territorium wie die der Hamas. Sie können praktisch jeden Ort in Israel treffen und irgendwann auch die legendäre Luftabwehr des Landes überfordern, den Iron Dome.

    Die Hisbollah jetzt nicht in die Schranken zu weisen, hieße einen zweiten 7. Oktober zu riskieren, so aufgeheizt ist die Stimmung gegen Israel in der Region, so groß der Einfluss des Iran auf seine schiitischen Vasallen im Libanon. Der eigentliche Nahost-Konflikt ist ja längst nicht mehr der zwischen Israelis und Palästinensern, sondern der zwischen dem Iran und Israel. Die Hisbollah führt ihn stellvertretend für den Iran. Mit 150.000 Raketen. Mit einer professionellen Armee. Und mit der Macht der Bilder. Wie zuvor im Gazastreifen zeigen sie nun zerbombte Häuser in Beirut oder Menschen, die vor den israelischen Luftschlägen fliehen, als führe hier Israel einen Angriffskrieg und nicht die Hisbollah.

    Auch in Deutschland bröckelt die Solidarität mit Israel

    Anders als die Ukraine, die sich unter der großen Anteilnahme der Weltöffentlichkeit gegen Russland verteidigt und in der Wahl ihrer Mittel auch nicht zimperlich ist, ist Israel international weitgehend isoliert. Selbst in den USA und in Deutschland, dem Land der Täter, bröckelt die Solidarität, ja, schlimmer noch: Nach dem ersten Entsetzen über die Taten der Hamas hat der Antisemitismus in Europa und den USA sein wahres Gesicht gezeigt, das zahlreicher islamistischer Attentäter ebenso wie das der studentischen Milieus: In ihrer ideologischen Verbohrtheit verwechseln sie Täter und Opfer und zeihen Israel, die einzige Demokratie des Nahen Ostens, der Apartheid , als seien die Juden jetzt die Verfolger und nicht die mehr Verfolgten.

    Israel hat kein Interesse an einem Krieg mit der Hisbollah, aber es wird ihn führen müssen, wenn es eine sichere Zuflucht für die Juden der Welt bleiben will. Zu groß ist der Einfluss des Iran in der Region, zu groß ist das Risiko, von drei Seiten in die Zange genommen zu werden: im Westen die Hamas, im Norden die Hisbollah, und im Süden die Raketen der jemenitischen Huthi-Miliz, die ebenfalls bis nach Israel reichen.

    Der Schlüssel zur Lösung dieses Konfliktes liegt in Teheran. Neue, noch deutlich schärfere Sanktionen des Westens gegen das Mullah-Regime könnten ein erster Schritt sein. Die komplette Isolierung des Iran nach dem Vorbild Nordkoreas der zweite.

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    1 Kommentar
    Wolfgang Leonhard

    Rudi Wais will immer noch glauben, dass Netanjahus Kriegskurs zu mehr Sicherheit für das israelische Volk führt. Israel ist heute schon politisch völlig isoliert: Netanjahus Weg führt offensichtlich nirgendwohin, aber solange er Krieg führt, ist er als Präsident sicher vor Neuwahlen und vor den nationalen und internationalen Strafverfolgern.

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